Herne. Explodierende Strom- und Gaspreise machen Kliniken in Herne zu schaffen. Wie sie sich auf den Winter vorbereiten und was Patienten erwartet.

  • Steigende Strom- und Gaspreise machen den Herner Krankenhäusern zu schaffen.
  • Das EvK rechnet mit einer Kostenverdopplung.
  • Kliniken arbeiten daran, Energie zu sparen.

Die explodierenden Strom- und Gaspreise machen auch den Krankenhäusern in Herne zu schaffen. „Trotz unserer aktuell noch gültigen Preise rechnen wir im Vergleich zu den Vorjahren bereits mit einer Kostenverdopplung“, sagt Danh Vu, Verwaltungsdirektor des Evangelischen Krankenhauses Herne (EvK). Die St. Elisabeth Gruppe geht von Preissteigerungen von fast 4,5 Millionen Euro von 2021 auf 2022 und von mehr als 8,5 Millionen Euro von 2022 auf 2023 aus, sagt Theo Freitag, Geschäftsführer der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr.

Derzeit profitiere das EvK noch von längerfristigen Gas-Verträgen, die noch bis Ende des kommenden Jahres ihre Gültigkeit haben, sagt Danh Vu. Aber: „Auch wenn unsere Energiekosten dadurch nicht so stark von der rasanten Preisentwicklung seit Ausbruch des Ukrainekrieges betroffen sind, verzeichnen auch wir seit dem vergangenen Jahr einen deutlichen Kostenanstieg.“ Diese stark gestiegenen Kosten würden bisher systembedingt noch in keiner Weise refinanziert und kompensiert.

Herne: Krankenhäuser mit enormem Energiebedarf

Wie ungemein viel Energie ein Krankenhaus benötigt, hat die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) so beschrieben: Der Energiebedarf eines einzelnen Krankenhausbettes entspreche dem von zwei Haushalten in Deutschland. „Diese Einschätzung der KGNW teilen wir“, so Danh Vu.

Noch profitiere das EvK Herne von längerfristigen Lieferverträgen, sagt Verwaltungsdirektor Danh Vu.
Noch profitiere das EvK Herne von längerfristigen Lieferverträgen, sagt Verwaltungsdirektor Danh Vu. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Neben höheren Kosten spüren die Krankenhäuser die Krise auch auf andere Weise: „In allen Bereichen des Unternehmens mussten wir in den vergangenen Wochen und Monaten erhebliche Verzögerungen in der Zulieferung feststellen“, so der Verwaltungsdirektor des EvK. Bessere Erfahrungen hat da bisher die St. Elisabeth Gruppe gemacht, die auf WAZ-Anfrage angibt, bisher keinerlei Probleme bei den Zulieferern zu haben.

Nicht erst seit der Energiekrise versuche die St. Elisabeth Gruppe, in ihren Krankenhäusern schonend mit den Ressourcen umzugehen. „Bei allen Baumaßnahmen der vergangenen Jahre ging es auch immer darum, den Energieverbrauch der Krankenhäuser zu reduzieren“, so Theo Freitag. Die Gebäude seien nach den neuesten Standards gedämmt, die Fenster entsprächen den neuesten energetischen Vorgaben und in weiten Teilen seien die Gebäude mit LED-Leuchten ausgestattet, teilt Freitag mit. Zudem benötige jede neue Generation der medizintechnischen Geräte weniger Energie.

EvK Herne setzt auf Blockheizkraftwerke

Und auch das EvK arbeitet seit Jahren daran, Energie einzusparen – etwa durch die Installation von jeweils einem Blockheizkraftwerk an jedem Standort sowie den kompletten Umstieg auf LED-Beleuchtung, so Danh Vu. In den kommenden Jahren sei beispielsweise die „nicht unerhebliche“ Investition in Photovoltaik-Anlagen geplant. Dementsprechend hoffe das EvK auf Fördermittel des Landes und des Bundes.

Die St. Elisabeth Gruppe versucht nicht erst seit der aktuellen Energiekrise, den Energieverbrauch der Krankenhäuser zu reduzieren, sagt Theo Freitag, Geschäftsführer der St. Elisabeth Gruppe.
Die St. Elisabeth Gruppe versucht nicht erst seit der aktuellen Energiekrise, den Energieverbrauch der Krankenhäuser zu reduzieren, sagt Theo Freitag, Geschäftsführer der St. Elisabeth Gruppe. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Sorge vor einer Gas-Knappheit hat Danh Vu nicht: „Mit Blick auf die Gasversorgung unserer Krankenhäuser können wir beruhigt sein, weil Krankenhäuser zur kritischen Infrastruktur zählen, die auch in der Krise ausreichend versorgt werden müssen.“ Es sei deshalb zu erwarten, dass die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu keinem Zeitpunkt von der Energiekrise betroffen sein wird. Auch Theo Freitag von der St. Elisabeth Gruppe geht davon aus, dass „die Patientenversorgung auch in den Herbst- und Wintermonaten uneingeschränkt und wie gewohnt erfolgt“.

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Doch was wäre, wenn der schlimmste Fall einträfe und das Gas ausginge? „Eine fehlende Gasversorgung in unseren Krankenhäusern würde zu einer fehlenden Wärmeversorgung der Patientenzimmer und Behandlungsräume führen, die wir dann mit strombetriebenen, wärmeerzeugenden Geräten ersetzen würden“, sagt Danh Vu. Das Blockheizkraftwerk des EvK müsse außer Betrieb genommen werden. Die medizintechnische Versorgung der Patientinnen und Patienten sei hingegen auf Strom als Energieform ausgerichtet, „sodass im Falle einer fehlenden Gasversorgung die medizinische Behandlung unserer Patientinnen und Patienten ohne Einschränkung und Risiken normal fortgesetzt werden könnte.“ Die St. Elisabeth Gruppe geht davon aus, dass dieser „schlimmste Fall“ nicht eintreffen werde.