Herne. Der Herner Verein Ruhrwerk hatte zur Netzwerk-Party geladen - und mehrere hundert Herner kamen. Neben dem Spaß ging es um den guten Zweck.

„Kontakte schaden nur dem, der keine hat.“ Am vergangenen Samstag nahmen wieder mehrere hundert Hernerinnen und Herner die Gelegenheit wahr, Kontakte zu pflegen - oder neue zu knüpfen: bei der Netzwerkparty des Vereins Ruhrwerk, die diesmal bei einem Weltmarktführer stattfand: der Cranger Vulkan-Gruppe. Die eigentlichen Gewinner der Veranstaltung sind Herner Kinder. Am Samstag zeigte ein Beispiel eindrucksvoll, welche Wirkung die Spenden entfalten können, die im Rahmen der Netzwerkparty gesammelt werden.

„Ruhrwerk ist ein fantastisches Beispiel dafür, dass man sich unterhaken kann“, so Hernes OB Frank Dudda. Im Hintergrund die Ruhrwerk-Vorsitzende Cordula Klinger-Bischof.
„Ruhrwerk ist ein fantastisches Beispiel dafür, dass man sich unterhaken kann“, so Hernes OB Frank Dudda. Im Hintergrund die Ruhrwerk-Vorsitzende Cordula Klinger-Bischof. © Arne Pöhnert

Ruhrwerk-Vorsitzende Cordula Klinger-Bischof erinnerte an den Impuls zur Vereinsgründung: Herner Kinder zu unterstützen und zu stärken. Das wichtigste Mittel dafür sei die Bildung. Dies sei mehr als die bloße Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten. Bildung öffne die Tür zur gesellschaftlichen Teilhabe. Etwa 350 Kinder nähmen pro Jahr an Ruhrwerk-Projekten teil, so Klinger-Bischof, inzwischen auch geflüchtete Kinder aus der Ukraine. Und im Projekt „Extrazeit zum Lernen“, das Ruhrwerk in Kooperation mit dem Verein „Lernen in Herne“ finanziert, profitierten weitere 300 Kinder an 16 Herner Grundschulen von zusätzlicher unterrichtsbegleitender Förderung.

„Extrazeit zum Lernen“ begleitet die Kinder in ihrer ganzen Entwicklung

Welche Wirkung dies entfaltet, schilderten Robert Faber, Direktor der Josefs-Grundschule, und Lehrerin Julia Ciecior: Die Josefs-Schule im Wanner Norden habe einen Migrationshintergrund von mehr als 90 Prozent, die Kinder kämen meist aus bildungsfernen Familien, so Faber. Manche Kinder kämen in die Schule, ohne eine Vorstellung zu haben, was sie dort erwartet. Die Extrazeit sei nicht für Nachhilfe da, sondern sie begleite die Kinder in ihrer ganzen Entwicklung.

Sebastian Meise, Geschäftsführer der Cranger Vulkan-Gruppe, betonte, dass das Unternehmen die Firmenzentrale gerne für den guten Zweck zur Verfügung gestellt hat.
Sebastian Meise, Geschäftsführer der Cranger Vulkan-Gruppe, betonte, dass das Unternehmen die Firmenzentrale gerne für den guten Zweck zur Verfügung gestellt hat. © Arne Pöhnert

Julia Ciecior, Klassenlehrerin einer dritten Klasse, erzählte von Lucie. Sie sei 2020, mitten in der Pandemie, eingeschult worden. Alle Kinder hätten Maske tragen müssen. Dies habe Lucie Probleme bereitet. Sie habe schon Angst gehabt, den Klassenraum zu betreten. Sie habe sehr viel geweint und habe im ersten Jahr nur geflüstert. Zwar habe sie Fortschritte gemacht, doch dann seien der nächste Lockdown und Wechselunterricht gekommen. Außerdem könnten ihre Eltern kein Deutsch, nicht lesen und schreiben, von Internet für Distanzunterricht ganz zu schweigen. Doch dann sei das Projekt an die Schule gekommen. Und aus dem stillen und traurigen Kind sei ein fröhliches geworden, das lesen kann.

Hohe Energiepreise: Herne bereitet eine Solidaritäts-Aktion vor

Oberbürgermeister Frank Dudda warf einen Blick auf ein anderes ernstes Thema: die Energiepreise. Die würden Privathaushalte und Firmen vor gewaltige Herausforderungen stellen. Er kündigte an, dass mit allen Ruhrgebiets-Oberbürgermeistern eine Kampagne unter dem Motto „Besser bereit“ in Planung sei. Er zeigte sich vorsichtig optimistisch, dass man auch diese Krise bewältigen werde. „Ruhrwerk“ sei in dieser Hinsicht ein fantastisches Beispiel dafür, dass man sich unterhaken kann. Und er deutete an, dass man hinter den Kulissen bereits an einer Aktion arbeite, die den Arbeitstitel „Herne solidarisch“ trage.