Bochum/Herne. Nach einem Macheten-Angriff auf einen Vater in Herne geben dessen Söhne vor Gericht ihr Schweigen auf. Den Anfang machte der 16-Jährige.
Im Prozess um einen mutmaßlich von der eigenen Familie geplanten Mordanschlag auf einen Familienvater (55) an der Poststraße in Herne-Mitte hat der 16-jährige Sohn am Bochumer Landgericht sein Schweigen gebrochen. Der mitangeklagte jüngere Sohn will in Kürze nachziehen.
Die erste Erklärung war kurz und knapp: Über seine Verteidigerin Victoria Grenz räumte der 16-jährige Angeklagte vor der 3. Jugendstrafkammer seine Beteiligung an der Machetenattacke auf den eigenen Vater grundsätzlich ein. Zu mutmaßlichen Mitwissern und Mittätern wollte der Jugendliche aber keine weiteren Angaben machen.
14-jähriges Mädchen sollte den Mord durchführen
Sein mitangeklagter jüngerer Bruder (15) ließ am Freitag über seine Verteidiger Heinrich Hendricks und Martin Gentz erklären, dass er am nächsten Hauptverhandlungstag (1. Juni) beabsichtige, eine Einlassung zur Sache abzugeben. Es spricht einiges dafür, dass sich die Erklärung in eine ähnliche Geständnis-Richtung wie bei einem Bruder bewegen wird. Angeklagt sind die Söhne wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung.
Nach mutmaßlichen Gewaltübergriffen auf ihre Mutter sollen die Geschwister die Tötung ihres Vaters beschlossen, ein Mordkomplott geschmiedet und für die Durchführung des Mords ein damals 14-jähriges Mädchen gewonnen haben. Der Schülerin wird separat in Berlin der Prozess gemacht, zuletzt hatte sie in Bochum von ihrem Schweigerecht Gebrauch gemacht. Die Mutter (44) der Brüder ist mitangeklagt, weil sie in die Mordpläne zu jeder Zeit eingeweiht gewesen sein soll.
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Wie schlecht es um den Familienfrieden bestellt gewesen ist und warum, ließ die Aussage einer Mitschülerin des 16-Jährigen allenfalls erahnen. Die Zeugin erinnerte sich, dass der 16-Jährige häufig von zu Hause abgehauen, teils im Hotel abgestiegen und immer außergewöhnlich gut bei Kasse gewesen sei. „Er hatte immer krass viel Geld bei sich, und ich wusste nicht woher“, sagte die Schülerin. Sie habe spekuliert, dass das Geld offenbar vom Nebenjob im väterlichen Kiosk stamme. Aufgefallen, so die Zeugin weiter, sei ihr häufig auch eine regelrecht hasserfüllte Wortwahl, wenn ihr Mitschüler Familienprobleme habe durchblicken lassen. Auch könne sie sich erinnern, dass der 16-Jährige ihr einmal eine Schusswaffe gezeigt habe.
Beim nächtlichen Machetenangriff in der Nacht auf den 24. Oktober 2022 war dem schlafenden Familienvater ein Finger abgehackt worden, der später erfolgreich replantiert werden konnte. Außerdem erlitt der Kiosk-Inhaber multiple Schnittverletzungen im Gesicht. Der Prozess wird fortgesetzt.