Herne. In einem Digitalranking belegt Herne Platz 54 von 81. Was die Stadt zu der Platzierung sagt und wie sie die Digitalisierung vorantreiben will.

Die Digitalisierung in Herne hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr verbessert. Das zeigt der Smart City Index des Netzwerks Bitkom. Herne liegt in diesem Jahr auf Platz 54 von 81. Zum Vergleich: 2021 belegte Herne noch den 67. Platz. Bewertet werden bei dem Digitalranking die 81 Großstädte in Deutschland in den fünf Themenbereichen: IT/ Kommunikation, Mobilität, Verwaltung, Energie/ Umwelt und Gesellschaft.

Für Pierre Golz, Leiter der städtischen Stabstelle Digitalisierung, ist das Ranking nur eine Momentaufnahme. Digitalisierung sei ein Marathon, kein Sprint, betont er. Zudem bestehe das Ranking aus starren Kriterien, die gar nicht in jeder Stadt umsetzbar seien. Als Beispiel nennt er die Carsharing-Dienste. In einer dichtbesiedelten Stadt wie Herne sei das nicht von allzu großer Relevanz.

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Digitalstrategie 2030 soll Herne weiter nach vorne bringen

Aber er betont auch: „Es zeichnet sich ein positiver Trend ab.“ In „beachtlichen Schritten“ gehe Herne bei den Digitalthemen weiter nach vorne. „Das ist eine Bestätigung unserer Arbeit, aber dennoch gibt es das ein oder andere Defizit, das wir aufarbeiten müssen.“ Langfristig wolle die Stadt ins oberer Drittel des Rankings. Um das zu erreichen, werde zurzeit die Digitalstrategie 2030 erarbeitet. Doch man müsse sich auch die Einzelkategorien anschauen, so Golz.

IT und Kommunikation

In der Rubrik „IT und Kommunikation“ verbesserte sich die Stadt um 25 Plätze und liegt nun auf Rang 14. Bei dem Thema sei die Stadt auf einem guten Weg, sagt Golz. Der Glasfaserausbau werde vorangetrieben – 6000 weitere Haushalte sollen an das Netz angeschlossen werden. Zudem werde ein WLAN-Konzept für die Innenstadt erstellt. Außerdem gebe es ganz frisch eine Mobilfunkkoordination, um den 5G-Ausbau strategisch und systematisch anzugehen.

Pierre Golz von der Stabstelle Digitalisierung freut sich, dass Herne im Smart City Index einige Plätze nach oben geklettert ist. Hier ein Bild von der Vorstellung der Herne-App im September 2021.
Pierre Golz von der Stabstelle Digitalisierung freut sich, dass Herne im Smart City Index einige Plätze nach oben geklettert ist. Hier ein Bild von der Vorstellung der Herne-App im September 2021. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Mobilität

Um zwölf Plätze nach unten auf Rang 65 ging es für Herne hingegen im Bereich „Mobilität“. Schlechte bis mittelmäßige Werte gab es hier unter anderem in den Unterrubriken „Multimodalität“ und „Smartes Verkehrsmanagement“. Die Einrichtung von Mobilstationen habe begonnen, außerdem seien Maßnahmen zum Thema Smart Parking in der Vorbereitung, erklärt Golz. „Deswegen erhoffe ich mir nächstes Jahr einen Sprung nach oben.“

Energie und Umwelt

Beim Thema Energie und Umwelt liegt Herne auf Platz 66 und macht fünf Schritte nach oben. „In dem Themenfeld haben wir noch Aufholbedarf“, gibt Golz zu. Hier sei ein großes Investitionspaket notwendig. Dadurch, dass Herne dicht bebaut sei, gebe es bereits eine gewachsene Infrastruktur, „die wir nicht von heute auf morgen austauschen können.“ Die vielen Bestandsquartiere in Herne neu zu entwickeln und neu auszurichten, dauere natürlich länger, als komplett neu anzufangen.

Gesellschaft

Im Themenbereich Gesellschaft rutscht Herne vier Plätze ab und liegt auf Rang 65. Zu dem Thema zählen unter anderem Unterrubriken wie Öffentlichkeitsbeteiligung, Geodatenportal und Lokaler Handel. Die Opendata-Plattform sei ein Sprung nach vorne, sagt Golz. Dort seien bereits etwa 120 Datensätze online. Aber es gebe noch Defizite in der Struktur, „wir haben zum Beispiel keinen Chaos Computer Club.“ Das Rats-TV, das im September 2021 eingerichtet worden ist, fällt ebenfalls mit in dieses Ranking.

Verwaltung

Im Bereich Verwaltung liegt Herne auf Platz 62 und hat damit elf Plätze gut gemacht. „Da müssen wir weiter auf die Tube drücken, da haben wir noch Aufholbedarf“, so Golz. Intern müsse evaluiert werden, wie das Thema beschleunigt werden könne. Das Online Service Portal der Stadt werde bis Ende des Jahres weiter ausgebaut. Der Index zeige aber auch, dass es strukturelle Probleme gebe, „die wir aufarbeiten und beheben müssen.“ Vor einem halben Jahr sei ein Digitalbeirat eingerichtet worden, in dem Themen integriert und nicht losgelöst voneinander angegangen würden. Dieser Beirat setze sich aus allen städtischen Tochtergesellschaften und der Stabstelle Digitalisierung zusammen.

In der Digitalstrategie 2030 werden laut Golz etwa 100 Maßnahmen stehen. „Ich bin davon überzeugt, dass dadurch auch die einzelnen Indexwerte sich signifikant verbessern werden.“ Es sei ein erfreulicher Schritt, dass Herne 13 Plätze nach oben gegangen sei – das sei allerdings auch Ansporn und Verantwortung zugleich. Ziel müsse es sein, an Geschwindigkeit zu gewinnen, Stärken auszubauen, Defizite aufzuarbeiten und Strukturen effizienter zu gestalten. „Nächstes Jahr wollen wir mindestens genauso viele Plätze noch mal nach oben rutschen.“

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Der Smart City Index

  • Zum nunmehr vierten Mal hat das Netzwerk Bitkom für das Jahr 2022 den „Smart City Index“ für die 81 deutschen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern erstellt. Dafür wurden knapp 11.000 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert.
  • Die fünf Bereiche fächern sich in 36 Indikatoren auf, die wiederum aus insgesamt 133 Parametern bestehen – von Online-Bürger-Services über Sharing-Angebote für Mobilität und intelligente Mülltonnen bis hin zur Breitbandverfügbarkeit.