Herne. Dort arbeiten, wo andere Menschen Urlaub machen: Für den Herner Frank Klatezki geht die Gleichung seit einigen Jahren auf - in Rom.

Die Wetteraussichten für Samstag: angenehme 21 Grad, von Regen keine Spur. Das sind selbstverständlich nicht die Vorhersagen für Herne, wo es in den vergangenen Tagen ziemlich kalt war. Es handelt sich vielmehr um die Werte für Rom. Die kann Frank Klatetzki genießen - sie sind geradezu ideal für seinen Job in der italienischen Hauptstadt. Der Herner arbeitet dort mit seiner Lebensgefährtin Sabrina Mack als Touristenführer.

„Das kannst Du auch. Und besser.“

Aus dem Ruhrpott nach Rom? Ja, geradlinig war dieser Weg nicht. Ursprünglich sei er Reisebusfahrer gewesen, erzählt der 58-Jährige im Telefonat mit der Herner WAZ-Redaktion. Doch dann hätten seine Augen nicht mehr mitgemacht. So habe er sich neu orientieren müssen - und dabei habe der Zufall mitgespielt. Er war nämlich selbst als Tourist unterwegs in Rom, als eine Stadtführung an ihm vorbeigelaufen sei. „Da habe ich gedacht: Das kannst Du auch. Und besser.“ Ein kühner Gedanke, Bekannte rieten ihm ab. Ein Deutscher, der in Rom Stadtführungen macht? Das könne nicht funktionieren. Zumal Klatetzki die Stadt noch nicht besonders gut kannte und sein Italienisch sich auf einzelne Brocken beschränkte. Er gibt zu: „In Rom können viele Deutsch, sonst wäre ich wohl gescheitert“. Außerdem sind seine Kundinnen und Kunden Deutsche.

Frank Klatetzki  mit seiner Lebensgefährtin Sabrina Mack.
Frank Klatetzki  mit seiner Lebensgefährtin Sabrina Mack. © Klatetzki

Dennoch: In einer der berühmtesten Hauptstädte der Welt ist die Konkurrenz hart, deshalb stellt sich die Frage, wie er es geschafft hat, sich durchzusetzen. Seine Erfolgsformel: sich absetzen von der breiten Masse. Ein Jahr lang hätten er und seine Lebensgefährtin sich Zeit genommen, um sich Rom anzueignen, um dann eine eigene Tour zu entwickeln, das Motto: Auf Schusters Rappen durch Rom. Das Besondere können Gäste schon an der Dauer erkennen: nicht weniger als zehn Stunden dauert die Führung, dabei legt die Gruppe etwa 15 Kilometer zurück.

Mischung aus Höhepunkten und unbekannten Orten und Wegen

Selbstverständlich steuert Klatetzki legendäre Sehenswürdigkeiten wie das Colosseum, den Trevi-Brunnen oder das Pantheon an, doch er wandelt auch auf Wegen, die abseits der großen Touristenströme liegen. „Die Gäste sollen das Flair der Stadt aufnehmen, die Stadt erzählt ja sehr viel von sich selbst. Die Tour ist wie ein langer Spaziergang.“ Und er vermeide es, mit Daten, Fakten und Zahlen um sich zu schmeißen. Wenn man die ganze Zeit erzähle, hätten die Menschen das meiste am Ende der Tour schon vergessen. Er lasse seinen Gästen Zeit - für Fotos, Fragen, oder einen Cappuccino. Auch für Shopping bleibe Zeit. Darüber hinaus gebe er zahlreiche Tipps, was sich in Rom alles lohnt - und was nicht. Zum Beispiel Restaurants oder Unterkünfte. Er verändere die Tour jedes Jahr ein wenig, so Klatetzki. Ein Fähnchen oder einen Schirm, um die Herde beisammen zu halten, braucht er übrigens nicht - seine Gruppen bestehen aus höchstens sechs Personen.

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Seit 2015 laufe die Führung rund, so Klatetzki, die Bewertungen deuten darauf hin, dass er die richtige Mischung gefunden hat. „5 Mädels aus Niederbayern“ schreiben in einer Bewertung: „Wir hatten anfangs Bedenken, ob 10 Stunden nicht zu lang sind, aber wir waren 12 Stunden unterwegs, und es war keine Minute zu lang.“ Andere schreiben, dass die Führung das Highlight ihrer Reise gewesen sei.

2025 ist das Heilige Jahr - „dann wird Rom voll“

Da in Rom eigentlich das ganze Jahr über Saison ist - auch in dieser Hinsicht wird Rom seinem Ruf der ewigen Stadt gerecht -, leben Mack und Klatetzki inzwischen den überwiegenden Teil des Jahres am Tiber. Finanziell sei das kein Problem, da in Italien die Lebenshaltungskosten geringer seien als in Deutschland.

Frank Klatetzki schaut schon jetzt gespannt auf das nächste Jahr, denn 2025 wird das sogenannte „Heilige Jahr“, in dem auch die Heiligen Pforten am Petersdom geöffnet sein werden. „Dann wird Rom voll“, ist sich der Herner sicher. Und seine Führungen dürften auf reges Interesse stoßen.

>>> Weitere Informationen zu den Führungen gibt es unter city-guide-rom.com