Herne. Die Sperrung der A42 am Wochenende war erträglich für den Stadtverkehr in Herne. Der Berufsverkehr am Montag brachte die Belastungsprobe.
Seit Freitagabend ist die Autobahn 42 auf Herner Stadtgebiet zwischen Crange und Baukau gesperrt, weil die Deutsche Bahn eine Eisenbahnbrücke abreißen lässt. Am Wochenende entpuppten sich die Verkehrsbehinderungen in der Stadt als halbwegs erträglich, doch die echte Belastungsprobe stand für den Montagmorgen an: Berufsverkehr.
Vorläufige Erkenntnis: Das blanke Chaos ist nicht ausgebrochen, doch die Lage auf den Straßen war deutlich angespannt. WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann, der in der Stadt wohnt und sich bestens auskennt, hat sich gegen 7.15 Uhr über die Hammerschmidtstraße Richtung Crange auf den Weg gemacht. Dort rollt der Verkehr noch flüssig, doch schon kurz, nachdem er von der Recklinghauser Straße nach rechts in die Dorstener Straße eingebogen ist, steht er im Stau. Der Verkehr fließt auch außerhalb des Sperrbereichs nur im Schneckentempo, weil die Autos, die Richtung Dortmund unterwegs sind, an der Abfahrt Crange von der A42 abgeleitet werden und die Dorstener Straße verstopfen. Eine gute Viertelstunde dauert es alleine vom Kirmesplatz bis zur Einmündung Wananas. Auch die kleinen Schleichwege sind belastet.
Noch schlimmer ist die Situation für alle, die Richtung Westen unterwegs sind. Schon auf der A 42 vor Baukau gibt es einen langen Stau. Die Cranger Straße (offizielle Umleitung) ist Stauzone. Stillstand und Schneckentempo auch auf der Forellstraße, Rottstraße, Hertener Straße, Heerstraße und der Bismarckstraße. Auch der Westring ist betroffen - und das quasi den ganzen Tag. Denn all jene, die sonst durch das Herner Kreuz von der A42 auf die A43 Richtung Bochum gefahren wären, werden nun in Baukau abgeleitet und müssen über den Westring und die Holsterhauser Straße zur A43-Anschlussstelle Herne-Eickel.
HCR-Busse haben bis zu 20 Minuten Verspätung
Richtung Osten versuchen viele Menschen die Sperrung offensichtlich über die Dorstener Straße und die Holsterhauser Straße zu umgehen und bei Decathlon auf die A 43 aufzufahren. Aber auch dort ist Stau. Zwischen dem Kreisverkehr Königstraße/Dorneburger Straße bis zur Auffahrt der A 43 dauert es gut 20-25 Minuten, schildert WAZ-Kollegin Bianca Engelen, die dort unterwegs ist. Normalerweise ist diese Strecke in fünf Minuten zu fahren.
Große Probleme auch im Busverkehr: Nahezu alle Linien im Stadtgebiet hätten Verspätung, erklärt HCR-Sprecher Dirk Rogalla auf WAZ-Anfrage. Besonders betroffen seien die Linien 312, 322 und 362. Die Verspätung betrügen teilweise bis zu 20 Minuten. Aber auch auf den anderen Linien gebe es – anders als am Wochenende – Probleme.
Aus Sicht der Stadt haben sich die Staus und Beeinträchtigungen im erwarteten Rahmen gehalten, es sei nicht zu außergewöhnlichen Situationen gekommen.
Brückenabriss kommt schnell voran
Während der Verkehr oft genug steht an diesem Morgen, läuft es an der Stelle, die diese Sperrung und die Staus verursacht hat: Der Abriss der Eisenbahnbrücke kommt gut voran. Nach vorbereitenden Arbeiten am Wochenende startete am frühen Montagmorgen der eigentliche Abriss. Morgens um 4 Uhr wurde großes Gerät in Stellung gebracht, um das Stahlteil quasi aus den Angeln zu heben. Bereits vor 8.30 Uhr war es demontiert und in drei Einzelteile für den Abtransport zerlegt.
Schon kurz nach dem Abriss beginnen die beauftragten Unternehmen mit dem Abriss der beiden Widerlager und des Trägers, der in der Mitte der Autobahn stand. Das Wummern eines riesigen Presslufthammers und einer stählernen Abrissbirne werden zum Sound des Tages an der Cranger Straße. Unzählige Bagger, Kräne und Lkw sind im Einsatz. DB-Projektleiter Muhsin Tan gibt sich am Vormittag zufrieden mit dem Tempo der Arbeiten. Das ist ein gutes Zeichen, denn die Sperrung soll ja am Dienstagmorgen um 5 Uhr wieder aufgehoben sein.
+++ Nachrichten aus Herne. Lesen Sie auch +++
- „Zündstoff“: Stadt Herne soll gegen Schrotthäuser vorgehen
- Herne: Neubau von 88 Wohnungen im Kaiserquartier beginnt
- Symbolischer Spatenstich: Herner DRK startet Neubau
Die Arbeiten waren lange im Voraus vorbereitet worden. „Die Planungen laufen seit mehreren Jahren“, so Tan im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Schon fünf Jahre im Voraus müsse man bei der Bahn einen Bedarf für Streckensperrungen anmelden, die genauen Daten werden bis zu zwei Jahre im Voraus festgelegt. Dementsprechend umfangreich und detailliert sind die Abstimmungen im Vorfeld der Maßnahme. Vom Bau-Unternehmen bis hin zu den Fachexperten der technischen Gewerke, wie zum Beispiel Oberleitung und Oberbau, säßen zahlreiche Akteure mehrfach zusammen, um quasi ein „Drehbuch“ für so ein Wochenende zu erarbeiten.
Auf den ersten Blick erstaunlich, aber doch logisch: Um die eine Brücke abzureißen, musste zunächst eine andere Brücke gebaut werden. Dabei handele es sich um eine Kabelhilfsbrücke, über die Datenkabel und andere Leitungen geführt werden, die im Zuge des Abrisses gekappt werden mussten.
Autofahrerinnen und Autofahrer, die regelmäßig diesen Abschnitt der A42 befahren, werden längst das neue Brückenoberteil gesehen haben, das in den vergangenen Monaten Stück für Stück gewachsen ist, inzwischen kann man die Bogenform trotz des Gerüsts recht gut erahnen. In den kommenden Monaten wird es vollendet, in dieser Zeit werden auch die beiden neuen Widerlager gebaut, auf die die Brücke gelegt wird. Der Termin für dieses Unterfangen steht bereits fest: 5. bis 8. April. Können sich Autofahrer schon mal notieren. Denn selbstverständlich muss die A42 dann wieder gesperrt werden, und es wird wieder voll auf den Herner Straßen.