Herne. Streetworker Fabian Rybak hat im Juni seine Arbeit am Buschmannshof aufgenommen. Nun haben die Beteiligten ein erstes Fazit gezogen.
Es war ein Start mit Hindernissen. Auf Grund der Corona-Pandemie konnte Streetworker Fabian Rybak seine Arbeit am Buschmannshof in Wanne erst im Juni 2020 beginnen. Er kümmert sich seitdem um die dortige Drogen- und Trinkerszene. Nun haben die Beteiligten für die WAZ ein erstes Fazit gezogen.
Er habe gute Beziehungen zu seinen Klienten aufgebaut, so Rybak. Diese seien ziemlich froh, dass es jemanden wie ihn gebe, und sie seien aufgeschlossen ihm gegenüber. Es sei schnell gegangen, die Menschen dort kennen zu lernen, die Nachricht, dass nun ein Streetworker vor Ort sei, habe sich schnell verbreitet. Nach zwei Wochen habe beinahe jeder gewusst, wer er ist.
Vertrauen zu Klienten war schnell aufgebaut
Rybak - dessen Stelle von Stadt und Diakonie finanziert wird - ist täglich vor Ort. Dabei habe er eine Vielzahl von Problemlagen kennengelernt: Behördengänge, Wohnungslosigkeit oder Essensmangel, dazu käme die Klärung von Gefängnisaufenthalten oder die Methadon-Substitution. Zurzeit seien Verstöße gegen die Corona-Regeln ein großes Thema. Seine Klienten konsumierten die gesamte Palette an Suchtmitteln, selbst einige wenige Glücksspielsüchtige betreue er.
Er habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Menschen öffnen, wenn sie Vertrauen gefasst hätten. Rybak: „Sie schütten einem schon fast ihr ganzes Herz aus.“ Sie seien froh, dass sich jemand um sie kümmert. Rybak sieht sich in seiner Arbeit als Vermittler und Berater zwischen den Institutionen und Organisationen, mit denen die Klienten zu tun haben. Einige Dinge seien aber auch nicht mehr in seinem Handlungsspielraum. So habe ein Klient mal Suizidgedanken geäußert, in diesem Fall habe er die Arbeit abgegeben. Dass er in einem anderen Fall jemanden habe umstimmen können, gehöre zu den bisher schönsten Erlebnissen. Negative Erlebnisse seien, wenn jemand in eine Entgiftung gegangen sei - und wenige Monate später doch wieder am Buschmannshof anzutreffen sei.
Fluktuation der Klienten ist sehr hoch
Was Rybak inzwischen festgestellt hat - und dies gehört wohl zu den grundlegenden Problemen am Buschmannshof: Die Fluktuation der Klienten sei sehr hoch. Er sehe jetzt noch Menschen dort, die er vorher nie gesehen habe. Die Zahl der Personen, die sich dort regelmäßig aufhalten, liege zwischen 40 und 60, die allermeisten Männer. Es kämen sehr viele Menschen aus dem ganzen Ruhrgebiet dorthin, was daran liege, dass der Platz logistisch sehr gut gelegen sei für die Szene. Direkte Bahnhofsnähe, zwei Substitutionspraxen, das Wanner Zentrum mit Einkaufs- und Verpflegungsmöglichkeiten. Rybak: „Die Leute haben dort alles, was sie brauchen. Deshalb wundert es mich nicht, wenn sie sich dort aufhalten.“ Allerdings gebe es in den anderen Städten durchaus vergleichbare Szenen.
Nach der Bestandsaufnahme müsse es das Ziel sein, den Betroffenen ein Angebot zu machen. Überraschend: Rybak erzählt davon, dass einige von den Klienten selbst so etwas wie ein Konzept für die Zukunft skizziert hätten. Denn das Ziel sind ja perspektivisch Veränderungen. Eine Frage sei bisher offen: die Räumlichkeit.
Kadesch, St. Marien Hospital Eickel und GFS bieten ambulante psycho-soziale Hilfe vor Ort
Neben dem Streetworker gibt es seit einigen Woche ein weiteres Angebot: Die Kadesch gGmbH, das St. Marien Hospital Eickel und die GFS e.V. bieten seit dem 25. Januar für die Menschen an der Hütte im Postpark eine ambulante psycho-soziale Beratung an. Jeweils montags und donnerstags von 11.30 bis 13 Uhr werden die Betroffenen beraten und es werden saubere Spritzen ausgeben, die Ansteckungen und Infektionen vermeiden sollen. Der Lions-Club Wanne-Eickel hilft hier mit Spenden. Zusätzlich erhalten die Betroffenen Informationen, wie sie Anträge stellen oder wo sie weitere Hilfen bekommen können. Außerdem erhalten die Betroffenen einen Imbiss. Kadesch stellt dafür einen umgebauten Bus zur Verfügung, an den zwei Tagen sind immer mindestens zwei Sozialarbeiter vor Ort.
Die Bemühungen um einen Raum kommen zurzeit allerdings nicht voran. Entweder sei das bisher gescheitert, weil Vermieter massive Vorbehalte gegenüber der Zielgruppe hätten, oder die Räumlichkeiten nicht geeignet gewesen seien, teilt Kadesch mit.
>> DAS SAGEN WEITERE AKTEURE
■ Die Arbeit des Streetworkers und die Entwicklung wird von den anderen Akteuren als positiv eingeschätzt. Sozialdezernent Johannes Chudziak teilte auf WAZ-Anfrage mit, dass die Stadtverwaltung sehr glücklich sei, dass die Diakonie das zugehende Angebot so erfolgreich installiert habe. Es sei gelungen, einen Zugang zur Zielgruppe vor Ort zu schaffen.
■ SPD-Ratsherr Frank Salzmann, der sich für eine Verbesserung der Situation am Buschmannshof engagiert, ist froh, dass die Menschen das Angebot annehmen. Das Engagement des Streetworkers sowie von Kadesch und Partnern sei ein Anfang, man dürfe die Menschen nicht sich selbst überlassen. Auch Salzmann sieht die ungelöste Raumfrage als großes Problem.
■ Auch Apotheker Robert Sibbel als direkter Anlieger spricht davon, dass sich die Situation gebessert habe und die Entwicklung in die richtige Richtung gehe. Allerdings stelle sich die Frage, ob dies an der Tatsache liege, dass angesichts Corona weniger Menschen unterwegs seien. Und man dürfe jetzt in den Bemühungen nicht nachlassen, damit sich die Lage nicht wieder verschlechtere.