Herne. Keine Hochzeiten, keine Geburtstagsfeiern. Warum eine Eventagentur aus Herne trotzdem ganz gut durch die Krise kam.

Kühl ist es noch an diesem Morgen, aber wer nach oben sieht, der ahnt bereits, dass die Sonne den Kampf gegen die Wolken bald gewinnen wird. Und so füllt sich Olli‘s Biergarten im Revierpark Gysenberg in Herne auch nach und nach mit Besuchern. Norbert Menzel, Chef des LM:V Veranstaltungsservice Herne, der mit einem Cappuccino in einer Ecke sitzt, nickt. „Endlich geht es überall wieder los.“

„Im Minutentakt gab es Absagen“

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Er hat ja viel erlebt. 30 Jahre schon organisiert Menzel Feiern in und um Herne. Für die Stadt, für Firmen, für Privatleute. Auf Wunsch mit Catering, DJ oder Getränkelieferung. „Rundum-Sorglospaket“, sagt er. „Für Geburtstage, Hochzeiten, Hauseinweihungen, Tagungen“ – zu Hause beim Kunden oder in einer von Menzels Räumlichkeiten. „Die Auftragsbücher waren voll“, erinnert sich der 64-Jährige an den Beginn des Jahres 2020. Aber dann ging es Schlag auf Schlag. Corona kam, die Aufträge gingen. „Im Minutentakt gab es Absagen.“

Menzel bewahrt Ruhe. „Wir waren ja gut aufgestellt.“ Ob Lichtanlage, Boxen, oder Mischpult – „das ganze Equipment ist mein Eigentum“. Und es lagert in Hallen, die der Firma gehören. „Wäre das alles geleast, wäre es schwieriger geworden.“ Was Menzel dann aber doch irgendwann beunruhigt, ist die Dauer der Pandemie. „Letzten Sommer habe ich kurz gedacht, die Krise wäre vorbei.“

Manche haben ihre Hochzeit drei Mal verschoben

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Als sich abzeichnet, dass sie es nicht ist, machen sich Menzel und sein Team Gedanken, was sie trotz Corona auf die Beine stellen können. „Sich hinsetzen und jammern bringt einen ja nicht weiter.“ Filme im Autokino zu zeigen schon. Oder später direkt am Impfcenter im Park ein Zelt aufzubauen, in dem Angehörige im Trockenen einen Kaffee trinken können, schon. Und dass Menzels jüngster Sohn sich mal so richtig eingearbeitet hat in Sachen Streaming, hat auch nicht geschadet. „Wir können mittlerweile alles übertragen.“ Klar, sagt Menzel, „ist kein Vergleich zum normalen Geschäftsbetrieb, aber besser als nichts.“

Auch mit Vorstellungen im Autokino hat Norbert Menzel Geld in die Kassen bekommen.
Auch mit Vorstellungen im Autokino hat Norbert Menzel Geld in die Kassen bekommen. © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Nun kehrt langsam die Normalität zurück. Menzel will sich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, glaubt aber „dass das Schlimmste jetzt wirklich vorbei ist“. Seine Kundschaft glaubt das auch, bleibt aber noch vorsichtig. „Wir werden jetzt nicht überrannt.“ Was Menzel gut verstehen kann. „Manche haben ihr Hochzeit mittlerweile drei Mal verschoben. Da muss der nächste Termin wirklich stehen.“

Kleine Konzerte unter dem Sonnensegel

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Die Zahl der Anfragen steigt jedenfalls kontinuierlich. Für den Herner kein Grund, einen Gang zurückzuschalten. Autokino ist schwierig in diesem Jahr, „weil es keine neuen Filme gibt“. Dafür gibt es die Fußball-Europameisterschaft. Deshalb will Menzel seine Leinwand auch wieder zum Public-Viewing aufstellen im Biergarten und dort den Sommer über auch kleine Konzerte oder andere Events unter einem großen Sonnensegel veranstalten.

Optimistisch in die Zukunft: „Gefeiert wird immer“

Für eine Veranstaltungsagentur wie er sie hat, ist Menzel zuversichtlich, werde es auch in Zukunft viel zu tun geben. „Gefeiert wird immer. Vielleicht nicht mehr so oft wie früher, aber dafür intensiver.“

Deshalb soll sein Ältester den Betrieb irgendwann auch mal übernehmen. Aussteigen aber will der Senior so schnell noch nicht. Nicht nur, weil die Krise höchstwahrscheinlich überwunden ist und die Arbeit wieder zunehmen wird. „Der Job“, sagt Menzel, „macht mir auch nach so vielen Jahren einfach immer noch Spaß.“