Herne. Mit der Insolvenz der Fakt AG ist die Zukunft des Herner Shamrock-Parks ungewiss. Dazu gibt es Zweifel an den Erfolgsmeldungen der Vergangenheit.

Vor ziemlich genau einem Monat schlug in Herne die Nachricht ein, dass die Fakt AG Insolvenz anmelden muss. Da auch der Shamrockpark Teil des umfangreichen Fakt-Firmengeflechts ist, ist seine Zukunft ungewiss. Nicht nur die hochtrabenden Pläne mit „Wolkenkratzern“ dürften vom Tisch sein, ein Blick hinter die Kulissen offenbart, dass schon der Ist-Zustand alles andere als rosig ist.

Die Fakt AG teilt auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion mit, dass der vorläufige Insolvenzverwalter weiterhin damit beschäftigt sei, sich in das Unternehmen einzuarbeiten und Gespräche mit allen wesentlichen Beteiligten zu führen. Dieser Prozess werde noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Deshalb wolle man auch keine Wasserstandsmeldungen geben. Doch schaut man über die Herner Grenzen hinaus, stößt man auf erste Fakten: So berichtet die Marler Zeitung, dass inzwischen vier Fakt-Tochtergesellschaften Insolvenz angemeldet haben. Die Shamrockpark GmbH ist nicht darunter.

Der Baukran vor dem Gebäude, das zum Hotel umgebaut werden soll, ist inzwischen verschwunden.
Der Baukran vor dem Gebäude, das zum Hotel umgebaut werden soll, ist inzwischen verschwunden. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Auch vor Ort hat sich Sichtbares getan: Der Kran und die anderen Baumaterialien, die vordergründig Anzeichen für den Umbau eines Gebäudes zum Hotel waren, sind verschwunden. Ist damit auch das Hotelprojekt begraben? Sascha Konter - er soll mit seinem Essener Unternehmen Signo Hospitality Betreiber des Hotels der Marke Hilton Garden Inn werden - verneint das im Gespräch mit der Herner WAZ entschieden. Die Insolvenz betreffe die Fakt AG, sein Vertragspartner sei die Fakt Shamrockpark GmbH. Sowohl er als auch Hilton seien von dem Standort überzeugt.

„Wir haben aus der Presse von der Insolvenz erfahren“

Bei den Mietern im Shamrockpark herrscht angesichts der Fakt-Pleite teilweise große Verunsicherung: „Wir haben aus der Presse von der Insolvenz erfahren, seitdem hat es keine Informationen und keinen Kontakt gegeben“, so Markus Ungebauer, Geschäftsführer der Enitec GmbH. Er war 2017 mit seinem Unternehmen als erster in die leerstehenden Gebäude eingezogen. Vor wenigen Tagen habe er eine Nachricht erhalten, dass die Gesellschaft, die bislang Verwalter- und Hausmeistertätigkeiten sowie die Pflege der Außenanlagen erledigt hat, ab sofort sämtliche Tätigkeiten einstelle. Was Ungebauer umtreibt: Wer bezahlt jenen Dienstleister, der den gesamten Shamrockpark mit Internet und Telekommunikation versorgt? Bei einem Ausfall könne er keine Auftragsangebote mehr empfangen. Ungebauer hat begonnen, einen Plan B vorzubereiten.

Markus Ungebauer, Geschäftsführer der Firma Enitec, ist angesichts der Zukunft des Shamrockparks verunsichert, wie es mit seinem Mietverhältnis weitergeht.
Markus Ungebauer, Geschäftsführer der Firma Enitec, ist angesichts der Zukunft des Shamrockparks verunsichert, wie es mit seinem Mietverhältnis weitergeht. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Das macht man auch beim Journalistenzentrum - auch wenn es keinen Grund zu akuter Sorge gebe, so Christian R. Schlichter, Finanzvorstand des Journalistenzentrums. Man wolle gerne bleiben, so Schlichter, er verhehlt im Gespräch mit der WAZ aber nicht, dass der Vermieter seine Versprechen, die er zum Einzug gemacht habe, nicht wirklich eingehalten habe. „Wir wollten für das Journalistenzentrum eine Campuslösung. Die Seminarteilnehmer sollen hier lernen, essen und schlafen“, so Schlichter. Immer wieder sei das Journalistenzentrum mit Blick auf eine Hoteleröffnung vertröstet worden. Ein Termin, der genannt worden sei: spätestens Mitte 2020...

Ganze Häuser und Etagen stehen leer

Schaut man sich auf dem Gelände um, verwundern die früheren Fakt-Meldungen, dass die Vermietungsquote bei rund 80 Prozent liege. Der denkmalgeschützte Backsteinbau, in dem noch eine Einheit der RAG untergebracht war, scheint komplett leer. Auch im Haus 4, in dem unter anderem die Enitec untergebracht ist, stehen ganze Etagen leer. Manche Büros wirken verlassen - wie das der Deutschen Arbeitsschutz GmbH (DAS). Die wurde 2021 als Start-up sogar im Ratssaal des Herner Rathauses vorgestellt. Schon damals wurde die Zahl der Mitarbeiter mit gerade mal drei angegeben (bei zwei Geschäftsführern!), eine Internetpräsenz sucht man inzwischen vergebens. Immerhin scheint das Business-Center im benachbarten Gebäude ausgelastet. An den Türen der Büros finden sich zumindest diverse Firmenschilder.

Weiterer Rückstand nach Umzug der Agentur für Arbeit im Juni 2023

Einer der größeren Mieter im Shamrock-Park ist die Agentur für Arbeit, doch die wird nach Abschluss der Renovierung der Geschäftsstelle an der Markgrafenstraße voraussichtlich im Juni kommenden Jahres in die Innenstadt zurückkehren. Dann gibt es einen weiteren Leerstand.

Doch nicht nur die Leerstandsquote verblüfft, sondern vor dem Hintergrund des baulichen Zustands der Gebäude die Pläne für die Hochhäuser: Für Ungebauer sind die Gebäude auf einem technischen Stand der 80er-Jahre. Er selbst müsse in der sechsten Etage fast täglich die Heizung entlüften, damit es halbwegs warm werde. Entstünden Neubauten, seien die Bestandsgebäude umso schwerer zu vermieten.