Herne. Die Coronakrise stellt wohltätige Organisationen vor Probleme. Sie können keine Veranstaltungen durchführen, um Spendengelder einzunehmen.

Die Corona-Pandemie hat viele Dinge aus der Bahn geworfen. Dazu zählt auch die Wohltätigkeit. Weil so gut wie keine Veranstaltungen mehr stattfinden, haben gemeinnützige Organisationen Probleme, Gelder zu sammeln, mit denen sie dann Hilfebedürftige und Vereine, die auf Spenden angewiesen sind, unterstützen. Ein Überblick.

Lions-Club Emschertal bietet Sachspenden, Knowhow und Muskelkraft an

Seinen Amtsantritt hat sich Karl-Heinz Gockeln wohl anders vorgestellt. Er hat im Lions-Club Emschertal im Juni von Dirk Rogalla das Amt des Präsidenten übernommen. Normalerweise würde sich Gockeln jetzt mit der Organisation von Veranstaltungen beschäftigen, doch das entfällt. Wann wieder etwas stattfinden kann, ist ungewiss, im Frühjahr ist bereits das geplante Kickerturnier ausgefallen. Doch diese Veranstaltungen brauchen die Löwen, um Geld zu generieren - das sie dann spenden können. Im Jahr sei das ein deutlich fünfstelliger Betrag. Mit Mitgliedsbeiträgen allein sei diese Lücke nicht zu füllen, so Gockeln.

Zum Netzwerk-Treffen des Vereins Ruhrwerk kommen stets mehrere hundert Menschen. In diesem Jahr muss es ausfallen.
Zum Netzwerk-Treffen des Vereins Ruhrwerk kommen stets mehrere hundert Menschen. In diesem Jahr muss es ausfallen. © FUNKE Foto Services | Archivfoto: Michael Korte

Die Frage der Alternativen beantwortet Gockeln mit: Sachspenden. „Aber wir kennen natürlich nicht den Bedarf der möglichen Empfänger“, so Gockeln im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Deshalb ruft er Vereine und Organisationen auf, sich beim Lions-Club Emschertal zu melden. Dann könne man Hilfe leisten. Die bestehe jedoch nicht nur in Sachspenden. Die Mitglieder verfügten über Knowhow in vielen Bereichen, das sie zur Verfügung stellen könnten. Auch Muskelkraft könnten sie spenden.

Dem Lions-Club Wanne-Eickel droht, dass seine wichtigsten beiden Veranstaltungen wegfallen oder deutlich kleiner ausfallen: das Eickeler Weihnachtsdorf und der Neujahrsempfang. „Nur durch die Teilnehmer und Besucher sind wir in der Lage, Spenden und Einnahmen zu generieren“, so Vorsitzender Dr. Friedrich Dybowski. Noch könne der Club aufgrund erfolgreicher Activities der vergangenen Jahre und aufgrund eigener Mittel der Mitglieder Unterstützungen leisten und Gelder im Rahmen gemeinnütziger Aktionen verwenden.

Wegen der Auswirkungen der Krise könnte die Zahl der Hilferufe steigen

Ähnlich stellt sich die Situation beim Verein „Herne hilft“ dar. „Die Mitgliedsbeiträge decken einen Teil des Bedarfs“, so der 2. Vorsitzende Bernd Zerbe. Auch sei das Vereinskonto noch gefüllt, sodass Anfragen bedient werden könnten. Allerdings gebe es noch keinen Plan, wie es weitergeht, wenn sich in den kommenden Monaten womöglich Hilferufe von Menschen in prekären Situationen mehren.

Der Verein Förderturm hätte vor wenigen Wochen eigentlich seinen Jahres-Höhepunkt gefeiert: das Benefizfest an der Akademie in Sodingen. Bei dieser Großveranstaltung kommt ein fünfstelliger Betrag zusammen. Außerdem ist der Förderturm immer beim Nightlight-Dinner mit einem Getränke- und Imbiss-Stand vertreten. Doch auch das Nightlight-Dinner wird ausfallen in diesem Jahr. Und so überlegt der Vorstand um den Vorsitzenden Markus Lülf, welche Art von Veranstaltungen überhaupt durch geführt werden können und welche neuen Weg es geben könnte, um Gutes zu tun. Beim Cranger Weihnachtszauber im vergangenen Jahr hatte der Verein noch insgesamt 25.000 Euro an 14 Vereine und Organisationen übergeben können.

Ruhrwerk musste sein Netzwerk-Treffen absagen

Auch der Verein Ruhrwerk musste vor wenigen Tagen sein großes Netzwerk-Treffen, bei dem mehrere hundert Spender zusammenkommen, absagen. „Was die Spendenbereitschaft angeht, können wir berichten, dass diese nach wie vor erfreulich ist, denn neben der großen Veranstaltung, die natürlich die meisten Spenden generiert, erhält Ruhrwerk das gesamte Jahr über regelmäßig Spenden“, teilt die Ruhrwerk-Vorsitzende Cordula Klinger-Bischof auf Nachfrage der WAZ-Redaktion mit.

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Durch die Corona-Einschränkungen hätten auch die von Ruhrwerk finanzierten Projekte für einige Wochen nicht stattfinden können. Die Reittherapie-Projekte habe inzwischen wieder begonnen. Durch die Pause sei die Finanzierung der Projekte bis in das Frühjahr 2021 gesichert. Ganz aktuell habe sich der Verein entschlossen, die Tafel mit Nahrungsmitteln zu unterstützen. Normalerweise unterstützt Ruhrwerk langfristige Projekte.