Herne. Quälend lange Jahre war ein Gebäude in Herne ein Schandfleck. Nach einem Eigentümerwechsel ist es jetzt saniert - und komplett vermietet.
Wenn man genau hinsieht, gibt es an der einen oder anderen Stelle noch ein paar Feinarbeiten zu erledigen, doch der allergrößte Teil der Sanierung ist beendet, und das Haus an der Bahnhofstraße 114 - direkt am Kreisverkehr am Herne Bahnhof - erstrahlt in einem frischen Weiß. Welch ein Kontrast zu früheren Jahren. Da entwickelte sich die Immobilie (Baujahr 1935) immer mehr zu einem Schrotthaus, die Wohnungen und die beiden Ladenlokale im Erdgeschoss standen längst leer, im Hinterhof standen einige Gebrauchtwagen, die keine Chance hatten, einen Käufer zu finden. Kein schönes Bild angesichts der Tatsache, dass auf den anderen Seiten des Kreisverkehrs das Wohnhaus K111 und die neue Firmenzentrale des Industriedienstleisters Ifürel entstanden.
Renovierung verzögerte sich wegen Lieferproblemen
Schließlich konnte eine Gruppe von Investoren, zu denen unter anderem Muzaffer Oruc gehört, das Haus kaufen und begann 2022 mit der Sanierung - bei der eigentlich nur noch der Rohbau übrig blieb. Dach, Fenster, Installationen: Alles wurde erneuert. Inzwischen ist die Renovierung abgeschlossen - wegen Lieferproblemen bei der Wärmepumpe später als kalkuliert - und das Haus komplett vermietet. In das eine der beiden Ladenlokale ist eine Filiale des Essener Personaldienstleisters Tempton eingezogen, in das andere das Unternehmen Estrella 24.
Das hat auch gleich alle acht Wohnungen im Haus angemietet. Der Grund: Estrella 24 ist im Bereich der Kurzzeitvermietungen tätig, Yasin Erdogrul hat auch an der Germanenstraße, aber auch in weiteren Städten des Ruhrgebiets Appartements. Die etwa 65 Quadratmeter großen Wohnungen an der Bahnhofstraße sind nach der Modernisierung freundlich und hell gestaltet, die Einrichtung ist zweckmäßig. Sie verfügen in aller Regel über vier Betten, eine Wohnküche mit Fernseher sowie über ein Badezimmer.
Erdogrul betont im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion, dass es sich keineswegs ausschließlich um sogenannte Monteurs-Wohnungen handele, sie würden gerne auch von Hochzeits- oder Geburtstagsgästen gebucht - oder von Menschen, die Veranstaltungen im Ruhrgebiet besuchen, erst am vergangenen Wochenende seien Gäste aus Nürnberg gekommen, um sich das Fußballspiel des ihres Vereins auf Schalke anzuschauen. „Diese Wohnungen sind eine gute Alternative zu Hotels“, so Erdogrul, da sie Raum für vier Personen und eine Küche für die Selbstversorgung bieten würden. In der Regel müssten die Wohnungen für mindestens zwei Nächte gebucht werden, zur bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft - mit den nahen Spielorten Gelsenkirchen und Dortmund - mache man eine Ausnahme. „Die Fans wollen das Spiel ihrer Mannschaft sehen und dann wieder weiterreisen.“ Buchungen gebe es längst, unter anderem von englischen Fans, aber auch für musikalische Großereignisse wie die Konzerte von Taylor Swift oder AC/DC auf Schalke gebe es Buchungen. So entwickle sich das Geschäft nach etwas schleppendem Auftakt im vergangenen Herbst nun gut.
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Auch die Gebäude an der Bahnhofstraße 88 und 110 haben eine Frischzellenkur erhalten, allerdings gibt es in der Herner Innenstadt noch ein paar Problemfälle. So steht das Haus an der Bahnhofstraße 77 weiterhin leer und wird nicht renoviert. Der Eigentümer würde es auch verkaufen, hat aber nach WAZ-Informationen nicht realisierbare Preisvorstellungen. Ebenfalls leer und weit von einer Renovierung entfernt sind die Häuser Bahnhofstraße 18, das alte Bergamt in der Markgrafenstraße und die Immobilie in der Kirchhofstraße.