Herne/Bochum. Ein Herner Vater (54) verliert bei einem Macheten-Angriff einen Finger. Seine eigene Familie soll ein Mordkomplott gegen ihn geschmiedet haben.
Das Drama passierte mitten in der Nacht: Ein brutaler Macheten-Angriff auf einen schlafenden Familienvater (54) in einer Wohnung an der Poststraße in Herne beschäftigt seit Dienstag, 4. April, das Bochumer Landgericht. Es geht um ein Mordkomplott, ein verstümmeltes Opfer und eine mutmaßliche Haupttäterin im Alter von gerade einmal 14 Jahren.
+++ Hintergrund: Familie beauftragt 14-Jährige mit Mord +++
Angeklagt vor der 3. Jugendstrafkammer sind zwei Söhne (der jüngste ist mittlerweile 15, der älteste 16) und die Ehefrau (44) des mutmaßlichen Opfers. Staatsanwalt Danyal Maibaum wirft dem Familientrio versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Nach Gewaltübergriffen auf ihre Mutter sollen die beiden Herner Brüder die Tötung ihres Vaters beschlossen, ein Mordkomplott geschmiedet und für die Durchführung der Bluttat eine 14-jährige Schülerin gewonnen haben. Die Mutter soll in die Mordpläne ihrer Söhne zu jeder Zeit eingeweiht gewesen sein, es aber bewusst unterlassen haben, etwas zur „Rettung“ ihres Mannes zu unternehmen.
Beschuldigte 14-Jährige wird in Berlin der Prozess gemacht – wenn sie angeklagt wird
Der jüngere Sohn war mit seiner Mutter im April 2022 nach Berlin verzogen, der ältere bei seinem Vater in Herne geblieben. Bei der mutmaßlichen Haupttäterin handelt es sich um eine Mitschülerin des 15-Jährigen. Die 14-Jährige ist im aktuellen Prozess nicht mitangeklagt. Ihr soll separat vor einem Berliner Gericht der Prozess gemacht werden. Angeblich soll sich die Schülerin zuletzt in Berlin gegenüber einer Klassenlehrerin zu den Tatvorwürfen offenbart haben. Am Bochumer Landgericht ist für den 3. Mai ihre Zeugenvernehmung geplant. Dazu muss man aber wissen: Als Mitbeschuldigte darf die 14-Jährige umfassend schweigen.
Der Macheten-Angriff passierte am 24. Oktober 2022 gegen 4.40 Uhr nachts. „Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sein Vater fest schlief“, so die Anklage, soll der 16-jährige Herner seinem jüngeren Bruder und der 14-Jährigen „absprachegemäß“ die Wohnungstür geöffnet haben. Dann soll das Mädchen im Schlafzimmer mehrfach mit einer schwarzen Machete (420 Gramm schwer, 42 Zentimeter lang) auf den arg- und wehrlosen Familienvater eingeschlagen haben. „Der Geschädigte erwachte und hielt seine Hand schützend vor den Kopf“, heißt es in der Anklage. Dem 54-Jährigen wurde durch die Macheten-Hiebe ein Finger abgetrennt, außerdem erlitt der Herner multiple Schnittverletzungen im Gesicht. Der Finger konnte in einer Not-OP gerettet werden.
+++ Hintergrund: Zunächst galt der Täter als flüchtig +++
Anwalt: Der Vater wäre lieber gestorben
Nach Angaben seines Anwalts Ismail Kilicli ist der Herner Familienvater noch immer traumatisiert und in extrem schlechter psychischer Verfassung: „Mein Mandant ist eine ‚lebende Leiche‘. Er wäre lieber gestorben. Er kann sich die Tat überhaupt nicht erklären.“ Am 20. April soll der Kioskbetreiber im Prozess als Zeuge aussagen.
Als die Polizei am Tattag gegen 6 Uhr früh an der Poststraße erschienen war, sollen sich die beiden Söhne aufgebracht präsentiert haben. Die Rede war zunächst von einem „flüchtigen Täter“. Die 14-Jährige war laut eines Polizeivermerks auf dem Dachboden des Mietshauses angetroffen worden und hatte den Beamten erzählt, dass auch sie von dem Täter angegriffen und beraubt worden sei. Bei anschließenden Befragungen kristallisierte sich dann aber schnell ein dringender Tatverdacht gegen die Söhne und die 14-Jährige heraus. Vor allem der Handy-Chatverkehr wies offenbar auf einen eiskalt geplanten Mordversuch hin. Die Herner Brüder befinden sich seit dem 28. Oktober 2022 in U-Haft, die 14-Jährige in Berlin auf freiem Fuß.
Zum Auftakt hat sich noch kein Angeklagter zu den Vorwürfen geäußert. Für den Prozess wurden besondere Sicherheitsmaßnahmen angeordnet.
>>> Weitere Hintergründe:
- Mitangeklagt wegen Beihilfe zum Mordversuch ist zudem ein 22-jähriger Herner.
- Der Freund des 16-jährigen Angeklagten sitzt auch in U-Haft. Er soll den Brüdern im September 2022 angeboten haben, ihren Vater für 4000 Euro zu erstechen, später für 2000 Euro eine Schusswaffe angeboten haben.
- In einer Sprachnachricht soll er einem der Brüder einen Plan vorgeschlagen haben, „wie wir das machen mit dem Papa“.