Herne. Bäume - in Herne ein besonderes Thema. Zuletzt sind immer wieder Jungbäume zerstört worden. Was bekannt ist, wie die Stadt reagiert.
Dass in Herne viele - Kritikerinnen und Kritiker sagen: zu viele - Bäume dem Wohnungsbau weichen müssen, ist seit Jahren Thema. Seit einigen Monaten gibt es einen Trend, der zwar einen ganz anderen Hintergrund, dafür aber ähnliche Folgen hat: Unbekannte sägen oder knicken in Herne frisch gepflanzte Jungbäume ab.
Unbekannter greift in Eickel zur Säge
„Gerade gepflanzt, schon zerstört“: So beschreibt Bezirksbürgermeister Mathias Grunert den jüngsten Vorfall im Bereich Josef-Prenger-Straße/Kirchstraße in Börnig/Sodingen. Zwei der dort neu gepflanzten Bäume seien umgeknickt worden, berichtet der Sozialdemokrat auf Facebook. Kein Einzelfall: eine kurze Chronik des blindwütigen Baumfrevels in Herne (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
– Einen Tag vor der offiziellen Einweihung im Mai 2022 sägen Unbekannte die aus Spenden finanzierte Corona-Linde auf einem Feld An der Linde in Sodingen an. Außerdem werden ein Gedenkstein und eine Tafel, die an die Pandemietoten in Herner erinnern, beschmiert.
– Nur knapp zwei Wochen später fällt ein weiterer Baum Vandalismus zum Opfer. Eine anlässlich der Aktion „125 Jahre Stadt Herne – 125 Bürger*innenbäume“ im Grünzug Hölkeskampring gepflanzte Winterlinde wird abgebrochen. Die Stadt ist empört „über die Zerstörungswut“ und kündigt eine Ersatzpflanzung an. Später wird noch ein weiterer Jubiläumsbaum am Hölkeskampring zerstört.
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– Mitten auf den Gehweg der Dahlhauser Straße in Eickel hat die Stadt einen Baum gepflanzt und löst damit Unmut („vorgezogener Aprilscherz“) aus. Die Stadt verteidigt die Aktion damit, dass an der Stelle zuvor bereits ein Baum gestanden habe, kündigt aber eine Versetzung „an die Seite“ der Baumscheibe an. Dazu kommt es jedoch nicht mehr, weil ein Unbekannter Anfang Februar zur Säge greift und den Jungbaum mal eben absägt. Stadt und Anwohnerinnen und Anwohner sind fassungslos.
– Mitte Februar Josef-Prenger-Straße/Kirchstraße: siehe oben.
„Weitere Beschädigungen sind uns bislang nicht bekannt“, erklärt Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Anfrage der WAZ. Allerdings seien im Grünzug Hölkeskampring bereits des Öfteren die Schilder beschmiert worden, indem das Wort „Bürger*innenbäume“ übermalt worden sei. „Diese Verunreinigungen waren aber leicht zu entfernen oder haben sich von selbst aufgelöst.“
Werden alle zerstörten Bäume ersetzt? Bei den Spendenbäumen erfolge dies „auf jeden Fall“, berichtet der Stadtsprecher. Bei anderen Bäumen werde dagegen immer abgewogen. Pro Baum fielen Kosten von 800 bis 1000 Euro an.
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Neupflanzungen seien in Herne allerdings noch anderen Gefahren ausgesetzt, weiß Christoph Hüsken. Für den Bereich Wald könne hinzugefügt werden, dass durch die Anlage illegaler Mountainbike-Parcours oftmals Jungbäume in Mitleidenschaft gezogen würden. Und: Weitere Vandalismusschäden im Wald seien an Waldbänken oder an der Wetterschutzhütte im Revierpark Gysenberg zu verzeichnen.
Und bisweilen ist die Stadt bzw. eine Stadttochter auch selbst verantwortlich für das Zerstören von Jungbäumen: Im vergangenen Jahr löste Entsorgung Herne Empörung aus, weil der städtische Betrieb am Recyclinghof an der Meesmannstraße in Herne-Süd zahlreiche Bäume vertrocknen und eingehen ließ. Und das, obwohl Bürgerinnen und Bürger bereits 2019 auf ähnliche Missstände aufmerksam gemacht hatten.