Herne. Der Veranstalter des Cranger Weihnachtszaubers und die Stadt frohlocken, dass das Parkkonzept funktioniere. Anwohner in Alt-Crange sind empört.
Seit seiner Premiere 2018 sorgt der Cranger Weihnachtszauber wegen der Verkehrsbelastung und der Parkplatznot für Ärger bei den Anwohnern. Bei der diesjährigen Auflage frohlocken Veranstalter und Stadt Herne, dass das neue Parkkonzept „super aufgegangen“ sei. Das sorgt bei Anwohnern in Alt-Crange für Empörung. Sie klagen weiter über Parkärger.
Auslöser war ein Schreiben des Cranger Weihnachtszaubers, die die Anwohner von Alt-Crange Anfang Dezember in ihren Briefkästen vorfanden. Darin bittet Küchenmeister die Anlieger, dass sie Besuch, den sie empfangen, zuvor im Veranstaltungsbüro anmelden sollen. Neben dem Datum, der ungefähren Uhrzeit solle auch das Kennzeichen angegeben werden. Die Platzanweiser würden eine tagesaktuelle Liste erhalten.
„Was geht es Herrn Küchenmeister an, wer zu uns zu Besuch kommt?“
Das hat Klaudia Radloff-Pressel auf die Palme gebracht. Sie rückt die Bitte des Veranstalters in die Nähe einer Nötigung. Es habe bereits Fälle gegeben, bei denen die Platzanweiser von Besuchern fünf Euro Parkgebühr kassiert hätten. Ihre Nichte sei gar nicht durchgekommen. Radloff-Pressel: „Was geht es Herrn Küchenmeister an, wer zu uns zu Besuch kommt?“ Außerdem sei das Notieren der Kennzeichen auch mit Blick des Datenschutzes bedenklich. Sie fühle sich wie in einer sechswöchigen Isolationshaft. Ab und zu bestelle sie beim Online-Supermarkt Picnic, doch der habe ihr mitgeteilt, dass er während des Weihnachtszaubers nur vormittags liefere, doch zu dieser Zeit müsse sie arbeiten, so Radloff-Pressel.
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Nachdem wieder ein Besucher fünf Euro habe zahlen müssen, habe sie sich bei Sebastian Küchenmeister beschwert und angekündigt, dass sie bei weiteren Behinderungen oder Nötigungsversuchen die Polizei rufen und Anzeige erstatten werde. Parallel dazu habe ein eingeschalteter Anwalt den Veranstalter angeschrieben und ihn aufgefordert Besuchern oder Handwerkern ungehinderte Zufahrt zum Gelände von Radloff-Pressel zu gewähren. „Sollten Sie die ungehinderte Zufahrt noch einmal davon abhängig machen, dass Parkgebühren entrichtet werden oder dass gemäß Ihrer undatierten Wurfsendung vorzugehen ist, wird unsere Mandantschaft weitere rechtliche Schritte prüfen und vollziehen und ernsthaft erwägen, einstweiligen Rechtsschutz in Anspruch zu nehmen“, heißt es in dem Schreiben.
Anwohner: Ich musste trotz Personalausweis 20 Minuten diskutieren, um zu meinem Zuhause zu kommen
Radloff-Pressel ist nicht alleine mit ihrem Ärger. Ein anderer Anwohner berichtet, dass er trotz Vorzeigens seines Personalausweises nicht zu seinem Haus durchgekommen sei und 20 Minuten mit den Sicherheitskräften habe diskutieren müssen, seine Tochter habe sogar fünf Euro zahlen müssen. Er empfindet es als absolute Frechheit, dass er sich bei einer Privatperson einen Ausweis holen müsse, um zu seinem Zuhause zu kommen.
Veranstalter: „Wir haben alles Mögliche ungesetzt, damit die Anwohner zufrieden sind“
Auch die Stadt Herne ist über diesen Streit informiert. Auf Anfrage der WAZ-Redaktion teilt sie mit: „Grundsätzlich kann Herr Küchenmeister Wurfsendungen an die Anwohnenden verteilen, der Inhalt ist diskutabel. Wir haben Kenntnis darüber, dass Besucher von Anwohnern von Alt-Crange Geld abgenommen worden ist. Das ist ausdrücklich nicht im Sinne der Stadt und wir haben Herrn Küchenmeister nachdrücklich drauf hingewiesen, dass Anwohner und deren Besucher selbstverständlich kostenfrei parken können müssen. Gleiches gilt für den Umstand, dass am ersten Wochenende im Bereich Flora Marzina Anwohner abgewiesen worden sind.“
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„Wir haben alles Mögliche umgesetzt, damit die Anwohner zufrieden sind“, sagt Weihnachtszauber-Sprecher Alex Talash auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion. Gästen, die versehentlich fünf Euro gezahlt hätten, sei der Betrag erstattet worden. Außerdem habe man für die Besucher Gästeausweise anfertigen lassen. Generell sei festzustellen, dass es in diesem Jahr so wenig Ärger gegeben habe wie noch nie seit der Premiere. Man habe alle Auflagen der Stadt umgesetzt und viel in die Verkehrslenkung investiert. Das Ergebnis zeige, „dass wir was richtig gemacht haben“.