Herne. In Herne will die Stadt Parkplätze zu bunten Treffpunkten machen. Für diese „Superspots“, so der Name, sollen „Stadtterrassen“ angeschafft werden.
- Die Stadt Herne will in einem Modellversuch Parkplätze in „Superspots“ umwandeln.
- Geplant sind Stadtterrassen, also Holzdecks, auf denen sich die Menschen aufhalten können.
- SPD-Politiker loben den Vorstoß der Stadtverwaltung.
In einem Modellversuch will die Stadt Herne den Menschen mehr Raum für einen Aufenthalt im Freien anbieten. Dafür will die Verwaltung Parkplätze an bis zu drei Stellen in sogenannte Superspots umwandeln. Geplant sind Stadtterrassen, also zum Beispiel Holzdecks, auf denen Bänke, Außengastronomien oder Beete für Urban Gardening Platz finden können.
Schon im kommenden Sommer, so informiert die Stadt nun die Politik, soll das „Stadtexperiment“ starten. Los gehen soll es im Stadtumbaugebiet Herne-Mitte. Vorbild soll Barcelona sein. In der spanischen Mittelmeer-Metropole hatte sich im April 2022 eine städtische Delegation umgeschaut. Nach der Rückkehr lobte Oberbürgermeister Frank Dudda die „Superblocks“, die Barcelona seit 2016 schafft, um neue Mobilität, mehr Luft und mehr Grün in die Stadt zu bekommen. Dabei werden Autospuren weggenommen – zugunsten von Frei- und Grünflächen.
Herne: Stadt sucht Paten für Superspots
Deutlich kleiner soll das Modellprojekt in Herne laufen. An ein bis drei Stellen sollen auf Parkflächen Treffpunkte und Aufenthaltsbereiche geschaffen werden – um zu zeigen, „dass Straßen mehr sein können, als nur Raum für den fließenden und ruhenden Verkehr“. Dafür will die Stadt nun mögliche Standorte und Terrassen-Modelle prüfen. Je nach Kosten soll dann entschieden werden, wie viele „Superspots“ angeschafft werden. Nach den Erfahrungen aus anderen Kommunen seien diese Stadtterrassen dann erfolgreich, wenn Menschen, darunter Anwohnerinnen und Anwohner oder Gruppen, eine Patenschaft für einen „Superspot“ übernehmen. Dazu sollen Gespräche mit potenziellen „Kümmerern“ geführt werden.
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Wichtig: Es handele sich um einen zeitlich begrenzten Modellversuch, betont die Stadt. Eine Neunutzung des Parkraums sei zunächst nur temporär möglich. Eine Ausweitung des Versuchs in den kommenden Jahren oder eine spätere Nachnutzung der Stadtterrassen würden dann im Laufe der Projektentwicklung behandelt.
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Neu ist die Idee übrigens nicht: Stadtterrassen (oder auch „Parklets“) gibt es bereits in vielen Kommunen, darunter im Ruhrgebiet auch in Bochum oder Essen. In Essen etwa wurden 2022 im Stadtteil Holsterhausen an vier Stellen Holzdecks mit Bänken aufgestellt, die für zwei Monate probeweise genutzt werden konnten. Die Parklets wurden dort kontrovers diskutiert: Die Rückmeldungen der Bürgerinnen und Bürger reichten von „Wirklich ein tolles, innovatives Projekt“ bis hin zu „Unbequem und Parkplatzvernichtung“.
Die Herner SPD, die die Stadtterrassen schon vor über einem Jahr gefordert hatte, äußert sich schon mal positiv. Es sei gut, dass die Stadt diese Anregung aus der Politik nun aufgegriffen habe, lobt Roberto Gentilini (SPD), Vorsitzender im Ratsausschuss für Digitales, Infrastruktur und Mobilität (DIM). Ziel des Ganzen müsse es sein, die Aufenthaltsqualität in Herne-Mitte zu verbessern. Dass dafür Parkplätze wegfallen, sei leicht zu verschmerzen: „Wenn wir in Herne eines genug haben, dann sind es Parkplätze“, so der Ratsherr zur WAZ.
Ähnlich äußert sich Ulrich Syberg, Vorsitzender des Planungsausschusses. Der öffentliche Raum sei zu stark mit Autos zugestellt, es werde Zeit, dass dieser Raum nun den Menschen zurückgegeben werde, so der SPD-Ratsherr. Dafür sei so ein Modellprojekt gut geeignet: „Die Menschen müssen wieder lernen, aus den Häusern rauszugehen und sich draußen zu treffen.“ Ein möglicher Standort für eine Stadtterrasse, so Gentilini und Syberg: die Parkbuchten vor der Buchhandlung Koethers & Röttsches an der Bebelstraße.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Parking Day
Die Grünen haben es vorgemacht: Die Partei lädt jährlich zu einem „Park(ing) Day“ ein. Dabei werden in mehreren deutschen Städten Parkplätze zu Straßencafés und Grün umgewidmet. Damit wollen die Initiatoren ihrer Forderung nach weniger Abstellplätzen für Autos im öffentlichen Raum Nachdruck verleihen.
Auf den Parkplätzen an der Bebelstraße wurden dazu in den vergangenen Jahren Tische und Stühle aufgestellt, Menschen kamen bei Getränken und Speisen ins Gespräch.