Herne. Die fünfte Jahreszeit ist in Herne angebrochen. Frank I. und Kersti I. sind zum dritten Mal das Prinzenpaar. Warum sie immer noch regieren.

Mit dem „Elften Elften“ hat in Herne hat die Karnevalssession 2022/23 begonnen. Eine Woche später, am 18. November, wird die fünfte Jahreszeit noch mal offiziell vom Stadtprinzenpaar Frank I. und Kersti I. der 1. Herner Karnevalsgesellschaft eröffnet. Sie gehen bereits in das dritte Jahr ihrer Regentschaft. Im WAZ-Interview erklären sie, warum sie Zepter und Krone noch nicht abgeben und was ihnen der Karneval bedeutet.

Seit zwei Jahren sind Sie schon das Herner Prinzenpaar. Jetzt haben Sie Ihre Amtszeit um ein drittes Jahr verlängert. Wollen Sie auf Lebenszeit die Herner Karnevalsgesellschaft regieren?

Frank I.: Das will dann irgendwann keiner mehr sehen. Ursprünglich wollten wir von 2020 bis 2022 für zwei Jahre das Prinzenpaar sein. Allerdings waren die beiden Jahre durch Corona so bescheiden, dass eigentlich gar keine Prinzenpaar-Zeit zustande kam. Deshalb haben wir mit dem Vorstand zusammengesessen und überlegt, was machen wir? Das dritte Jahr machen wir jetzt, um Karneval als Prinzenpaar zu erleben.

Warum haben Sie sich denn ursprünglich dazu entschieden, für zwei Jahre das Prinzenpaar zu sein?

Frank I.: Das Jahr 2021 war für uns ein sehr besonderes Jahr. Wir sind beide 50 in der Zeit geworden, und wir hatten auch noch Silberhochzeit in dem Jahr. Das war das eigentliche Geschenk.

Kersti I.: An Weiberfastnacht bin ich 50 geworden und habe gedacht, ich würde im Kulturzentrum mit den Frauen zusammen an meinem Geburtstag Weiberfastnacht feiern. Das hat dann leider nicht geklappt.

Was konnten Sie denn als Prinzenpaar in dem Jahr machen?

Frank I.: In der Session 2021 sind wir tatsächlich im Autokino proklamiert worden. Das war das Einzige, was in diesem Jahr stattgefunden hat. Zumindest das haben wir erleben können.

Wenn Karneval wieder normal stattfinden kann, ist die Arbeit als Prinzenpaar bestimmt sehr zeit- und kostenintensiv. Was motiviert Sie dazu?

Kersti I.: Wir beide sind schon jahrelang in der 1. Herner Karnevalsgesellschaft. Es war nur eine Frage der Zeit, wann wir mal das Prinzenpaar machen. Wenn man in einen Verein so eintaucht, dann möchte man das irgendwann mal machen. Und als Mitglied der HeKaGe ist man sowieso viel unterwegs. Man hat zwar mehr Auftritte als Prinzenpaar, aber wir sind trotzdem viel in der Karnevalszeit unterwegs gewesen, weil wir die anderen Prinzenpaare begleitet haben.

Frank I.: Es war ein Wunsch, der irgendwann wächst. Und dann sucht man sich, so wie wir, ein besonderes Jahr aus.

2021 wurde das amtierende Prinzenpaar im Autokino proklamiert.
2021 wurde das amtierende Prinzenpaar im Autokino proklamiert. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Was sind typische Aufgaben für Sie als Prinzenpaar?

Frank I.: Man besucht andere Vereine zu Proklamationen und Auftaktveranstaltungen. Was auch wichtig ist, und was wir bisher nicht erleben durften, sind die Besuche der Alten- und Seniorenheime. Da haben wir normalerweise zwölf bis 14 Auftritte. Wir gehen in die Seniorenheime und führen ein kleines Programm auf und präsentieren uns. Auch die Kinder des Vereins, also die Garden, können sich dabei präsentieren. Wir haben zum Ende der letzten Session zwölf Heime besucht und von außen ein kleines Programm gemacht. Wenn man das Lächeln in den Gesichtern sieht, ist das schon schön. Und das ist auch Karneval.

