Herne. Klimawandel und Energiekrise zwingen zum Umdenken bei der Energieversorgung. Wie drei Herner Unternehmen ihre eigene Energiewende gestalten.
Klimawandel und Ukrainekrieg erhöhen den Druck: Firmen suchen nun verstärkt nach Möglichkeiten, ihre Energieversorgung nachhaltiger und unabhängiger zu gestalten. Wie es funktionieren kann, zeigen drei Beispiele von Herner Unternehmen, die sich bereits vor dem Anstieg der Energiepreise und vor Ausbruch des Kriegs auf den Weg gemacht haben.
„Öl raus - Wärmepumpe rein“ lautet die Gleichung beim Fischhaus Bade in Röhlinghausen. Und das bereits im Sommer 2021. Als klar war, dass die alte Ölheizung über kurz oder lang ausgetauscht werden muss, machten sich Bades auf die Suche nach Alternativen. Fündig wurden sie, weil die Welt eben klein ist. Ihr Sohn habe zu dem Zeitpunkt als Werkstudent bei Waterkotte gearbeitet, erzählt Stephanie Bade im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Jenes Unternehmen, das zu den Pionieren im Bereich der Wärmepumpen zählt. Deshalb hätten sie sich mit den Herner Stadtwerken in Verbindung gesetzt, die mit Smartec ein entsprechendes Programm für Haustechnik haben - mit Waterkotte als Partner. Da es eine Förderung zum Rausschmiss der Ölheizung und zum Einbau einer Wärmepumpe gegeben habe, sei klar gewesen, dass es sich rechnet. „Und damals hatten wir auch kein Problem, eine Wärmepumpe zu bekommen“, so Bade. Mit dem Einbau der Wärmepumpe haben Bades alle Optionen für eine alternative Energiegewinnung genutzt, denn Solarthermie und Photovoltaik nutzen sie schon länger.
Die Evangelische Krankenhausgruppe Herne/Castrop-Rauxel will in Zukunft auf ihren Dächern die Sonne anzapfen. Neben den Energiepreisen spiele auch der Faktor Ökologie eine Rolle, so Verwaltungsdirektor Danh Vu. In der Vergangenheit habe sich das EvK bereits zweimal im Rahmen der Ökoprofit-Projekts zertifizieren lassen. Als Folge habe man 2016 ein Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen und die komplette Beleuchtung auf LED umgestellt. Dass die Pläne für Photovoltaikanlagen auf den EvK-Dächern nun verstärkt vorangetrieben werden, hänge auch mit der CO2-Steuer zusammen, die auf das Unternehmen zukomme. Bereits seit zwei Jahren beschäftige sich die EvK-Gruppe damit, wie man selbst Energie erzeugen, aber auch speichern kann, um unabhängiger vom Energielieferanten zu werden.
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EvK investiert rund eine Million Euro in Photovoltaikanlagen auf Herner Standorten
In den nächsten beiden Jahren sollen auf den Standorten in Herne-Mitte und Eickel Photovoltaikanlagen installiert werden. Siemens habe bereits berechnet, auf welchen Dächern es sich lohnt und wie viele Paneele aufgestellt werden können. Mit den neuen Anlagen könnten pro Jahr rund drei Millionen Kilowattstunden Strom produziert werden. Damit mache man einen guten Schritt Richtung Energie-Autarkie. Für die Installation nimmt das Unternehmen rund eine Million Euro in die Hand. Doch mit den PV-Anlagen soll die Umstellung nicht beendet sein, auch Wärmepumpen würden in Zukunft ein Thema.
Bereits in Betrieb sind zwei Photovoltaikanlagen auf zwei Hallen des Cranger Kupplungs-Produzenten Vulkan. Diese seien bereits seit geraumer Zeit geplant gewesen. „Der Anspruch, Ressourcen zu bewahren und Umweltbelastungen im Rahmen technisch möglicher und wirtschaftlich angemessener Möglichkeiten zu verringern oder zu vermeiden, ist grundsätzlich in unserer Unternehmenspolitik verankert“, so Geschäftsführer Sebastian Meise auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion. Vor dem Hintergrund der Energiewende strebe Vulkan als Industrieunternehmen nach einer zunehmenden Dekarbonisierung der eigenen Energieversorgung. Meise: „Die aktuelle Energiekrise bekräftigt uns in dieser Position.“
Vulkan will ein Drittel des eigenen Stromverbrauchs durch Photovoltaik-Anlagen decken
Die Anlagen bringen nach Angaben des Unternehmens einen jährlichen Ertrag von etwa 630.000 Kilowattstunden, das entspreche etwa zehn Prozent des Stromverbrauchs am Standort Herne. Und die Kraft der Sonne soll weiter genutzt werden. Im kommenden Jahr soll eine weitere Anlage ans Netz gehen (jährlicher Ertrag etwa 257.000 Kilowattstunden), für 2024 und 2025 sind weitere zwei Anlagen in der Planung. Meise: „Nach Durchführung all dieser Projekte werden wir etwa ein Drittel unseres eigenen Stromverbrauchs durch Photovoltaik-Anlagen decken können.“
Nicht nur das: Bereits Ende 2019 hat Vulkan die Beleuchtung in den Gebäuden in Crange auf LED umgestellt - Einsparung pro Jahr: etwa 500.000 Kilowattstunden. Darüber hinaus werde der Fuhrpark sukzessive auf Hybrid- oder vollelektrische Fahrzeuge umgestellt. Derzeit seien bereits 17 Hybridfahrzeuge und ein vollelektrisches Fahrzeug im Einsatz, heißt: 35 Prozent des Vulkan-Fuhrparks können ohne fossilen Kraftstoff bewegt werden. Aktuell plant Vulkan für diese Fahrzeuge die Installation von Ladesäulen, die aus den eigenen Photovoltaik-Anlagen gespeist werden.