Herne. Die Kritik am Weihnachtszauber-Verkehr hält an. Ein Anwohner will seine Ansprüche juristisch prüfen. Mit Folgen für die Cranger Kirmes.

Die Stadt Herne hat nach der ersten Woche von einer deutlich verbesserte Verkehrssituation rund um den Cranger Weihnachtszauber gesprochen. Bei diversen Anwohnern hat diese Aussage verständnisloses Kopfschütteln ausgelöst, zahlreiche Kommentare von WAZ-Facebooknutzern spiegeln dies wider.

Zu diesen Anwohnern gehört auch Ralf Kotbusch. Am ersten Wochenende habe er zu seinem Zuhause in Altcrange für die letzten 400 Meter etwa eine Stunde benötigt, erzählt er. Auf der Kreuzung Rathausstraße/Dorstener Straße hätten teilweise chaotische Zustände geherrscht. Was Kotbusch ärgert: Es habe sich für ihn im Vergleich zu den Vorjahren gar nichts geändert. Der Weg von und zu den Häusern in Altcrange sei an den Wochenenden fast eine Tortur. Wenn der Weihnachtszauber laufe, käme bei dem Chaos auf den Straßen niemand mehr zu Besuch. Da helfe auch die Anwohnerspur, die eingerichtet worden ist, nichts. Das gleicht sich mit der Schilderung von Klaudia Radloff-Pressel. Sie habe am ersten Wochenende für den Weg von ihrem Haus in Altcrange nur bis zur Kreuzung - der sonst keine Minute dauere - 26 Minuten benötigt. Sie habe extra die Zeit gestoppt, sagt sie im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.

Kritik: Anwohner müssen sich abseits aller Verkehrsregeln ihren Weg bahnen

Zähle man die Cranger Kirmes samt Aufbauphase hinzu, so Kotbusch, seien die Anwohner nahezu drei Monate im Jahr vom öffentlichen Straßenraum abgeschnitten und genötigt sich ohne jegliche Vorgaben und abseits aller normaler Verkehrsführung und Verkehrsregeln einen Weg zu ihren Häusern zu bahnen. Während der Cranger Kirmes komme erschwerend hinzu, dass die Anwohner sich während der hektischen Auf- und Abbauphase insbesondere zu Fuß Wege durch einer Großbaustelle ohne jede Verkehrssicherung mit schwebenden Lasten, unzähligen großen Zugmaschinen und dauernd wechselnden Aufbautätigkeiten suchen müssten.

Es ist eng, an Kränen hängen schwere Lasten beim Aufbau der Cranger Kirmes. Deshalb will Ralf Kotbusch juristisch prüfen lassen, ob der Kirmesplatz in dieser Zeit eine Baustelle ist und eingezäunt werden muss.
Es ist eng, an Kränen hängen schwere Lasten beim Aufbau der Cranger Kirmes. Deshalb will Ralf Kotbusch juristisch prüfen lassen, ob der Kirmesplatz in dieser Zeit eine Baustelle ist und eingezäunt werden muss. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Ralf Kotbusch zielt mit seiner Kritik in erster Linie Richtung Stadt Herne. Es habe auch in diesem Jahr im Vorfeld des Weihnachtszaubers keinerlei verbindliche Informationen gegeben, wie zum Beispiel die Verkehrsführung nach und von Altcrange für Autofahrer, aber auch für Fußgänger ist. Auch eine eindeutige Ausschilderung vermisst er. Das Thema Besucher der Anwohner sei auch ein durchgängiges Ärgernis.

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Kotbusch: „Ich verlange von der Stadt kurzfristige verbindliche Informationen zur Verkehrsführung der Veranstaltungen und nachhaltige Veränderungen, auch in Bezug auf die außerhalb von Altcrange wohnenden Anlieger, sonst behalte ich mir Anfang 2024 vor, mit anderen Anliegern rund um das Veranstaltungsgelände eine Bürgerinitiative zu gründen und unsere aus unserer Sicht berechtigten Ansprüche auf dem Rechtsweg durchzusetzen. Und das kann unter anderem bei Einstufung der Veranstaltungen in der Auf- und Abbauphase als Baustelle bedeuten, dass sowohl beim Aufbau des Weihnachtszaubers als auch bei der Cranger Kirmes das Gelände eingezäunt werden muss und Aufbautouristen sprichwörtlich außen vor bleiben, was insbesondere die Marke Cranger Kirmes nachhaltig verändern könnte und ich als Cranger unendlich bedauern würde.“

Stadt Herne sieht Kirmesplatz während des Aufbaus nicht als Baustelle

Die Stadt Herne weist auf Anfrage der Herner WAZ darauf hin, dass Informationen zum Verkehrskonzept des diesjährigen Weihnachtszaubers im Amtsblatt in beiden Rathäusern als auch digital veröffentlicht worden seien und somit einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stünden. „Die weitergehende konkrete Information der Anwohnenden im direkten Veranstaltungsumfeld liegt in der Verantwortung des Veranstalters. Dieser ist aufgefordert worden, zeitnah ein Informationsschreiben an die Anwohnenden der Siedlung Altcrange zu übersenden“, so die Stadt.

Zur Frage, ob die Verwaltung den Kirmesplatz in der Auf- und Abbauphase als Baustelle einstuft, antwortet die Stadt wie folgt: „Der Cranger Kirmesplatz wird weder in der Aufbauzeit der Cranger Kirmes noch in der Aufbauzeit des Cranger Weihnachtszaubers als Baustelle ausgeschildert. Da es sich aus der Sicht der Stadtverwaltung nicht um eine Baustelle handelt, sind auch keine besonderen Sicherungsmaßnahmen notwendig.“