Herne. Der nördliche Teil der Bahnhofstraße wird von vielen Hernern als unattraktiv angesehen. Doch nun erhält der Abschnitt eine Frischzellenkur.

Leerstände, ein Handelsangebot, das eher durchwachsen ist, hinzu kommen komplett leerstehende Gebäude: Der Abschnitt der Bahnhofstraße zwischen den Neuen Höfen und dem Bahnhof wird von vielen Hernerinnen und Hernern als wenig attraktiv angesehen. Doch seit einigen Monaten regt sich etwas. Gleich drei Gebäude sind eingerüstet und werden saniert. Die WAZ hat mit den Eigentümern gesprochen.

Der Kreisverkehr am Bahnhof wird seit einiger Zeit von zwei Neubauten geprägt: dem Wohnhaus K111 und der neuen Firmenzentrale des Industriedienstleisters Ifürel. Die leerstehende Immobilie an der Ecke zur Funkenbergstraße hat dazu einen krassen Kontrast gebildet. Doch das wird sich ändern. Das Haus ist längst eingerüstet, die Sanierung ist schon in vollem Gang. Neuer Besitzer des Gebäudes (Baujahr 1935) ist die MMI GbR, zu deren Anteilseignern auch Muzaffer Oruc gehört.

Sanierung in Herne: Wärmepumpen statt Gas

Im Grunde bleibe nur der Rohbau stehen, so Oruc im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Das Dach wird erneuert, die Fenster ausgetauscht, sanitäre und elektrische Installationen ebenfalls neu eingebaut. Bei der Sanierung werde das Haus auch auf den energetisch aktuellen Stand gebracht. Heißt: Weg vom Gas, Wärmepumpen sollen das Haus versorgen, die Stadtwerke Herne sind bei der Umsetzung Kooperationspartner. In den beiden Ladenlokalen werden Klimaanlagen eingebaut, die sowohl kühlen als auch wärmen können. Das Haus verfügt über acht Wohnungen von jeweils rund 60 Quadratmetern. Oruc ist davon überzeugt, dass die renovierten Wohnungen in der zentralen Lage schnell Mieter finden werden. Als Quadratmeterpreis peilt der Besitzer acht Euro an. Für die beiden Flächen im Erdgeschoss kann er sich eine Büronutzung vorstellen, es gebe erste Gespräche. Nicht infrage kämen Handyshops, Gastronomie oder Lebensmittel.

Fertigstellung für Frühsommer 2023 angepeilt

Auch für die Fläche hinter dem Haus – dort war ein Gebrauchtwagenhandel – gibt es Pläne. Die alten Schuppen dienen während der Bauphase als Materiallager, danach werden sie abgerissen und weichen Stellplätzen, auch für E-Autos. Darüber hinaus sei eine mobile Gastronomie mit holländischen Speisen denkbar, so Oruc. Die Gesamtinvestition (Kauf und Sanierung) gibt Oruc mit rund 1,6 Millionen Euro an, wenn alles gut gehe, könne die Renovierung im Frühsommer kommenden Jahres abgeschlossen sein.

Auch das Gebäude an der Bahnhofstraße 88, in dem früher die Lange Theke war, wird renoviert.
Auch das Gebäude an der Bahnhofstraße 88, in dem früher die Lange Theke war, wird renoviert. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Auch an der Bahnhofstraße 88 tut sich seit Monaten sehr sichtbar etwas. Das war jahrelang die Adresse der Gaststätte „Lange Theke“, doch der Zapfhahn ist längst trocken. Eine Leuchtreklame kündet noch von früheren Zeiten. Vor einigen Wochen haben dort die Handwerker die Regie übernommen. Das Erdgeschoss werde entkernt, tiefer gelegt und damit barrierefrei und erhalte bodentiefe Fenster, erzählt Besitzer Dr. Dirk Bastkowski im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Dem Zahnarzt, der um die Ecke im Dülskamp seine Praxis hat, gehört auch das benachbarte Haus. Das hat er vor einigen Jahren ebenfalls renovieren lassen, seitdem ist es – inklusive des Ladenlokals – komplett vermietet. Nun folgt die nächste Komplettsanierung, die vom Dach bis zum Erdgeschoss reicht. Alle Wohnungen werden renoviert, inklusive des Ladenlokals, das etwa 130 Quadratmeter groß ist. Bastkowski schwebt als Mieter entweder Einzelhandel oder eine Gastronomie ohne Abendgeschäft vor. Die Fühler nach potenziellen Mietern werde er ausstrecken, wenn er etwas zeigen könne. Er freue sich, dass sich etwas tue in der Nachbarschaft, und er sieht durchaus Chancen für den Abschnitt in Bahnhofsnähe.

Auch das Gebäude mit der Hausnummer 110 wird seit einigen Monaten umfangreich renoviert, unter anderem wird das Dach neu gedeckt. Bauherr ist das Essener Unternehmen GT Bau. Auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion wollte es keine detaillierten Angaben zum Projekt machen.