Herne. Die Zerstörung des Büchertauschschranks am Sportpark in Herne hat bei Nutzern und Anwohnern Wut ausgelöst. Die Politik will handeln.
Die Zerstörung des Büchertauschschranks am Sportpark in Wanne-Süd in Herne hat Wut und Entsetzen ausgelöst. Die Tat reiht sich ein in weitere, die in den vergangenen Monaten in diesem Bereich bekannt geworden sind.
„Wir haben den Bücherschrank hier regelmäßig genutzt, haben uns etwas herausgenommen und auch etwas für andere hinterlassen“, erzählte Frank Scherer am Sonntag im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. „Ich bin einfach nur enttäuscht, dass Leute den einfach so zerstören!“ Seiner Freundin Daniela Joncarova ist das Wort „enttäuscht“ nicht stark genug, um auszudrücken, was sie jetzt fühlt. „Ich habe hier auch schon häufiger Zettel hinterlassen, dass man den Schrank bitte so hinterlässt wie man ihn vorfinden möchte, aber mit so etwas wie jetzt habe ich nicht gerechnet.“
Kein Verständnis für die Zerstörungswut
Derjenige, der den Brand bemerkte, war Philipp Kubsch. Er war am frühen Morgen auf dem Heimweg aus Eickel, als er den beginnenden Brand bemerkte. Er versuchte noch mit einer Getränkeflasche dem Brand Herr zu werden - vergeblich. Daraufhin alarmierte Kubsch, der selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, seine hauptamtlichen Kollegen der Feuerwache 2. Bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte stand der Bücherschrank bereits lichterloh in Flammen. Nach den Löscharbeiten blieben nur verkohlte Reste des einstigen Bücherschranks übrig.
Serie von Vandalismusfällen
Die Zerstörung des Büchertauschschranks reiht sich ein in eine Serie von Vandalismusfällen in diesem Umfeld.
So war die Minigolfanlage in der jüngeren Vergangenheit mehrfach betroffen. Auch die neuen Gebäude am Stadionnebenplatz wurden innerhalb kürzester Zeit beschmiert. Im Dorneburger Park wurden Zäune umgetreten, die eigentlich junge Pflanzen schützen sollen.
Anfang des Jahres wurde der Bücherschrank „Lenni“ in Wanne-Mitte zerstört.
Vor dem zerstörten Schrank sammeln sich am Sonntagvormittag entsetzte Anwohner und Passanten und teilen ihre Meinung über den nächtlichen Vandalismus – auch Lore Berendes ist auf ihrem Fahrrad vorbei gefahren, und hält an, als sie das verkohlte, schwarze Holz des Bücherschranks, die vielen im Wind herumwirbelnden, verkohlten Blätter und die Scherben sieht. Sie schlägt bei dem Anblick die Hände vor den Mund: „Das ist ja nicht zu fassen“, so die Anwohnerin entsetzt. „Das ist das Letzte, für so eine Zerstörungswut habe ich kein Verständnis!“ Der Bücherschrank sei doch der Allgemeinheit zugute gekommen, „warum muss man das denn zerstören?“ Besonders schockierend finde sie auch, dass die Polizeiwache nur ein paar Meter weiter liegt: „Das muss man sich mal überlegen, dass die sich das trauen!“ Daniela Joncarova hofft einfach nur, dass der Bücherschrank repariert wird, so dass sie und andere ihn wieder nutzen können. „Aber bei so einem Verhalten glaube ich nicht, dass die Stadt das macht“, so die Hernerin traurig.
Schrank kostete 8000 Euro plus Kosten für planerische Arbeiten
„Hut ab für diese Zivilcourage, aber das Löschen hat nicht funktioniert, und der Brand wurde schnell sehr groß“, kommentierte Polizeisprecherin Nicole Schüttauf das beherzte Handlen des Zeugen. Der ist auch in der CDU aktiv. „Es ist einfach traurig zu sehen, wie mit solch guten Einrichtungen wie dem Bücherschrank umgegangen wird. Bücherschränke wie diese bieten jedermann, auch Geringverdienern, eine gute Möglichkeit, sich zu belesen“, so Philipp Kubsch. „Eine Sauerei sind solch unnötige Aktionen. Wir müssen uns schnellstmöglich um eine Neuerrichtung des Bücherschranks bemühen”, ergänzt Jascha Hoppe stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union in Herne.
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Das gleiche Ziel hat auch Bezirksbürgermeister Martin Kortmann (SPD). Er sei stinksauer und werde versuchen, Spenden für einen neuen Bücherschrank zu sammeln. Das könnte eine Herausforderung werden: Der Schrank hatte 8000 Euro gekostet, hinzu kamen Kosten für planerische Arbeiten.
Die Polizei hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt und bitte die Bevölkerung um Zeugenhinweise, da bisher keine keine Informationen über den oder die Täter vorliegen. Zeugen melden sich unter 0234-909-8505, oder außerhalb der Geschäftszeit unter der Durchwahl -4441