Essen. Die Essener Fakt AG hat am Donnerstag Insolvenzantrag gestellt. Nun wackeln zentrale Immobilienprojekte im Ruhrgebiet.
Hubert Schulte-Kemper war angetreten, um Hochhäusern, Einkaufszentren und maroden Büroimmobilien im Ruhrgebiet neues Leben einzuhauchen. Doch zwölf Jahre nach dem verheißungsvollen Start musste seine Essener Fakt AG am Donnerstag Insolvenzantrag stellen. Wie es mit großen Projekten wie dem Shamrockpark in Herne, dem Hansa-Center in Bottrop und dem Marler Stern, die in eigenen Tochtergesellschaften geführt werden, nun weitergeht, ist völlig offen.
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Die wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens zeichneten sich seit geraumer Zeit ab. Für das Jahr 2019 weist die Fakt Immobilien AG mit Sitz in Essen einen Fehlbetrag von mehr als 1,2 Millionen Euro aus, 2020 waren es dann 923.000 Euro. Die Fakt AG also Holding dagegen verbuchte einen Jahresüberschuss von 1,254 Millionen Euro für 2019 und 2,2 Millionen Euro für 2020 aus. Aktuellere Zahlen hat die Gruppe mit ihren 35 Tochter- und Projektgesellschaften und rund 45 Mitarbeitenden bislang nicht im Bundesanzeiger veröffentlicht.
Erst am 25. Oktober hatte die Fakt AG ein umfangreiches Revirement im Management bekannt gegeben. Gründer und Eigentümer Schulte-Kemper legte sein Amt als Vorstandsvorsitzender nieder und kündigte an, im Januar den Aufsichtsratsvorsitz vom ehemaligen NRW-Finanzstaatssekretär und Mülheimer Oberstadtdirektor Ernst Gerlach zu übernehmen.
An der Spitze der Fakt AG steht nunmehr Schulte-Kempers Tochter Kirsten. In den Vorstand wurden überdies die ehemaligen Eon-Manager Jörg Brauckmann und Christian Kollesch berufen. Neuer starker Mann ist allerdings Dirk Buttler, der bereits im Sommer bei Fakt angeheuert hatte. Der Fachanwalt für Baurecht war viele Jahre lang Rechtsdezernent in Recklinghausen und Oberhausen und danach Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Oberhausen.
Nun soll der Christdemokrat die angeschlagene Fakt AG aus der Krise führen, der zahlreiche bedeutende Immobilien gehören oder gehörten: das Einkaufszentrum Marler Stern, der Essener Ruhrturm, der Shamrockpark in Herne, die Event Kirche Duisburg-Ruhrort und das Hansa Center in Bottrop. Den Business Park in Bochum, in dem früher der Dax-Konzern Vonovia saß, und den Essener Ruhr Tower, das frühere Thyssenhaus, hat die Fakt AG nach eigenen Angaben nach Sanierung bereits verkauft.
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Wie es mit den noch laufenden Projekten im Insolvenzverfahren nun weitergehen soll, ist noch völlig offen. Das Amtsgericht Essen hat den Sanierungsexperten Gregor Bräuer als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. „Trotz der aktuell kritischen Lage ist es unser Ziel, gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter, dem Sanierungsteam und der Belegschaft, unser Unternehmen zu erhalten, eine Liquidation zu vermeiden und auf Basis unserer bislang erfolgreich angestoßenen Sanierung schnellstmöglich eine Fortführungslösung für die Fakt AG und die Fakt-Gruppe zu finden“, teilt der Vorstand mit.
Im Herner Shamrockpark wartet man bislang vergeblich auf das Hilton-Hotel, das in einem Gebäude der Fakt AG entstehen soll. In Bottrop kommen die Umbauarbeiten im Hansa-Center nicht voran. Oberbürgermeister Bernd Tischler (SPD) kündigte am Donnerstag an, dass er im Falle einer Insolvenz der Eigentümerin Fakt AG das Vorkaufsrecht ziehen und das Gebäude seitens der Stadt sanieren oder abreißen wolle.