Herne. In Herne sind im vergangenen Jahr deutlich mehr Menschen im Straßenverkehr gestorben als 2021. Auch die Zahl der Schwerverletzten ist gestiegen.
- Traurige Bilanz: In Herne sind 2022 fünf Menschen bei Unfällen ums Leben gekommen.
- Auch die Zahl der Unfälle ist gestiegen.
- Ein Grund könnte der Wegfall von Corona-Beschränkungen sein.
Im vergangenen Jahr sind fünf Menschen auf den Straßen in Herne durch Verkehrsunfälle gestorben. Das ist die traurige Bilanz der Polizei, die am Mittwoch ihre Verkehrsunfallstatistik für 2022 vorgestellt hat. Und nicht nur das: Auch die Zahl der Schwerverletzten ist deutlich gestiegen.
Ein Grund für die Zunahme könnte der Wegfall der Corona-Beschränkungen sein, sagt Frank Nows, Leiter der Direktion Verkehr. Die Menschen seien wieder vermehrt auf den Straßen unterwegs, was sich deutlich in den Zahlen widerspiegele. Und das nicht nur in Herne, sondern auch in Witten und Bochum, die ebenfalls zum Bochumer Polizeipräsidium gehören.
Verkehrsunfälle in Herne: Immer öfter ist Alkohol im Spiel
Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 5820 Verkehrsunfälle in Herne. Zum Vergleich: 2021 waren es 5321. Doch nicht nur die Anzahl der Unfälle ist gestiegen: Insgesamt verunglückten 485 Menschen – 125 mehr als noch 2021. Davon verletzten sich 67 schwer und 413 leicht.
Was besonders auffällig ist: Die Zahl der Unfälle, bei denen Alkohol mit im Spiel war, ist ebenfalls deutlich gestiegen – von 41 auf 67. Auch das könne eine Folge der Corona-Lockerungen sein. Aber auch die höhere Kontrolldichte der Polizei habe dazu beigetragen, dass mehr Menschen, die alkoholisiert unterwegs gewesen sind, erwischt wurden, sagt Polizeipräsident Jörg Lukat. Hinzu komme, dass die Verkehrsdichte allgemein zunehme. „Es wird immer komplexer, im Verkehr unterwegs zu sein, wenn dann noch berauschende Mittel dazu kommen, sind viele Menschen überfordert.“
Dieses Thema sei auch bei E-Scooter-Fahrerinnen und -Fahrern immer wieder ein Problem. Die Zahl der E-Scooter-Unfälle ist 2022 auf 27 gestiegen. Häufig seien auch hier Alkohol und Drogen im Spiel, so dass die Fahrerinnen und Fahrer ihr Können überschätzten, erklärt Nows. Er bezeichnet die Entwicklung als ein „riesen Problem“. Und die Dunkelziffer sei noch deutlich höher. „Von drei Viertel der Unfälle weiß die Polizei nichts.“ Hier sei auch die Politik gefragt, über die Regeln für E-Scooter-Fahrer nachzudenken. Als Beispiel nennt er die Einführung einer Helmpflicht.
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An einigen Stellen in Herne kommt es immer wieder zu Unfällen
An einigen Stellen im Stadtgebiet kommt es immer wieder zu Unfällen. Einer dieser Unfallhäufungsstellen, wie die Polizei sie nennt, ist noch immer die Kreuzung Hammerschmidt-Straße/Am Stöckmannshof an der Autobahnauffahrt zur A 42. Nachdem es dort in den vergangenen Jahren vermehrt zu Unfällen mit Fußgängern gekommen war, wurde dort ein sogenannter Schutzblinker installiert, der die Autofahrerinnen und Autofahrer vor den Fußgängerinnen und Fußgängern warnt. Dieser wurde laut Polizei im April durch eine doppelte Ausführung ausgetauscht. Im Dezember 2022 wurde dann beschlossen, dass die Signale verändert werden: Die Linksabbieger und das Signal für den Fußgängerverkehr sollen zukünftig getrennt werden.
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Eine Stelle, die bisher eher unauffällig gewesen sei, habe sich im vergangenen Jahr zu einem Unfallhotspot entwickelt, sagt Heidi Otte von der Direktion Verkehr. An der Kreuzung Horsthauser Straße/ Vinckestraße gab es insgesamt sechs Unfälle. Der Einmündungsbereich sei zu breit, außerdem verhindere eine Mülltonne die Sicht. Das werde nun geändert, in der Hoffnung, dass diese Stelle wieder unauffällig werde, so Otte.
Damit die Zahl der Unfälle 2023 nicht noch weiter steigt, arbeitet die Polizei weiterhin an ihrer Strategie zur Verkehrsunfallbekämpfung. So würden Geschwindigkeitsüberschreitungen konsequent verfolgt, außerdem soll das Entdeckungsrisiko erhöht werden. „Die Menschen sollen wissen, dass sie jederzeit bei einem Vergehen erwischt werden können.“ Außerdem führe die Polizei weiterhin vielfältige Projekte zur Reduzierung von Fahrrad- und Pedelecunfällen durch. Denn auch hier ist die Zahl der Unfälle im vergangenen Jahr gestiegen – von 103 auf 117.
>>>WEITERE NACHRICHTEN: Aufklärungsquote gestiegen
- Unfallursache Nummer eins bleibt weiterhin das Abbiegen und Wenden. 95 Mal hat es dabei im vergangenen Jahr gekracht, gefolgt von Missachtung von Abstandsregeln (65) und Vorfahrtsmissachtung (49).
- 2022 gab es in Herne 1238 Verkehrsunfälle mit Flucht, 2021 waren es 1183. Die Aufklärungsquote ist wieder etwas gestiegen von 50 auf 65,22 Prozent.