Herne. Müntefering bei Böhmermann, Brötchentaxi bei der SPD, Musik im Ratssaal: der politische Wochenrückblick im Herner Politgeflüster.
Welche Rolle Michelle Müntefering bei Jan Böhmermann spielte, warum die SPD nun auch Lebensmittel ausliefert - die wöchentliche Kolumne Politgeflüster.
Müntefering und die Travel-Queen
Die Satire-Formate des ZDF kommen an Herner Politikerinnen einfach nicht vorbei. So hat sich Oliver Welkes „Heute-Show“ vor Jahren (mit nicht ganz fairen Mitteln) zunächst an der CDU-Bundestagsabgeordneten Ingrid Fischbach und später an der CDU-Europaabgeordneten Renate Sommer abgearbeitet. In der vergangenen Woche hatte nun die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering einen „Auftritt“ im ZDF, konkret: in Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“. Die Redaktion bediente sich für einen kritischen Beitrag über Dienstreisen von Bundestagsabgeordneten unter anderem bei Clips aus Michelle Münteferings Instagram-Kanal. Ein Filmausschnitt zeigt die Außenpolitikerin, wie sie sich bei einer Delegationsreise des Bundestags nach Afrika selbst mit dem Handy vor einer namibischen Landschaft mit Pferden filmt und dazu sinniert: „Und ich weiß, das gehört eigentlich nicht zu einer Delegationsreise. Aber wer hier nicht aussteigt, um eine kurze Pause zu machen, der hat kein Herz.“ Böhmermann konterte mit dem Kalauer: „Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Arbeiterklasse...“. . Zur „Travel-Queen“ reicht es für Müntefering am Ende der Sendung allerdings nicht: Diesen von Böhmermann verliehenen inoffiziellen Titel darf künftig die (ehemalige) Linken-Abgeordnete Sevim Dagdelen aus Bochum tragen.
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Und auch den Titel „Sprecherin der SPD-Abgeordneten aus dem Ruhrgebiet“ darf Müntefering künftig nicht bzw. nicht mehr tragen: Der Gelsenkirchener Genosse Markus Töns löste die 43-Jährige in dieser Funktion ab. Anders als beim Gerangel um Münteferings Kandidatur zur Europawahl 2024 war dies ein ganz normaler Vorgang ohne Kämpfe hinter den Kulissen. Der Wechsel sei bereits nach der Bundestagswahl 2021 vereinbart worden, sagte Töns zur WAZ.
SPD liefert Backwaren aus
Klingelingeling, klingelingeling, hier kommt der Brötchenmann: Die Herner SPD liefert neuerdings auch Backwaren aus. Bevor sich jetzt rechte Facebook-Trolle oder gar ZDF-Satire-Formate auf diese Meldung stürzen, können wir Entwarnung geben. Es handelte sich hier „nur“ um eine Bürgersprechstunde der etwas anderen Art. Unter dem Motto „Wir bringen die Brötchen, ihr habt die Themen“ wollten SPD-Chef Hendrik Bollmann und SPD-Ratsherr Patrick Steinbach mit Bürgerinnen und Bürgern im Bereich Vinckestraße ins Gespräch kommen.
Der Soundtrack zur Bezirkssitzung
Anders als der Bezirk Sodingen erfreut sich die Bezirksvertretung Herne-Mitte eher selten eines größeren Zuspruchs durch interessierte Bürgerinnen und Bürger. Das könnte sich schon bald ändern, denn: Im Herner Ratssaal gibt es bei Sitzungen des Bezirks neuerdings sogar eine musikalische Untermalung. So geschehen in der Versammlung am vergangenen Donnerstag, die von harmonischen Posaunenklängen begleitet wurde. Die Livemusik wurde allerdings nicht von Bezirksbürgermeister Peter Bornfelder bestellt, sondern schwappte von der zeitgleich stattfindenden Eröffnung der Ausstellung des Künstlers Hans-Jürgen Jaworski im ersten Stock des Rathauses nach oben in den Ratssaal.
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Welche Lieder gespielt worden sind, war leider nicht zu erkennen. Den passenden Soundtrack zu den Debatten im Ratssaal hätten zum Beispiel „Streets Of Your Town“ von den Go-Betweens (zur Umbenennung der Hengsbach-Straße) und „Don’t Look Back In Anger“ von Oasis (zu der Bürgerbeschwerde über die seit eineinhalb Jahren anhaltende Lärmbelästigung durch eine Wasserpumpe an einem Neubau an der Schaeferstraße und die Ignoranz der Behörden) geliefert. Der Politgeflüster verabschiedet sich dagegen diesmal mit den Doors: „The end“.