Herne. Bis 2045 sollen Wohnungen nicht mehr mit Öl und Gas geheizt werden. In einem Herner Quartier wird der Umstieg bereits bis 2026 umgesetzt.
Heizen ohne Öl und Gas: Das ist das Ziel, das die Politik bis zum Jahr 2045 anstrebt und weshalb Städte eine Wärmeplanung machen. In einem Herner Quartier beginnt diese Wärmewende bereits jetzt und soll bis 2026 vollendet sein.
Konkret: Mehrere Herner Wohnungsunternehmen und die Herner Stadtwerke werden in den kommenden Jahren den Fernwärme-Ring Herne-Süd schließen. Die Wohnungsunternehmen investieren insgesamt etwa sieben Millionen Euro, die Stadtwerke nehmen rund fünf Millionen Euro in die Hand.
Gesamt-Investitionen in Höhe von rund zwölf Millionen Euro
Heimbau-Vorstand Martin Schade erläuterte bei der Vorstellung des Projekts die Beweggründe. Die Genossenschaft habe im betreffenden Quartier (Altenhöfener Straße, Bergstraße, Jahnstraße, Lutherstraße und Flottmannstraße) mehr als zwei Drittel ihres eigenen Bestands, zum überwiegenden Teil Altbauten. Da Abriss und Neubau finanziell „utopisch“ seien und die technischen Möglichkeiten für den Einbau von Wärmepumpen nicht gegeben seien, habe man sich entschieden, auf Fernwärme umzurüsten. „Mit diesem Plan haben wir bei den anderen Unternehmen offene Türen eingerannt“, so Schade. Und so gehen mit der Heimbau auch die HGW, die WHS, der Wohnungsverein und die Ketteler Baugenossenschaft das Projekt an.
Schade bezeichnete den Aufbau des Fernwärme-Rings als großen Schritt für die Unternehmen. Insgesamt werden 150 Wohnhäuser umgerüstet, die Zahl der Wohnungen liegt bei 851. Durch den Umstieg auf Fernwärme würden auch 562 ineffiziente Gasetagenheizungen wegfallen. Hochrechnungen hätten ergeben, dass durch den Wechsel zur Fernwärme etwa 10.500 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart werden können.
Ambitionierter Zeitplan für den Leitungsbau
Während die Wohnungsunternehmen die Umrüstung in ihren Häusern stemmen, sind die Herner Stadtwerke für den Leitungsbau verantwortlich. Auch für den Energieversorger sei der Fernwärme-Ring ein besonderes Projekt, so Vertriebsleiterin Ilka Teermann. Der Grund: In drei Bauabschnitten soll er bis zum Herbst 2026 „rund“ sein, insgesamt 2,6 Kilometer Leitungen müssen verlegt und an die Häuser angeschlossen werden. Die Vorbereitungen für den ersten (Altenhöfener/Bergstraße) hätten bereits begonnen, im Oktober kommenden Jahres - also zu Beginn der Heizperiode - soll er abgeschlossen sein. Von Oktober 2024 bis Oktober 2025 folgen Flottmannstraße und Lutherstraße, im dritten Schritt von Oktober 2025 bis Oktober 2026 ist die Jahnstraße an der Reihe.
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CO2-Ausstoß wird um die Hälfte reduziert
Um den ambitionierten Zeitplan zu halten, würden die Erdarbeiten von allen Seiten begonnen, so Teermann. In Absprache mit der Feuerwehr dürfte auf 60 langen Abschnitten gegraben werden, sonst seien es nur 30 Meter.
Wenn alle Gebäude der Wohnungsunternehmen angeschlossen sind, würden die Stadtwerke auch auf die privaten Hauseigentümer zugehen und fragen, ob sie auf Fernwärme umsteigen wollen. Die Klimawende sei zu einem großen Teil eine Wärmewende, und mit Blick auf die Klimaneutralität sähen sich die Stadtwerke als Zünglein an der Waage, so Teermann. Allerdings räumt sie auch ein: „Die Fernwärme wird uns aktuell nicht ganz vom CO2 wegbringen, aber mit dem Umbau in Herne-Süd sparen wir etwa 50 Prozent ein.“