Herne. 2022 war für die Wirtschaft ein schwieriges Jahr. Auch 2023 bietet eine Reihe von Unwägbarkeiten. So blicken die Herner Unternehmen nach vorn.

Ukraine-Krieg, Fachkräftemangel, unterbrochene Lieferketten, explodierende Energiepreise oder Kaufzurückhaltung aufgrund der hohen Inflation: Es gibt genug Gründe, um skeptisch ins Jahr 2023 zu blicken. Doch der exklusive Konjunkturausblick der Herner WAZ-Redaktion offenbart: Herner Unternehmen sind trotz aller Unwägbarkeiten verhalten optimistisch.

Heitkamp

Jörg Kranz, Geschäftsführer der Wanner Heitkamp-Unternehmensgruppe, blickt „verhalten optimistisch“ nach vorn, da bislang die Auswirkungen durch den Ukraine-Krieg voll durchschlügen. Viele Bauherrn hielten aufgrund steigender Baupreise Investitionen zurück, teilweise würden vor diesem Hintergrund bestehende Aufträge gekündigt. Kranz: „Insgesamt verzeichnen wir eine zurückhaltende Lage. Durch die Großprojekte Amprion und A 43 haben wir das Glück einer guten Grundauslastung und können daher optimistisch sein.“

Vulkan-Gruppe

Geschäftsführer Sebastian Meise sieht die Vulkan-Gruppe für 2023 gut aufgestellt.
Geschäftsführer Sebastian Meise sieht die Vulkan-Gruppe für 2023 gut aufgestellt. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Nicht nur am Standort Deutschland, sondern auch für die gesamte Vulkan-Gruppe verzeichnen wir auch in diesem Jahr ein gutes Ergebnis und starten in allen drei Unternehmensbereichen – sowohl in den Bereichen Marine und Industrie und Energie als auch in der Kälte- und Klimatechnik – mit gut gefüllten Auftragsbüchern in das neue Geschäftsjahr“, so Geschäftsführer Sebastian Meise. Selbstverständlich sehe sich auch die Vulkan-Gruppe mit steigenden Energie- und Materialkosten sowie einigen politischen Unwägbarkeiten konfrontiert. Die globale Aufstellung versetze aber Vulkan dabei in die Lage, auf verschiedenen Märkten agieren und gewisse regionale Schwankungen und negative Einflüsse von außen ausgleichen zu können.

Um Unsicherheiten in Lieferketten vorzubeugen und die benötigte Materialverfügbarkeit sicherzustellen, habe Vulkan seine Lagerbestände bereits während der Corona-Zeit erhöht. Durch Investitionen in die Werke und die mechanische Fertigung habe Vulkan zudem seine eigene Wertschöpfungstiefe vergrößert und sei so flexibel genug, um Lieferketten positiv zu beeinflussen.

Meise: „Darüber hinaus haben wir alleine am Standort Herne im vergangenen Jahr rund 75 Neueinstellungen vorgenommen und haben in die eigene Zukunftsfähigkeit investiert. Aktuell ist zudem eine Erweiterung der Produktionskapazitäten an diesem Standort in Planung. Dank der Investitionen in unser Team und unsere Werke sehen wir uns nicht nur in Herne, sondern als gesamte Unternehmensgruppe solide aufgestellt und für zukünftige Herausforderungen gerüstet. Diesen Kurs werden wir auch künftig weiter fortsetzen und schauen zuversichtlich in Richtung Zukunft.“

Wärmetechnik Leickel

Gerwin Schweppe, Inhaber des Herner Unternehmens Wärmetechnik Leickel, zeichnet ein zweigeteiltes Bild für das kommende Jahr.
Gerwin Schweppe, Inhaber des Herner Unternehmens Wärmetechnik Leickel, zeichnet ein zweigeteiltes Bild für das kommende Jahr. © Barbara Zabka / FUNKE Foto ServicesZabka

Leickel-Inhaber Gerwin Schweppe zeichnet für 2023 ein zweigeteiltes Bild: So erwarte er einen ungebrochenen Trend der Gebäudeeigentümer beim Austausch von Heizkessel hin zu energiesparenden Systemen. Insbesondere Strom und perspektivisch auch Wasserstoff als die zwei Energieträger der Zukunft fänden in Gebäuden Verwendung und beheizten diese. Bedingt durch den immensen Preisanstieg der Energiekosten stünden auch Wartungsarbeiten an bestehenden Heizungsanlagen besonders hoch in der Kundenpriorität. Notwendige Reparaturen gehörten auch 2023 zum Tagesgeschäft und müssten ausgeführt werden. Auf der anderen Seite werde es eine Kaufzurückhaltung im Bereich von Sanitärinstallationen geben, da die Zahl der Anfragen zu Badrenovierungen deutlich zurückgegangen sei. Der Neubausektor werde aufgrund deutlich gestiegener Hypothekenzinsen in 2023 einen deutlichen Rücksetzer bekommen.

Parfümerie Pieper

Oliver Pieper, Geschäftsführer der Parfümerie Pieper mit Sitz in Herne, setzt konsequent auf die Kombination aus stationärem Handel und Onlineshop.
Oliver Pieper, Geschäftsführer der Parfümerie Pieper mit Sitz in Herne, setzt konsequent auf die Kombination aus stationärem Handel und Onlineshop. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Trotz schwieriger Rahmenbedingungen im Einzelhandel bestätigt sich wieder, dass unsere Branche relativ krisenresistent ist und sich der Kunde den kleinen Luxus gerne noch gönnt“, sagt Oliver Pieper, Geschäftsführer der Parfümerie Pieper. Die Auswirkungen der Inflation seien jedoch schwer absehbar, auch bei Pieper beobachte man die Risiken aufmerksam. Für die Innenstädte werde es immer schwieriger, und es brauche mehr denn je ein gutes Zusammenspiel zwischen der Rathausspitze, Stadtmarketing, Einzelhandel und Gastronomie bis hin zu kulturellen Anbietern sowie Bürgerinnen und Bürgern. Nur dann könnten die Konzepte funktionieren und Städte sich erfolgreich entwickeln. Pieper: „Wir als Händler glauben, dass das Multichannelkonzept mit stationärem Handel und Onlineshop zukunftsweisend ist und wir da gut aufgestellt sind.“

Isap AG

Trotz der bekannten weltweiten Krisensituation blicke die Isap-Gruppe und eine Vielzahl ihrer Kunden verhalten optimistisch in das Jubiläumsjahr 2023“, so Isap-Chef Norbert Assen. Im kommenden Jahr wird Isap 30 Jahre. Assen geht davon aus, dass speziell bei den produzierenden Isap-Kunden die immensen Preisanstiege im Bereich Energie zu einem zögerlichen Investitionsverhalten führen wird. Doch nach wie vor böte dort die Digitalisierung oft ein hohes Einsparpotenzial. Dazu habe Isap inzwischen diverse cloudbasierte Lösungen im Portfolio, die sehr gut im Markt angenommen würden. Einzig der Fachkräftemangel und die nach wie vor langen Lieferzeiten bei speziellen IT-Komponenten verhinderten einen noch positiveren Ausblick auf 2023.