Die Herner Karnevalisten müssen auch diese Session auf Sitzungen und den Rosenmontagszug verzichten. Enttäuscht ist man über die Landes-Regelung.

Die Herner Karnevalsgesellschaft (HeKaGe) hat aufgrund der aktuellen Infektionslage am Donnerstagabend eine „einhellige Entscheidung“ über die geplante Karnevalssession 2021/2022 getroffen: Der Vorstand sagte alle Karnevals-Veranstaltungen in Herne „bis auf weiteres“ ab.

„Es wird keine Veranstaltungen geben – die Landesregierung hat mit den großen Karnevalsverbänden eine Vereinbarung getroffen, dass die Veranstaltungen auf freiwilliger Basis abgesagt werden können, also sollen“, erklärt Kai Gera von der Herner Karnevalsgesellschaft. „Dem werden wir uns anschließen – natürlich!“ Die Gesundheit der Menschen gehe vor.

Herner Jecken enttäuscht: „Et is wie et is“

„Et is wie et is. Das kann man nicht ändern“, sagt Gera resignierend. „Bei uns ist es sehr ärgerlich, da unser Prinzenpaar im Februar bei einer Autokinoveranstaltung in Amt und Würden gehoben wurde und nun eine weitere Session nicht erleben kann.“ Es sei allerdings bereits klar: Das Prinzenpaar werde zumindest von 2021 bis 2023 „regieren“.

So ist die HeKaGe aufgestellt

Das alte und neue Prinzenpaar wird seit Februar 2021 von Prinzessin Kersti I und Prinz Frank verkörpert.

In der Prinzengarde der Herner Karnevalsgesellschaft tanzen 17 Tänzerinnen im Alter von 15 bis 33 Jahren.

In der Mini-Garde ab dem Alter von elf Jahren tanzen aktuell elf Mädchen, in der Küken-Garde etwa acht junge Funkemariechen.

Die Enttäuschung bei den HeKaGe-Mitgliedern sei groß, auch wenn viele bereits mit der Absage gerechnet hätten. So auch Jennifer Mahne, die die Prinzengarde trainiert. „Wir haben uns sehr auf die Session gefreut und extra einen neuen Gardetanz einstudiert“, sagt Mahne. „Wenn ich den Mädels die Nachricht übermittel’ – das wird nicht schön sein.“

Garde-Tänzerinnen der HeKaGe trifft Absage hart

Besonders hart dürfte die Absage der Sitzungen die jüngsten Funkemariechen treffen: Die „Mini-“ und die „Küken-Garde“. „Am schlimmsten ist es für die Kleinen – die haben das Verständnis gar nicht, warum sie nun nicht tanzen können“, erklärt die Garde-Trainerin. Es sei schwer, die Jüngsten trotz abgesagter Auftritte zum Training zu motivieren.

Laura Heide tanzt bereits seit zwölf Jahren bei der Herner Karnevalsgesellschaft: zunächst in der Mini- und dann in der Prinzengarde.
Laura Heide tanzt bereits seit zwölf Jahren bei der Herner Karnevalsgesellschaft: zunächst in der Mini- und dann in der Prinzengarde. © Vera Loitzsch

„Die Absage war leider abzusehen“, sagt Laura Heide, die bereits seit zwölf Jahren in den Garden des HeKaGe tanzt. Enttäuschung sei trotzdem da. „Man hat kurz im November ein bisschen Karnevalsluft geschnuppert und hatte Vorfreude, dass es jetzt wieder losgeht und wir mit der Garde unterwegs sind“, so die 23-Jährige.

Auch wenn die vielen Garde-Auftritte im neuen Jahr nicht stattfinden, hofft sie, weitertrainieren zu können. „Das ist wichtig – allein für die Gruppe!“ Sie gehe nicht davon aus, in dieser Session noch mal auf einer Bühne zu tanzen. „Es hört sich hart an, wenn man so pessimistisch daran geht, aber das ist eine Art Selbstschutz, damit wir nicht zu enttäuscht am Ende sind.“ Hinter den Tänzen stecke eine Menge Arbeit, das Training für eine Session starte bereits im März.

Karneval-Verbände: Land baut moralischen Druck auf

Mit dieser „freiwilligen Absage“ sei der Verein ebenso wie andere Karnevalistenverbände nicht glücklich. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Landesregierung da mutiger gewesen wäre – und direkt alle Veranstaltungen verboten hätte“, so Kai Gera. In diesem Fall hätten sich abgesagte Künstlerinnen und Akteure mit ihren Unterstützungsanträgen an die Landesregierung wenden können. Nun müsse sich die Karnevalsgesellschaft selbst mit den Anträgen beschäftigen, für den Kulturveranstaltungsfonds habe man sich bereits angemeldet. „Wir können alle abgesagten Veranstaltungen dort registrieren – dann kommen die Künstlerinnen und Künstler auf uns zu.“

Ähnlich positionieren sich auch die Präsidenten der Karneval-Regionalverbände in NRW: „Statt klarer Entscheidungen hat die Politik nur einen großen moralischen Druck aufgebaut. Die Entscheidung darüber, ob Veranstaltungen stattfinden, sollen nun die jeweiligen Veranstalter treffen und dafür auch die finanziellen Risiken tragen.“

Ob bei einer sich erholenden Corona-Lage doch Karneval in Herne stattfinden kann, lässt Kai Gera offen. „Was in zwei Monaten ist, wissen wir nicht.“ Er könne sich „kleinere Formate“ vorstellen. „Doch größere Sitzungen oder der Rosenmontagszug sich nicht denkbar“, sagt Kai Gera. „Selbst wenn wir Karnevalisten uns das wünschen – das wird nichts!“ Man müsse nun Vernunft walten lassen. „Ich hoffe, das auch die Politik das tut, wenn die Unterstützungsforderungen von den Vereinen kommen.“