Herne. Die Bahn reißt Brücken ab und legt die A42 bei Herne und einen Bahnhof lahm. Warum muss die Sperrung ausgerechnet jetzt sein? Was droht noch?
Die geplante Sperrung der A 42 rund um das dritte Advents-Wochenende erhitzt die Gemüter. Informationen versackten offensichtlich, der Termin kommt ausgerechnet im dicksten Weihnachtsverkehr. Die Bahn, die mit einem Brückenabriss für die Sperrung verantwortlich ist, kann den Termin angeblich nicht verschieben. Frühestens in sieben Jahren gebe es wieder die Gelegenheit, heißt es. Aber was macht die Baustelle so komplex?
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Bahn: Zeitfenster für Sperrungen ist sehr eng
„Für Bauarbeiten an den beiden Eisenbahnbrücken brauchen die Baufachleute der DB auch Zeitfenster, in denen auf den Brücken keine Züge fahren“, erklärt eine Bahnsprecherin auf WAZ-Nachfrage. „Bereits lange im Vorfeld einer solchen Maßnahme gibt es regelmäßige Informations- und Abstimmungsrunden mit den betroffenen Städten, Kommunen, Straßenbaulastträgern oder den Aufgabenträgern. Für die Brückenanpassung im Rahmen der Autobahnerweiterung gibt es einen kontinuierlichen Dialog mit der Autobahn GmbH“, heißt es. Die Autobahn wird am kommenden Wochenende (Freitag, 15. Dezember, 21 Uhr, bis Dienstag, 19. Dezember, 5 Uhr) zwischen Herne-Baukau und Crange in beide Richtungen vollgesperrt.
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Die Informationen über die Sperrung sollen insbesondere bei den Veranstaltern des Cranger Weihnachtszaubers und bei Anwohnern der vom Umleitungsverkehr betroffenen Bereiche nicht angekommen sein. Dabei sieht sich die Bahn nicht in der Verantwortung. Im Gegenteil, man habe die Pflicht erfüllt: „Für die verkehrsrechtlichen Abstimmungen wurde auch die Stadt Herne rechtzeitig in die zahlreichen, regelmäßig stattfindenden Abstimmungsrunden einbezogen. Hier ist auch über die Auswirkungen im Bahn- und Straßenverkehr gesprochen worden.“ Stadtsprecher Patrick Mammen hatte bereits erklärt, dass die Stadt seit November Bescheid wusste, aber keine größeren Maßnahmen ergreifen könne, da Verkehrsströme nicht absehbar seien.
Bahn bedauert die Einschränkungen in der Weihnachtszeit
„Die DB bedauert, dass es aufgrund der Brückenarbeiten zu Einschränkungen in der Weihnachtszeit kommt. Wo immer möglich, versucht die DB Arbeiten so zu legen, dass es möglichst wenig Auswirkungen auf Anwohnende, Reisende und Veranstaltungen gibt“, sagt die Bahnsprecherin. „Jedoch ist das Baugeschehen im Schienennetz in den vergangenen Jahren stark angewachsen und wird auch im kommenden Jahr weiterhin hoch sein.“
Ein Ende dieser Behinderungen sei nicht absehbar: „Die Einplanung von Sperrpausen – also Zeiten ohne Zugverkehr - wird immer komplexer. An zahlreichen Stellen muss gleichzeitig gebaut und der Verkehr über andere geeignete Strecken abgewickelt bzw. umgeleitet werden. Sperrpausen müssen daher mit entsprechend langem Vorlauf eingeplant und können erst nach Prüfung bestimmter Kriterien, wie der Streckenauslastungen und möglichen Bündelungsmöglichkeiten, eingetaktet und genehmigt werden.“
Dabei spiele auch längst nicht nur Herne eine Rolle: „Hierbei müssen auch immer die regionalen, deutschlandweiten und internationalen Verkehrsströme berücksichtigt werden. Mittlerweile müssen die Bauteams ganzjährig alle verfügbaren Bauzeiträume – auch im Winter – nutzen, um Maßnahmen für die ,Starke Schiene’ umzusetzen.“
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Was macht die Bahn genau an der A 42 in Herne?
Was passiert konkret auf der Baustelle? Am kommenden Wochenende will die Bahn eine der zwei Bestandsbrücken über die Autobahn A 42 entfernen. „Während der angekündigten Sperrung der darunterliegenden Autobahn bauen sie Oberleitung, Oberbau – also Schiene, Schotter und Schwellen – sowie den Bahndamm zurück.“ Ein 450-Tonnen-Kran sei im Einsatz, „der Teile der Bestandsbrücke ausheben wird“. Im nächsten Schritt baue das Projektteam die Widerlager zurück. Am Dienstagmorgen werde die Autobahn wieder für den Straßenverkehr freigegeben, verspricht die Bahn.
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Wie geht’s weiter, wenn die Brücke abgerissen ist?
Die Arbeiten an der Brücke laufen lauf Bahn noch bis April 2024 weiter: „Die DB baut neue Widerlager für die zukünftig breitere Eisenbahnüberführung, unter der somit Platz für eine weitere Autobahnspur geschaffen wird“, sagt die Sprecherin. „Dafür werden die Widerlager mit Hilfe von Bohrpfählen gegründet und dann betoniert. Gleichzeitig führt die DB noch notwendige Schweißarbeiten am neuen Brückenüberbau durch.“ Im April wird die neue Stabbogenbrücke auf die neuen Widerlager aufgesetzt, kündigt die Bahn an. „Im letzten Schritt bauen die Fachexpertinnen und -experten den Bahndamm samt Oberbau und Oberleitung wieder auf.“
Dann drohen übrigens nicht nur weitere Sperrungen der Autobahn. Im Zugverkehr heißt es, dass der IC nach Norddeich bis zum 19. April nicht auf der Strecke verkehrt. Der RE2, der RE 41, der RE 42 und die RB 46 fahren nicht über Wanne-Eickel Hbf.