Was macht denn Karneval für Sie überhaupt aus?

Frank I.: Karneval ist ein Brauchtum, der Jahrhunderte alt ist. Es gibt ganz viele Regeln, die einfach Spaß machen, wenn man die zusammen erlebt, wie zum Beispiel der Auftakt am 18. November. Dabei haben wir fünf Programmpunkte. Das alles zusammen zu puzzeln und zu erleben, wie die ganz Großen da waren, macht einfach Spaß. Brings und Höhner haben wir zum Beispiel schon gehabt. Jetzt kommen Räuber und Bernd Stelter. Es ist einfach schön, das zusammen zu erarbeiten.

Kersti I.: Karneval ist Vereinsleben mit Traditionen, und es hat viele Facetten. Und auch das soziale Engagement macht es aus, wie zum Beispiel, dass man in die Altenheime geht und mit den Garden, also mit den Kindern, arbeitet. Es ist nicht nur das Feiern an drei Tagen. Wir sind ein Verein wie jeder andere auch. Dementsprechend haben wir unsere Aufgaben im Verein und versuchen, das Vereinsleben aufrechtzuerhalten.

Wie sind die letzten zwei Jahre für die Tanzgarden gelaufen, konnten die trainieren?

Frank I.: Das hat sogar noch einigermaßen funktioniert. Mal mit Test, mal mit Mundschutz. Aber die Auftritte waren kaum vorhanden. Wir haben 2021 einen fast normalen November gehabt, wo fast alles möglich war. Trotzdem haben die Kinder wenig Auftritte machen können.

Kersti I.: Mit unserer Tanzgarde „Küken“ starten wir gerade einen Versuch. Wir wollen eine neue „Küken“-Garde aufbauen, die ich dann betreuen werde, auch wenn ich keine Prinzessin mehr bin.

Durch die Corona-Pandemie konnten die Tanzgarden der HeKaGe in den letzten zwei Jahren kaum auftreten. (Symbolbild)
Durch die Corona-Pandemie konnten die Tanzgarden der HeKaGe in den letzten zwei Jahren kaum auftreten. (Symbolbild) © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Ist es durch die Pandemie denn schwieriger für den Verein geworden, Nachwuchs zu finden?

Kersti I.: Bei den kleinen Kindern ist es schwieriger geworden. Deswegen starten wir jetzt neu mit den „Küken“. Aber die älteren Kinder sind dabeigeblieben, weil wir versucht haben, für sie etwas zu machen. Als wir 2020 keine Weihnachtsfeier machen konnten, sind wir sechs Stunden durch Herne, Gelsenkirchen und Bochum gefahren und haben den Kindern Weihnachtstüten vor die Tür gebracht. Die Kinder lagen uns am Herzen, und die Eltern fanden das auch ganz toll. Wir bemühen uns, dass sie merken, wie wichtig sie uns sind.

Haben Sie Angst, dass in dieser Session wieder Karnevalsveranstaltungen ausfallen könnten?

Frank I.: Wir haben im letzten Jahr freiwillig abgesagt, weil das von Herrn Wüst und dem Präsidenten aus Köln vorgeschlagen wurde. Wir glauben nicht, dass das noch mal kommen wird, und wir würden es auch nicht mehr freiwillig tun. Und ich glaube, die Menschen wollen wieder raus.

Kersti I.: Natürlich werden wir die Veranstaltungen nach den dann gegebenen Corona-Regeln machen.

Dann drücken wir mal die Daumen, dass in der dieser Session alles wieder möglich ist. Worauf freuen Sie sich denn am meisten?

Frank I.: Auf das Treffen mit den anderen. Man ist eine kleine Familie, vielleicht auch eine große Familie. Da ist tatsächlich eine Gemeinschaft, die sich irgendwann bildet. Und die ist richtig schön. Es gibt zum Beispiel Wagenbau-Abschlussfeiern, die sind wie ein großes Klassentreffen.

Haben Sie sich als Prinzenpaar etwas Besonderes für das nächste Jahr vorgenommen?

