Herne. Ratten, Dreck, wenig Parkplätze und keine Sicherheit: Ein Herner Stadtteil schneidet im Stadtteil-Check recht schlecht ab. Das sind die Noten.

  • Herne-Mitte schneidet in unserem Stadtteil-Check nicht allzu gut ab.
  • Die Sicherheit und die Parkplatzsituation bekommen unter anderem schlechte Noten.
  • Was Norbert Menzel, Chef der IG City Herne dazu sagt.

„Abends, wenn die Geschäfte der Fußgängerzone geschlossen haben, fühlt man sich schon unwohl. Man sieht selten Polizei, tagsüber wenig Ordnungsamt.“ „Es gibt keinerlei Möglichkeiten für junge Menschen auszugehen (Kneipen oder Clubs). Auch Konzerte oder andere Veranstaltungen gibt es hier leider gar nicht, dafür müssen wir immer nach Bochum fahren.“ „Der Stadtteil verliert immer mehr an Charme und Sauberkeit und verschlingt zu viel Platz für parkende Fahrzeuge.“

Das sind nur einige der Antworten, die wir bei unserem WAZ-Stadtteil-Check von Anwohnerinnen und Anwohnern in Herne-Mitte erhalten haben. Aber ist wirklich alles so schlimm? Darüber haben wir mit Norbert Menzel gesprochen, der sich als Chef der IG City Herne bestens in der Herner Innenstadt auskennt. Welche Noten hätte er vergeben?

IG-City-Chef: Herne-Mitte wird von der Politik nicht vergessen

Am schlechtesten bewertet wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Parksituation mit einer 4,3. „Das sehe ich anders“, betont Menzel. Schließlich gebe es genügend Parkplätze, die zwar häufig voll seien und etwas kosten, aber das sei in den Innenstädten ja normal. Zudem gebe es zwei Parkhäuser, die genutzt werden könnten. „Ich würde eher eine 3 vergeben.“

Ähnlich schlecht – mit einer 4,2 – wurde die Sauberkeit bewertet. „Da gebe ich Recht“, sagt Menzel. Vor allem nach Veranstaltungen dauere es manchmal mehrere Tage, bis der Müll aufgesammelt werde. Beispielsweise nach dem Weihnachtsmarkt habe es teilweise wie „ein Schlachtfeld“ ausgesehen. Ansonsten sei es aber in der City nicht übermäßig schmutzig. „Dass immer mal etwas rumfliegt, ist ja ebenfalls in Innenstädten normal.“

Norbert Menzel, Chef der IG City Herne, kennt sich bestens in Herne-Mitte aus.
Norbert Menzel, Chef der IG City Herne, kennt sich bestens in Herne-Mitte aus. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++

Die Note 4 gab es für die Frage „Wie bewerten Sie den Einsatz von Kommunalpolitikern und Stadtverwaltung für Ihren Stadtteil?“ Bedeutet das, dass die Herner Innenstadt von der Politik vergessen oder vernachlässigt wird? „Nein“, sagt Menzel. „Ich denke, das Problem ist, dass viele Leute nicht direkt mitbekommen, wenn in der Politik etwas beschlossen wird.“ Vernachlässigt werde der Stadtteil definitiv nicht. Der IG-City-Chef würde stattdessen eine 3,0 bis 3,2 für die Politik vergeben.

Sicherheit in Herne-Mitte: „Ich hätte mit einer 5,0 gerechnet“

Anders sieht das beim Thema Sicherheit aus, die im Stadtteil-Check mit einer 3,7 benotet wurde. „Das überrascht mich. Ich hätte eher mit einer 5,0 gerechnet.“ Gerade in den Abendstunden fühle man sich auf der Bahnhofstraße unsicher, so Menzel. „Schlimmer ist eigentlich nur noch der Buschmannshof.“ In den vergangenen Jahren sei es immer schlimmer geworden. Ob die Ladenbesitzerinnen und -besitzer das ähnlich sehen, könne er nicht sagen. „Wir haben ja leider kaum noch inhabergeführte Läden.“

Apropos Läden: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vergaben für die Einkaufsmöglichkeiten zwar eine 2,7, „aber das ist eigentlich noch zu gut bewertet. Was haben wir denn noch in der Innenstadt?“, fragt Menzel. Besser sehe es bei den Lebensmittelläden aus, davon gebe es ausreichend.

Ebenfalls gut bewertet – mit einer 2,8 – wurde die Gastronomie in Herne-Mitte. Das Angebot sei zwar da, könne aber besser sein, sagt Menzel. Eine Ecke störe ihn besonders: Die Behrensstraße sei früher mal als das „Bermudadreieck von Herne“ betitelt worden. „Jetzt ist es eher das Rattenloch von Herne“, so Menzel. Vor allem rund um die leerstehende Filiale gegenüber von der Kostbar sei es dreckig und „man sieht immer wieder Ratten“. Bis zuletzt war dort der Burgerladen Ruhrpott-Burger. Seit vielen Monaten stehen die Räume nun aber leer.

+++ Stadtteil-Check in Herne – Lesen Sie auch: +++

Am besten abgeschnitten hat die medizinische Versorgung (2,1) und der Nahverkehr (2,0). Die Noten seien verständlich und nachvollziehbar. Schließlich gebe es durch den Bahnhof, die Station Herne-Mitte und die U-Bahn-Station jede Menge Anbindungen, erklärt Menzel. Und auch die Anzahl von Apothekern und Ärzten sei sehr gut.

>>> WEITERE INFOS: Der Stadtteil-Check:

  • Beim Stadtteil-Check für Herne haben 2407 Hernerinnen und Herner mitgemacht und ihrem Stadtteil ein Zeugnis ausgestellt.
  • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Noten für Sicherheit, Sauberkeit, Familienfreundlichkeit, Parkplatzsituation und Einkaufsmöglichkeiten vergeben.