Bochum/Herne. Nach einem Mordanschlag auf einen Vater in Herne drohen dessen Söhnen und Frau viele Jahre Haft. In Berlin startet ein Parallel-Prozess.
Im Prozess um einen Macheten-Anschlag auf einen schlafenden Familienvater (55) an der Poststraße in Herne-Mitte hat die Staatsanwaltschaft am Bochumer Landgericht für alle vier Angeklagten Gefängnisstrafen beantragt. Außerdem wurde bekannt, dass am Montag, 28. August, in Berlin der Mordversuch-Prozess gegen die mutmaßliche Haupttäterin, eine zur Tatzeit 14 Jahre alte Schülerin, gestartet ist.
Für die zwei Söhne (15 und 17 Jahre) des damals verstümmelten Opfers forderte Staatsanwalt Danyal Maibaum Jugendhaftstrafen von sieben und fünfeinhalb Jahren, für die Ehefrau (44) etwas mehr und für einen mutmaßlichen Gehilfen (22) etwas weniger als vier Jahre Haft. „Es kann einen einfach nur fassungslos machen, wie abgebrüht hier zwei Kinder geplant haben, durch ein 14-jähriges Mädchen ihren Vater töten zu lassen“, sagte der Ankläger. „Planer und Triebfeder“ des kaltblütigen Mordanschlags vom 24. Oktober 2022 sei der ältere Sohn gewesen, der nach und nach andere mit reingezogen habe. Hauptmotiv der Brüder für die Ermordung sei es gewesen, ihren strengen Vater aus dem Weg zu schaffen. Gegen dessen Umzugspläne habe der 17-Jährige rebelliert. „Er wollte auf keinen Fall nach Berlin ziehen, seinen Freundeskreis nicht verlieren, seinen kriminellen Lebensweg in Herne weiter beschreiten“, hieß es.
Diese und viele weitere Erkenntnisse zog der Ankläger aus der Auswertung von Snapchat- und WhatsApp-Nachrichten zwischen den Angeklagten. Danach sei ein Mord sogar offensichtlich schon eine Woche vor dem 24. Oktober 2022 geplant gewesen. Aus den Chats gehe auch eindeutig hervor, dass die Mutter Kenntnis von den Mordplänen gehabt, dem aber gleichgültig gegenüber gestanden habe. Mehrfach sei im Familien-Chat zu lesen gewesen: „Der ist eh bald weg!“ Eine Woche vor der Bluttat habe der 15-Jährige seine Mutter darin angeraunzt: „Mach‘ keine Faxen so kurz vor dem Ende.“ Und der 17-Jährige habe ihr versprochen: „Ich habe Dir gesagt, Ende der Woche ist alles vorbei!“
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Bei dem Machetenangriff war dem Kiosk-Inhaber ein Finger abgehackt worden, der später erfolgreich replantiert werden konnte. Die Söhne hatten den Mordauftrag an die 14-Jährige Schülerin eingeräumt. Angeblich sei das Mädchen „geil“ darauf gewesen, einen Mord zu begehen.
Dass die mutmaßliche Haupttäterin in ihrem nun gestarteten, eigenen Prozess in Berlin wohl eine Einlassung angekündigt hat, könnte den Bochumer Prozess in die Länge ziehen. Etwaige Angaben zum Tatablauf und der Motivation sollen dann natürlich vor einem Urteil auch in diesen Prozess mit einfließen - notfalls über die Befragung von Vernehmungspersonen. Womöglich müssen gehaltene Plädoyers ergänzt werden.
Aktuell sind noch Termine bis zum 27. September anberaumt.