Frank I.: Es zieht sich ein bisschen durch die drei Jahre. Wir haben einen Anstecker, den wir verkaufen. Der Reinerlös geht immer an eine gemeinnützige Einrichtung, und das ist das dritte Jahr in Folge die Herner Tafel. Damit wir die Anstecker verkaufen können, müssen die Veranstaltungen stattfinden. Unser Ziel wäre es, dass wir im Frühjahr eine Spendenübergabe machen und helfen können. Im Januar machen wir außerdem eine Benefizveranstaltung, deren Reinerlös wir auch spenden werden.

Als Herner Prinzenpaar wollen Frank I. und Kersti I. den Reinerlös dieser Anstecker an die Herner Tafel spenden. Die Anstecker können bei den Karnevalsveranstaltungen für drei Euro pro Stück erworben werden.
Als Herner Prinzenpaar wollen Frank I. und Kersti I. den Reinerlös dieser Anstecker an die Herner Tafel spenden. Die Anstecker können bei den Karnevalsveranstaltungen für drei Euro pro Stück erworben werden. © Luisa Herbring

Sie sind beide schon seit einigen Jahren im Karnevalsverein aktiv. Was hat Ihre Leidenschaft für den Karneval geweckt?

Kersti I.: Wir hatten befreundete Nachbarn, die im Karnevalsverein waren. Die haben mich mal zu einer Damensitzung mitgenommen. Das hat mir gut gefallen. Dann sind wir durch diese Freunde in den Verein hereingerutscht und Mitglieder geworden. Ich war schon zwei Jahre vor meinem Mann dabei.

Frank I.: Ich habe vorher Fußball gespielt. Das ging dann irgendwann nicht mehr. Und dann habe ich überlegt, was ich mache. Im Sommer wurde es das Motorradfahren, und dann war der Winter noch offen. Wir haben durch die Freunde einen sehr guten Einblick in den Karnevalsverein gewinnen können.

Zum Abschluss: Was ist Ihre liebste Karnevalstradition?

Kersti I.: Ich mag unsere Bacchus-Beerdigung. Wenn der Bacchus am Ende der Session beerdigt wird, werden die Sünden von der Karnevalszeit verbrannt. Dabei trifft man sich noch mal mit dem Verein und hat einen kleinen Abschluss.

Frank I.: Als Prinzenpaar freuen wir uns, während des Rosenmontagsumzugs auf einem Wagen durch Herne zu fahren. Als Prinz da oben zu stehen, wäre mir sehr wichtig.

Kersti I.: Das sehe ich auch so. Ich haben schon als Adjutantin auf einem Wagen gestanden, aber es ist etwas anderes, als Prinzessin da oben zu stehen.

>>> Über das Herner Prinzenpaar

  • Frank I. und Kersti I. sind seit 2020 das Prinzenpaar der 1. Herner Karnevalsgesellschaft (HeKaGe). In der Session 2022/23 gehen sie in das dritte Jahr ihrer Regentschaft.
  • Frank Gomille (52) ist Filialleiter der Herner Sparkasse am Buschmannshof. Bei der HeKaGe ist er seit 13 Jahren Mitglied des Vorstands und Kassierer. Im Verein ist er seit 15 Jahren. Kersti Gomille (51) arbeitet als Ergänzungskraft an der OGSMichaelschule. Sie ist seit 17 Jahren im Herner Karnevalsverein aktiv.
  • Das Prinzenpaar ist seit 26 Jahren verheiratet. Sie haben einen 25-jährigen Sohn und leben in Wanne-Eickel.
  • Am 18. November feiert die HeKaGe im Kulturzentrum Herne, Willi-Pohlmann-Platz 1, ihren Karnevalsauftakt. Einlass ist ab 19 Uhr, das Programm beginnt um 19.45 Uhr. Eintrittskarten kosten 33 Euro und können an der Vorverkaufsstelle Ta-Bo Pawlicki, Bahnhofstraße 164, sowie beim Stadtmarketing, Kirchhofstraße 5, erworben werden. Weitere Informationen sind unter www.hekage.de zu finden.