Bochum/Herne. Ein Paar soll in Herne einen Taxifahrer mit einem Messer attackiert haben. Es wollte eilig in eine Wanner Klinik. Nun steht das Duo vor Gericht.

Nach einer spektakulären Verfolgungsjagd mit der Polizei am Kanal in Herne-Crange müssen sich ein 42-jähriger Mann und seine Partnerin (41) aus Herne vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Der Mann soll einen Taxifahrer mit einem Messer attackiert, einem anderen Autofahrer gedroht haben, ihm die Nieren aufzuschlitzen.

Das Paar wollte offenbar am 23. September 2022 wegen eines gesundheitlichen Notfalls bei der wegen Beihilfe mitangeklagten Frau zum Wanner St. Anna-Hospital. Laut Anklage hatte es sich gegen 17.15 Uhr in Recklinghausen ein Taxi bestellt, das Fahrtziel angegeben und erklärt, man habe aber nur zehn Euro. Nach Erreichen des Betrags hatte das Taxi gestoppt und das Paar war zum Aussteigen aufgefordert worden.

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Während der Taxifahrer versucht haben soll, die sich sträubende Frau von der Rückbank aus dem Taxi zu zerren, soll der Angeklagte sich auf den Fahrersitz gesetzt haben. Die Frau soll ihren Partner angefeuert haben: „Fahr‘ endlich los.“ Als der Taxifahrer die Frau nach draußen gezogen hatte, war der 42-Jährige laut Staatsanwaltschaft mit einem Messer auf den Fahrer losgegangen, hatte ihm Stiche in Schulter, Brust und Bauch versetzt. Dann soll das Paar geflüchtet sein.

An der Straße „Im Emscherbruch“ sollen sie auf die Straße gesprungen und einen Pkw-Fahrer angehalten haben. Als der Mann ihre Mitnahme zur Wanner Klinik abgelehnt haben soll, soll der Angeklagte mit dem Messer ein Kreuz in die Motorhaube geritzt und nach einem daraufhin angefertigten Handy-Beweisfotos durch den Pkw-Fahrer gedroht haben: „Weißt Du, wie es sich anfühlt, wenn man Dir die Nieren aufschlitzt? Mach‘ Dich vom Acker!“ Kurz danach hatte die Polizei die Verfolgung aufgenommen.

Herne: Hubschrauber spürt „Flucht-Paar“ im Kanal auf

Laut Anklage flüchteten die Angeklagten auf das Gelände des Westhafens: Mit dem Messer in der Hand forderte der 42-Jährige nun von Stellwerk-Mitarbeitern ihr Auto. Es soll zu einem handfesten Gerangel, Bedrohungen („Gib mir die Autoschlüssel, sonst steche ich zu!“) gekommen sein, ein Stellwerk-Mitarbeiter erlitt Handverletzungen. Nach einer erneuten Flucht konnte das Paar am Ende mit Hilfe eines Polizei-Suchhubschraubers in einem Versteck am Ufer des Kanals im Wasser aufgespürt werden. Der Mann saß anschließend mehrere Wochen in U-Haft.

Zum Prozessauftakt vor der 4. Strafkammer hat sich das Paar noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Ein Sachverständigengutachten soll Aufschluss geben, inwieweit Drogen am fraglichen Tag eine Rolle gespielt haben können. Die Anklage lautet unter anderem auf gefährliche Körperverletzung.