Herne. Mehr Aufenthaltsqualität: Das strebt die Stadt für vier Plätze in der Herner City an – auch durch Wegfall von Parkplätzen. Die Pläne im Detail.
Die Stadt will in der Herner Innenstadt nicht nur den Robert-Brauner-Platz deutlich aufwerten, sondern auch noch vier weitere Plätze. Konkret: den Friedrich-Ebert-Platz am Rathaus, den Gutenbergplatz, den Konrad-Adenauer-Platz am Bahnhof und den Platz an der Bebelstraße.
Als Ziele der Umgestaltungsmaßnahmen nennt die Stadt vor allem die Erhöhung der Aufenthaltsqualität, eine Attraktivitätssteigerung auch mit Blick auf den Einzelhandel sowie eine Verbesserung des Klimaschutzes und der Erreichbarkeit im Sinne der Mobilitätswende. Erreicht werden soll dies unter anderem durch mehr Grün und den Wegfall von Parkplätzen.
Der nun vorliegende Entwurf für ein „Rahmenkonzept Plätze“ sei in einer Arbeitsgruppe unter Leitung eines externen Büros von Vertretern aus Politik, Gesellschaft, Verbänden und Verwaltung erarbeitet worden, berichtet Peter Rogge vom städtischen Fachbereich Umwelt und Stadtplanung. Der Entwurf sei nicht verbindlich, sondern solle Ideen und Leitlinien für die weitere Planung liefern. Dezernent Karlheinz Friedrichs kündigt an, dass die Stadt Anfang 2024 eine Prioritätenliste vorlegen will. Und das sind die Ergebnisse für die einzelnen Plätze:
Friedrich-Ebert-Platz: Der Platz am Rathaus soll nach einer Neuordnung „zentraler Repräsentationsort“ in Herne-Mitte werden. Grund: Durch die Umgestaltung des Robert-Brauner-Platzes (siehe unten) könnten dort künftig keine größeren Veranstaltungen mehr durchgeführt werden, so die Stadt.
Nach den ersten Vorstellungen der Stadt bzw. der Arbeitsgruppe soll der Friedrich-Ebert-Platz neu geordnet werden. Direkt vor dem Rathaus gebe es kaum Handlungsbedarf. Auf dem Platz, eingezäunt von Platanen, findet derzeit der Wochenmarkt statt. Eine Außengastronomie und eventuell eine neue Möblierung seien dort aber wünschenswert, heißt es. Handlungsbedarf sieht die Verwaltung dagegen in Richtung Fußgängerzone. Ihr schwebt vor, den Bereich hinter dem Platz für den Wochenmarkt neu zu gestalten.
Diese derzeit als Parkplatz dienende Fläche soll nach den Worten von Peter Rogge gemeinsam mit dem Bereich direkt vor dem Rathaus auch Ort für Großveranstaltungen werden. Möglich sei dort außerdem ein „Experimentierraum“ für die Erprobung von Nutzungsmöglichkeiten wie Urban Gardening oder alternative Möblierungen. Dafür müssten – mindestens zeitweise, wenn nicht sogar komplett – die Parkplätze wegfallen.
Gutenbergplatz: Die derzeit vor allem als Parkplatz genutzte Fläche zwischen Schul-, Bredde- und Mont-Cenis-Straße solle künftig die Funktion als Nachbarschafts- und Aufenthaltsplatz erfüllen. Wünschenswert wäre eine komplette Umgestaltung durch neue Elemente wie Grün- und Wasserelemente und Spielflächen sowie Außengastronomie. Die ebenerdigen Stellplätze könnten in eine (zu bauende) Tief- oder Quartiersgarage verlagert werden, so die Anregung.
Platz an der Bebelstraße: Am Standort des Denkmals für die Opfer des Zweiten Weltkriegs soll die Aufenthaltsqualität sowie die „ökologische und klimabezogene Qualität“ gesteigert werden. Einige Stellplätze für Autos könnten als „Labore des Wandels“ und „Experimentierraum“ dienen. Eins zu eins diesem Ziel entsprochen hätte die jüngst vom Mobilitätsausschuss für diesen Bereich befürwortete Einrichtung von „Stadtterrassen“. Vor einem verbindlichen Beschluss in der Bezirksvertretung Herne-Mitte über eine Probephase stoppte die Stadtverwaltung das Verfahren jedoch überraschend und rief stattdessen einen offenen Wettbewerb für Standorte von Stadtterrassen aus, bei dem die Wahl auf den Eickeler Platz fiel.
Konrad-Adenauer-Platz: Der Bereich rund um Bahnhof und Busbahnhof soll repräsentativer und ein „Ort des Ankommens werden“. Dieses nördliche Eingangstor zur Innenstadt soll zudem eine Verknüpfung zum künftigen Funkenberg-Quartier erhalten. Mehr Aufenthaltsqualität und Außengastronomie sei für den südöstlichen Platzteil denkbar – dafür müssten jedoch (auch hier) die Pkw-Stellplätze in Frage gestellt werden. Und: Eine verbesserte gestalterische Führung zur Innenstadt wäre wünschenswert.
Nur geringen Handlungsbedarf sehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgruppe dagegen für den Vorplatz des City-Centers, den Europaplatz und den Neumarkt.
Stichwort Veranstaltungen: Nach Umgestaltung des Robert-Brauner-Platzes würden im Bereich der Fußgängerzone nur noch kleinere Veranstaltungen durchführbar sein, so die Stadt. Veranstaltungen mit Event-Charakter und Strahlkraft sollten dann künftig auf dem Friedrich-Ebert-Platz stattfinden. Für kleinere Veranstaltungen mit kultureller Ausrichtung biete sich zudem der Willi-Pohlmann-Platz an. Und: „Ein organisierter innerstädtischer Weihnachtsmarkt erscheint zukünftig als verzichtbar.“ Einzelne weihnachtliche Stände im Verlauf der Bahnhofstraße wären jedoch „dennoch wünschenswert“.
Der Planungsausschuss stellte sich einstimmig hinter den Entwurf. Lob gab es von SPD, Grünen und FDP. Die CDU warnte vor einer Reduzierung von Parkplätzen. Dadurch würde die Attraktivität der Innenstadt abnehmen, so CDU-Ratsherr Markus Mähler. Seine Parteifreundin Barbara Merten forderte, die Bedürfnisse der (motorisierten) Wohnbevölkerung sowie von Handwerkern, Lieferverkehr und Pflegediensten im Auge zu behalten. Diese Aspekte hätten weniger mit der Umgestaltung einzelner Plätze als vielmehr mit der Innenstadtentwicklung zu tun, so Planungsamts-Chef Achim Wixforth. Für diesen größeren Rahmen solle ein eigenes Konzept erarbeitet werden.
>>> Der „neue“ Robert-Brauner-Platz
Der von der Politik nach umfassender Bürgerbeteiligung beschlossene Umbau des Robert-Brauner-Platzes soll im Frühjahr 2024 starten, so Stadtsprecherin Anja Gladisch auf Anfrage.
Der Platz soll grüner werden, unter anderem durch Errichtung von drei Hochbeeten. Außerdem erhält er eine Wasserfläche, Spielgeräte und mehr Sitzgelegenheiten sowie ein neues Pflaster. Auch eine überdachte Fahrradabstellanlage ist geplant.
Die Kosten bezifferte die Stadt – Stand: Oktober 2021 – mit 1,85 Millionen Euro.