Herne. Der Herner Industriedienstleister Ifürel hat seine neue Firmenzentrale eingeweiht. Das Gebäude spiegelt die Entwicklung im Bahnhofsumfeld wider.

Der Herner Industriedienstleister Ifürel hat seine neue Unternehmenszentrale am Kreisverkehr in Sichtweite des Herner Bahnhofs offiziell eingeweiht. Sie ist ein weiterer sichtbarer Schritt bei der Entwicklung des gesamten Umfelds rund um den Bahnhof. Und: Das Einweihungsdatum 6. Mai hat eine besondere Bedeutung.

Der Grund: Am 6. Mai 1932, also vor exakt 90 Jahren, hatte Albert Schlenkhoff Ifürel als elektrotechnischen Installationsbetrieb gegründet. Heute ist das Unternehmen nach den Worten Geschäftsführer Henrich Kleyboldt der größte mittelständische Industriedienstleister bundesweit mit dem Schwerpunkt Regelungstechnik. „Wir haben die Vergangenheit fest im Blick“, so Kleyboldt, der der Großneffe des Gründers ist. Aber der Blick richte sich immer auch Richtung Zukunft.

Backsteinfassade korrespondiert mit Bahnhofsgebäude und K111

Dies spiegele sich unter anderem in der „lebendigen Architektur“ wider, so Kleyboldt. Nach den Plänen der Herner Architekten Wolfgang Stummbillig und Sandra Wessels ist ein viergeschossiges Gebäude entstanden, das mit seiner klar strukturierten Backsteinfassade mit dem Bahnhofsgebäude und vor allem mit dem direkt gegenüber gelegenen Wohnhaus K111 korrespondiert. So setzt die Familie an dieser zentralen Stelle zwei architektonische Ausrufezeichen. Bei der Ifürel-Zentrale ist Kleyboldts Mutter Annette Bauherrin, beim K111 ist sie dies mit Ludger Kleyboldt.

Das Ifürel-Gebäude verfügt über einen hohen energetischen Standard, es sei alles umgesetzt worden, was in dieser Hinsicht technisch möglich ist: Dämmtechnik, Beschattung, Geothermie, Betonkernaktivierung, Frischluft-Lüftung und Photovoltaik auf dem Dach.

Das Innere des Gebäudes nimmt mit Fotos, aber auch offen verlegten Leitungen starken Bezug auf die Kernkompetenz des Unternehmens.
Das Innere des Gebäudes nimmt mit Fotos, aber auch offen verlegten Leitungen starken Bezug auf die Kernkompetenz des Unternehmens. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Henrich Kleyboldt betont auch die Architektur der offenen Räume, die eine direkte und schnelle Kommunikation ermögliche. Auch er selbst werde seinen Arbeitsplatz in diesem offenen Raum haben, es seien genug Möglichkeiten geschaffen worden, um sich bei Bedarf zurückzuziehen, so Kleyboldt im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Die Vergangenheit kann er im wahrsten Sinne des Wortes auch weiter im Blick haben, denn das Verwaltungsgebäude steht nur zwei Häuser weiter. Doch der Familienstammsitz mit Baujahr 1850 (in dem später auch der NWB Verlag entstand) genügte längst nicht mehr den Ansprüchen, deshalb fiel vor einigen Jahren die Entscheidung für den Umzug. Ein Neubau war zunächst gar nicht geplant. Doch das Bestandsgebäude erwies sich als baufällig.

„Wir freuen uns, wenn wir ein kleines Stück zum Aufbruch in Herne beitragen können“, so Kleyboldt. Eine Anmerkung, die Oberbürgermeister Frank Dudda mit der Einschätzung erwiderte, dass die Familie ein Segen für Herne sei. Zu ihre gebe es bereits seit 125 Jahren ein gute Verbindung.

Henrich Kleyboldt: „Wir freuen uns, wenn wir ein kleines Stück zum Aufbruch in Herne beitragen können.“
Henrich Kleyboldt: „Wir freuen uns, wenn wir ein kleines Stück zum Aufbruch in Herne beitragen können.“ © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Es sei ja zurzeit nicht mehr selbstverständlich, wenn ein Bauwerk fertiggestellt werde, scherzte Dudda - und lag damit auch in diesem Fall gar nicht so weit daneben. Denn auf Grund von Materialmangel erfolgte die Einweihung mit vier Monaten Verspätung, in den kommenden Wochen müssten die Handwerker „herausgewohnt“ werden, so Kleyboldt.

Der Aufbruch im Umfeld zeigt sich neben diesen beiden Gebäuden am Neubau der Polizeiwache und verschiedenen Renovierungsmaßnahmen. Dudda deutete zudem an, dass auf dem Gelände von Knipping-Dorn nach der Sommerpause der Abriss der alten Hallen beginnen könnte, dort war eine Altlastenproblematik zu lösen. Die Deutsche Reihenhaus plant auf dem Gelände der früheren Schraubenfabrik den Bau von 98 Reihenhäusern. Und dann wäre da ja auch noch das Funkenbergquartier...

>>> DAS UNTERNEHMEN

Am 6. Mai 1932 gründet Diplom-Ingenieur Schlenkhoff die Firma Ifürel als elektrotechnischen Installationsbetrieb in Herne. 1938 führt Ifürel erste Montagen für größere Industriebetriebe im Ruhrgebiet durch, später auch in Bayern und Mitteldeutschland. 1946, sechs Jahre vor Verabschiedung des Betriebsverfassungsgesetzes, erfolgt die Gründung des Ifürel-Betriebsrats. 1996 sterben Firmengründer Albert Schlenkhoff und seine Frau Margret kinderlos. Seine Nichte Annette Kleyboldt (geb. Schlenkhoff) wird Gesellschafterin. Das Unternehmen bleibt in Familienbesitz. 2003 wird Henrich Kleyboldt zum Geschäftsführer bestellt.

Heute hat das Unternehmen rund 650 Mitarbeiter, die bundesweit im Einsatz sind. Zu den Kunden gehören namhafte Konzerne aus der petrochemischen, Gas- und Healthcare-Industrie.