Herne. Der Herner Schiffskupplungsproduzent Vulkan steuert wieder auf Erfolgskurs. In Zukunft spielen Kooperationen mit Start-ups eine große Rolle.
Vor rund fünf Jahren schreckte der Herner Schiffskupplungs-Produzent Vulkan mit der Nachricht auf, dass das Unternehmen auf Krisenkurs steuert. Inhaber Sebastian Hackforth riss seinerzeit das Ruder erfolgreich herum, warnte aber vor einer neuen Behäbigkeit. Nun haben Hackforth und die beiden Geschäftsführer Sven Oelert sowie Sebastian Meise im Gespräch mit der Herner WAZ die Fortschritte erläutert.
Hackforth hatte seinerzeit das Ziel ausgegeben, aus dem etwas behäbigen Tanker ein Schnellboot zu machen. Diesem Ziel sei man ein gutes Stück nähergekommen. „Wir sind jetzt ein Schnellboot, aber noch mit angezogener Handbremse.“ Es seien jedoch bereits die Voraussetzungen vorhanden, noch schneller zu werden. Das könne noch ein oder zwei Jahre in Anspruch nehmen und hänge auch von der Entwicklung der Pandemie ab.
In neue Maschinen investiert, Ausbildungsquote erhöht
So sollen die Abläufe in der Produktion effizienter gestaltet werden. Dazu habe das Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits viel in neue Maschinen am Standort in Crange investiert, so Sebastian Meise. Auch die Vulkan-Akademie werde neu belebt, um Mitarbeiter zu fördern. Die Ausbildungsquote sei erhöht worden, darunter seien nun auch duale Studenten, IT-Azubi oder Mechatroniker. Darüber hinaus könnten Werkstudenten, die Arbeiten bei Vulkan schreiben, ins Unternehmen schauen. „Die meisten, die einmal hier waren, wollen nicht mehr weg“, so Meise.
Im Zuge der Umstrukturierung habe man auch die bestehenden Produkte unter die Lupe genommen - und festgestellt, dass sie teilweise überentwickelt gewesen seien. Sie hätten über Dinge verfügt, die der Kunde gar nicht benötigt habe. Das sei reduziert worden, jetzt gebe es eine Produktpalette, die den Ruf des Weltmarktführers untermauere. Hackforth: „Wir gewinnen jetzt viele Aufträge, die wir vorher nicht bekommen haben. Nicht weil wir besser sind als andere, das waren wir vorher auch schon, sondern weil wir jetzt auch günstiger sind.“
Doch eine zentrale Rolle in der Strategie, die Vulkan-Gruppe zukunftssicher zu machen, spielt die Entwicklung von neuen Produkten. Vulkan sei in dieser Hinsicht auch an neuen Kooperationen interessiert, zum Beispiel mit Start-ups. Die hätten womöglich Ideen und Produkte, die zu Vulkan passen. Das Unternehmen beschäftige deshalb Scouts, die sich Trends auf den Märkten anschauten, um früh zu erkennen, wo die Wünsche der Kunden hingehen. Andere Scouts beschäftigten sich mit neuen Technologien, Forschungsprojekten oder schauten, welche neuen Patente angemeldet werden, die eine Bedeutung für Vulkan haben könnten.
Umsatz bei Unternehmenstochter Lokring wächst stetig
Neben dem Kupplungs- und Antriebsbereich gibt es in der Gruppe eine weitere Tochter: Lokring. Dort hatte Eigentümer Sebastian Hackforth seine ersten Schritte im Unternehmen gemacht. Lokring, das lötfreie Rohrverbindungen für die Kältetechnik herstellt, sei damals selbst wie ein Start-up aufgebaut gewesen, es habe sich seitdem gut entwickelt. 2007 habe der Umsatz bei rund sechs Millionen Euro gelegen, dieser sei in den folgenden Jahren stetig gewachsen. Dies sei auch gelungen, weil Vulkan weltweit vertreten sei. Damit verleihe man der Vermarktung die nötige Durchschlagskraft.
Genau diese Kombination versucht Hackforth seit einiger Zeit auf andere Start-ups zu übertragen. „Wir haben uns umgeschaut, wo kleinere Unternehmen Ideen haben, die an der Nahtstelle unseres Geschäfts sind, die aber ein Problem mit der weltweiten Vermarktung haben.“ Es könne eine Erfolgsstory für Vulkan werden, wenn man nicht alles selbst machen wolle, sondern Technologien beobachte und sich an Start-ups beteilige oder die jungen Unternehmen innerhalb der Vulkan-Gruppe aufbaue. Hackforth: „So könnte das Schnellboot Vulkan einer neuen Technologie zum weltweiten Durchbruch verhelfen.“ Man merke bereits, dass dies gut funktioniere, mittlerweile würden Start-ups auf Vulkan zukommen. Da sei es gut, dass es bei Vulkan selbst teilweise eine Start-up-Kultur gebe.
Diese Herangehensweise könne im Extremfall dazu führen, dass Vulkan sich eine überlegene Technologie aneigne, weiterentwickele und die eigene am Ende abschaffe. Hackforth: „Früher oder später würde so etwas sowieso passieren, überlegene Technologien werden sich durchsetzen.“
>>>UNTERNEHMEN HAT PANDEMIE BISLANG GUT GEMEISTERT
Die Corona-Krise hat das Unternehmen nach den Worten von Sven Oelert bislang gut gemeistert. In der Verwaltung habe das Unternehmen im Frühjahr 2020 stark auf mobile Arbeitslösungen zurückgegriffen. Und die Mitarbeiter, die in der Produktion arbeiten, habe man so betreut, dass sie sicher zu ihrem Arbeitsplatz kommen, dort arbeiten können und ihn wieder sicher verlassen können.
Vulkan habe einen Vorteil gehabt: Durch die weltweite Aufstellung - unter anderem mit einem Standort in China - habe man sehr früh Informationen erhalten, dass Ungemach droht. So sei Vulkan in all seinen Werken gut durch die Krise gekommen. Allerdings habe es auch Rückschläge gegeben, weil zum Beispiel auf Grund der Pandemie keine Kreuzfahrtschiffe gefahren seien. In diesem Bereich habe der Service keine Reparaturen und Wartungen vornehmen können.
Inzwischen hätten sich die Märkte wieder beruhigt, doch auch Vulkan spüre die Probleme bei den Lieferketten, sowohl bei der Verfügbarkeit von Produkten als auch bei den Preisen. Allerdings habe Vulkan zu Beginn der Krise vorgesorgt, die Lager gefüllt und nun genügend Material, um die Kunden bedienen zu können.