Herne. Im Stadtteil-Check konnten Herner ihren Stadtteil benoten. Heute: Horsthausen. Was in dem Stadtteil am Kanal besonders schlecht bewertet wurde.
4,9 – das ist die schlechteste Note, die in unserem Stadtteil-Check vergeben wurde. Bekommen hat sie die Frage „Wie bewerten Sie die medizinische Versorgung in Ihrem Stadtteil?“ in Horsthausen. „Dieses Ergebnis war zu erwarten“, sagt Nadine Albrecht von der Arbeiterwohlfahrt. Denn: In dem Stadtteil, der direkt am Kanal im Stadtbezirk Sodingen liegt, gebe es keine Apotheke und kaum Ärzte, sagt Albrecht. Das sei gerade für die älteren Nachbarinnen und Nachbarn ärgerlich.
In unserem Stadtteil-Check konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Schulnoten von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) für ihren Stadtteil vergeben. Dabei konnten sie sowohl 14 Fragen beantworten als auch offene Antworten geben. Horsthausen bewerteten 139 Menschen.
Stadtteil-Check: Keine Gastronomie in Herne-Horsthausen
Das Ergebnis zur medizinischen Versorgung überrascht Albrecht kaum. Die 30-Jährige war bis Ende vergangenen Jahres verantwortlich für „wir.horsthausen“, ein Projekt vor allem für Kinder, Jugendliche und Familien in dem Quartier. Inzwischen ist das Projekt wegen fehlender Förderung zwar ausgelaufen, trotzdem habe sie noch immer einen guten Blick in den Stadtteil, unter anderem durch die Zusammenarbeit mit den Falken, sagt sie.
Neben der mangelhaften medizinischen Versorgung wurde auch das Gastronomieangebot mit einer sehr schlechten Note bewertet: 4,8. Das sei ebenfalls nicht überraschend, erklärt die Sozialpädagogin. Schließlich gebe es im gesamten Stadtteil kein Restaurant, außerdem fehlten Cafés. Das spiegelt sich auch in der Note 4,1 für das Gemeinschaftsgefühls wider. „Es fehlen Begegnungsmöglichkeiten“, sagt Albrecht. „Gerade für die älteren Menschen im Stadtteil.“
Die Bewertung beim Thema Sicherheit überrascht die Hernerin hingegen. Dort vergaben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine 3,6. „Das hätte ich viel schlechter eingeschätzt“, sagt sie. Das Thema Sicherheit bewege die Menschen im Stadtteil schon seit langer Zeit. So habe sich im Feldherrenviertel bereits eine Bürgerinitiative gegründet, auch die Politik hat das Thema auf den Schirm. Viele Kulturen träfen in Horsthausen aufeinander, was zu Konflikten führe. Einige Anwohnerinnen und Anwohner hätten ihr in Gesprächen geschildert, dass die Situation immer schlimmer werde, „eine Abwärtsspirale“. Und auch das Thema Sauberkeit – im Stadtteil-Check mit einer 4,2 bewertet – sei häufig Thema. Dafür seien bereits Quartiershausmeister eingesetzt worden, die den Stadtteil sauber halten sollen. Diese hätten direkten Kontakt zum Kommunalen Ordnungsdienst und bereits Erfolge erzielt, so Albrecht.
Und es gibt noch einen Lichtblick: Der Nahverkehr wurde – wie in allen anderen Herner Stadtteilen – mit Abstand am besten bewertet. In Horsthausen mit einer 2,7. Auch beim Thema Naherholung habe der Stadtteil einiges zu bieten. Zwar hat diese Kategorie nur eine 3,9 erhalten, doch in direkten Gesprächen zeige sich laut Albrecht immer wieder, dass der Kanal einen hohen Stellenwert bei den Anwohnerinnen und Anwohnern in Horsthausen habe – genau wie die neu angelegte Streuobstwiese und die Kleingärten.
Die offenen Antworten in unserem Stadtteil-Check unterstreichen deutlich die Probleme im Stadtteil: „In Horsthausen gibt es keine Apotheke, kein Café, keinen Bürgertreff, kein stadtteilbezogenes Bewegungsangebot“, schreibt jemand, und ein anderer Teilnehmer schreibt: „Negativ: Erhebliche Probleme mit Südosteuropäern, Müll, Ratten, Kriminalität und Prostitution. Positiv: Kleingärten, Fußballzentrum, Kanal und mega Jachthafen, Schlauchbootjugendgruppe und Rudern am Herner Meer.“ Auch dieser Teilnehmer macht deutlich, dass es nicht nur Probleme in Horsthausen gibt: „Am Herner Meer wird oft Müll abgelegt. Durch die Lkw im Wendehammer am Wochenende nicht so schön. Aber Jachthafen, Schleuse und die neuen Obstwiesen sind toll.“
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WEITERE NACHRICHTEN: Nicht repräsentativ
- Die Umfrage war nach wissenschaftlichen Maßstäben nicht repräsentativ, weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht gezielt nach sozio-demografischen Merkmalen ausgewählt wurden. Stattdessen konnte jede und jeder Interessierte mitmachen.
- Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war in den verschiedenen Stadtteilen unterschiedlich hoch (von 63 in Baukau-West bis 326 in Herne-Mitte). Von den Bewertungen kann man also nicht direkt auf die der Mehrheit im jeweiligen Stadtteil schließen.
- Die Ergebnisse für jeden Stadtteil können Sie bald online lesen, außerdem stellen wir jeden Stadtteil in den kommenden Monaten ausführlich vor.