Herne. In Herne gibt es einen Streetworker, der sich um Drogenabhängige am Buschmannshof kümmert. Was er bislang erreicht hat.

  • Politik stimmt für Vertragsverlängerung des Streetworkers am Buschmannshof.
  • Fabian Rybak hat seit Anfang 2022 insgesamt 70 Menschen erreicht und vielen helfen können.
  • Streetworker soll in kommunale Suchthilfeplanung eingebunden werden.

Der Streetworker, der sich um die Drogenszene am Buschmannshof in Wanne-Mitte kümmert, kann weitermachen. Die Politik gab grünes Licht für eine Vertragsverlängerung. Damit sind auch Befürchtungen vom Tisch, dass der Streetworker seine Aufgaben einstellt, sobald das Café 22, die neue Anlaufstelle für Drogenkranke, etabliert ist.

Für den Streetworker Fabian Rybak ist das bereits die zweite Verlängerung. Er startete Anfang 2021 mit seiner Arbeit, schon im Herbst desselben Jahres beschloss die Politik, dass er auch 2022 und 2023 weitermachen kann. Die Kosten teilen sich Stadt und Diakonie. Nun sprach sich der Sozialausschuss auf Vorschlag der Stadt für eine Fortsetzung bis Ende 2024 aus.

Herne: Streetworker soll sich um die Abhängigen kümmern

Streetworker am Buschmannshof in Wanne: Fabian Rybak.
Streetworker am Buschmannshof in Wanne: Fabian Rybak. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Eingerichtet wurde die Stelle, weil sich Bürgerinnen und Bürger, aber auch Geschäftsleute sowie Vertreterinnen und Vertreter über die Drogenszene beschwert hatten. Der Buschmannshof und die Schutzhütte im Postpark wurden ihr Treffpunkt. Das Ziel: Der Neue sollte sich um die Männer und Frauen kümmern, ihr Ansprechpartner sein, sie unterstützen, ihnen aber auch Angebote aufzeigen, um aus der Sucht zu kommen. Inzwischen wurde an der Freisenstraße, in den ehemaligen „Warsteiner Stuben“, Mitte 2022 das Café 22 eröffnet, eine Anlaufstelle für die Suchtkranken; gleichzeitig wurde im Postpark die Schutzhütte für die Abhängigen abgerissen. Braucht es da noch den Streetworker?

Ja, meinen Stadt und Politik. Nach einem „holprigen Start“, hervorgerufen durch die Corona-Pandemie, sei der Streetworker zu einem „akzeptierten Ansprechpartner“ der Abhängigen geworden, sagte Angelika Burrichter, Leiterin des städtischen Fachbereichs Gesundheitsmanagement, nun im Sozialausschuss. Er schaffe es, Kontakt zu denjenigen aufzunehmen, die durch die Lücken des Hilfenetzes schlüpften – nicht nur in Wanne-Mitte, sondern etwa auch am Solbad, auf dem Europaplatz oder am Kanal. In der aktuellen Vertragslaufzeit seit Anfang 2022 hat Rybak laut Stadt 70 Menschen, meist 30 bis 50 Jahre alt, erreicht. 22 von ihnen habe der Streetworker in eine stationäre Entgiftungsbehandlung vermitteln können. Zehn Menschen müssten intensiv betreut werden, für sie sei noch keine abschließende Hilfe gefunden worden.

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Eine Begleiterscheinung des jahrelangen Drogenkonsums sind laut Stadt psychische Erkrankungen. Die am häufigsten zu beobachtende psychische Begleiterkrankung der Abhängigen am Buschmannshof sei die Depression. Etwas 50 Prozent der Klientinnen und Klienten gäben demnach an, unter dieser Erkrankung zu leiden. Auch eine verzerrte Wahrnehmung der Realität beziehungsweise Psychosen seien weit verbreitet. Schnell habe sich der Streetworker in das Herner Hilfe-Netzwerk integriert und sei nun auch für sie ein fester Bestandteil. Er kooperiere unter anderem mit dem Sozialem Dienst der Justiz, Betreuungsbüros, Einrichtungen der Drogensubstitution, der Notunterkunft Buschkamp, den Suchthilfeeinrichtungen Kadesch und Café 22 sowie Jobcenter, Polizei, Krankenhäusern, Amtsgerichten und Apotheken.

„Seine Arbeit spricht für sich“: Patrick Steinbach, Vorsitzender des Sozialausschusses, lobt die Arbeit des Streetworkers.
„Seine Arbeit spricht für sich“: Patrick Steinbach, Vorsitzender des Sozialausschusses, lobt die Arbeit des Streetworkers. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Patrick Steinbach (SPD), Vorsitzender des Sozialausschusses, begrüßt die Vertragsverlängerung, die im Ausschuss einstimmig fiel. „Seine Arbeit spricht für sich“, lobte er gegenüber der WAZ den Streetworker. Er schaffe es, diejenigen Menschen anzusprechen, für die es bislang keine Hilfe gebe. Die Stadt signalisiert unterdessen, dass der Streetworker auch über 2024 hinaus eingesetzt wird. „Es ist davon auszugehen, dass eine Empfehlung zur Verstetigung der Maßnahme ausgesprochen wird“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Hintergrund ist die kommunale kooperative Suchthilfeplanung. In diesem Prozess arbeiten die Stadt und die Leistungserbringer der Suchthilfe kooperativ zusammen, so die Verwaltung. Der Berichtsentwurf werde in Kürze in der Politik vorgestellt. Damit will die Verwaltung das Angebot für Suchtkranke in der Stadt neu ordnen und somit verbessern. „Reibungsverluste können wir uns nicht mehr leisten“, betonte Sozialdezernentin Stephanie Jordan im Sozialausschuss. Eine wichtige Rolle in der Planung soll demnach auch der Streetworker spielen. Patrick Steinbach, der Ausschussvorsitzende, begrüßt die neue Suchthilfeplanung. Er erwartet, dass den Abhängigen dadurch noch zielgerichteter geholfen werden kann als jetzt und dass Lücken im Hilfenetz geschlossen werden.