Herne. Wenn Veranstaltungen wegfallen, fehlt Vereinen die Möglichkeit, um Spenden zu bitten. Wie sie sich trotzdem über Wasser gehalten haben.

Kurzarbeit, weniger Umsatz, Verlust des Jobs – die Corona-Krise macht es vielen nicht leicht. Menschen, die sich für andere einsetzen, braucht es da um so mehr. Aber auch sie leiden unter den Folgen der Pandemie. Vereine verbuchen Spendenrückgänge. Wir haben mit einigen gesprochen.

"Schattenlicht" braucht Unterstützung

„Die Veranstaltungen, bei denen wir sonst bedacht werden, wie der Cranger Weihnachtszauber, sind alle weggefallen“, sagt Antonie Brieske, Diplom-Sozialarbeiterin bei "Schattenlicht", der Beratungs- und Kontaktstelle für Mädchen und Frauen. Gelder für ihre Arbeit erhalten die Engagierten sonst auch über Kollekten der Gemeinden oder über die Gerichte, die Bußgeldern verhängen, die an gemeinnützige Zwecke gehen müssen. „Viele sind selber belastet und können nicht so viel geben wie sonst.“

Die Beratungsstelle mit drei Mitarbeiterinnen werde zwar teilgefördert, trotzdem muss der Verein pro Jahr 17 Prozent der Kosten selber aufbringen, das sind zwischen 25 und 30.000 Euro. Durch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit seien gegen Ende des Jahres einige Spenden reingekommen. „Das hat uns gerettet, gerade eben so über dieses Jahr zu kommen.“ Wie es weiter gehe, sei nicht einschätzbar. „Auch für die Mädchen und Frauen, die es ohnehin schon schwer haben, war dieses Jahr noch belastender.“ Antonie Brieske hofft, dass sich die Situation bald wieder einpendelt, da es ansonsten ganz schwierig werde. „Schön ist aber, dass viele überraschend gespendet haben. Das ist eine schöne Wertschätzung.“

Ruhrwerk muss Jahresevent streichen

Beim Ruhrwerk musste Corona-bedingt in diesem Jahr das jährliche Event wegfallen, bei dem normalerweise 450 Gäste zusammenkommen. „Im Vorfeld werden Sponsorenverträge gemacht, die sich zwischen 200 bis 2000 Euro bewegen“, erklärt Iris Stiebling von Ruhrwerk. Am Abend selber kommen weitere Spenden zusammen. „Das ist unsere Haupteinnahmequelle.“ Mit anderen Spenden über das Jahr verteilt kämen so 70.000 Euro zusammen, mit denen der Verein Langzeitprojekte für Kinder finanziere. Jede Woche seien 300 Kinder in Projekten wie der Reittherapie. „Wir haben einen engen Kontakt zu unseren Sponsoren. Aber auch die konnten in diesem Jahr nicht so unterstützen wie sonst.“

Über Öffentlichkeitsarbeit und die Präsentkorbaktion habe sich Ruhrwerk immer wieder ins Gespräch gebracht. „Wir konnten uns über Wasser halten.“ Allerdings brauche der Verein mindestens 55.000 Euro pro Jahr, um die bestehenden Projekte fortsetzen zu können. „Deshalb hoffen wir, dass wir im kommenden September unser Event wieder ausrichten können und hoffen weiterhin auf Spenden.“

Weniger Spenden für das Lukas-Hospiz

Das Lukas-Hospiz verzeichnete ebenfalls eine Veränderung im Spendenverhalten. „Da aufgrund der Corona-Vorgaben Beerdigungen nur im kleinen Rahmen stattfinden konnten, ist der Anteil an Beisetzungsspenden zurückgegangen“, erklärt Anneli Wallbaum, Leiterin des Lukas-Hospiz. Andererseits habe es vermehrt Bargeldspenden gegeben. „Es hat uns sehr weh getan, dass dieses Jahr keine Veranstaltungen wie das ,Radeln für das Hospiz‘ stattfinden konnten.“ Dafür hätten kreative Bürger auf eigene Faust private Aktionen ins Leben gerufen, um Spenden für das Hospiz zu generieren. „Das hat uns sehr gefreut.“ Das Hospizteam sei ebenfalls aktiv geworden und habe Aktionen umgeplant: So wurde aus dem Adventsmarkt im Hospiz eine Adventsbude für der Tür.

Hospize sind vom Gesetzgeber verpflichtet, fünf Prozent ihrer Kosten selber zu tragen. Pro Jahr bedeute das für das Lukas-Hospiz rund 200.000 Euro. „Daher sind wir auf Spenden angewiesen, um den laufenden Betrieb zu finanzieren.“ Die Herausforderung in diesem Jahr sei es gewesen, die Menschen abseits der öffentlichen Veranstaltungen zu erreichen: „Was uns dieses Jahr besonders gefehlt hat, ist der enge Kontakt zu den Herner Bürgern“, betont Anneli Wallbaum. „Während man sich sonst persönlich austauschen konnte, endete der Kontakt in diesem Jahr meist an der Hospiztür.“

Frauenhaus: Finanzierung als Flickenteppich

Spenden sind auch im Frauenhaus ein wichtiges Thema. „Die Frauenhaus-Finanzierung ist ein Flickenteppich, und richtig gesichert ist da gar nichts“, erklärt Beate Kaupen vom Frauenhaus. „Wir haben ein sehr intensives, arbeitsreiches Jahr hinter uns. Wir sind nach fast 40 Jahren in einen Neubau umgezogen, haben trotz Corona jeden Tag im Jahr gearbeitet, weiterhin Frauen und Kinder aufgenommen und hatten keinen Tag im Jahr geschlossen.“ Sogar eine Quarantäne-Wohnung sei eingerichtet worden.

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Viel Zeit und Kraft sei 2020 in die Spendenwerbung geflossen. Flyer seien in viele Herner Briefkästen geworfen, Stiftungen wie die Wohlfahrtspflege und Aktion Mensch für die Möblierung des neuen Hauses angeschrieben worden. Herner Vereine wie das Ruhrwerk und der Förderturm hätten das Frauenhaus unterstützt. „Es war schon erstaunlich zu sehen, was die Menschen in Corona-Zeiten schaffen, unerwartete, bewegende Momente.“

So habe eine benachbarte Kirchengemeinde Nikolaus-Geschenke gebracht. „Es lässt sich für uns nicht sagen, wie es ohne unseren Umzug und die große Spendenanstrengung in diesem Jahr gelaufen wäre“, sagt Kaupen. Von einem totalen Spendeneinbruch könne nicht die Rede sein. „Der Wunsch, sich nicht in Corona und an Corona ,zu verlieren‘, ist deutlich spürbar. Wir erleben die Menschen weiter als sehr hilfsbereit, es gibt einen Zusammenhalt trotz großer Distanzen.“ Weggefallen seien viele persönliche Begegnungen, und die Einsamkeit der Frauen und Kinder sei zu spüren, da die wenigen verbliebenen Kontakte nicht möglich gewesen seien. „Wir hoffen auf 2021.“

>> So können Interessierte helfen:

Schattenlicht e.V.
Sparkasse Herne,
IBAN: DE24 4325 0030 0001 0406 09
www.beratungsstelle-schattenlicht.de

Ruhrwerk
Sparkasse Herne
IBAN: DE13 4325 0030 0011 0288 00
www.dasruhrwerk.de

Lukas Hospiz Herne
Sparkasse Herne
IBAN: DE50 4325 0030 0013 0119 78
www.lukas-hospiz.de

Frauenhaus Herne
Sparkasse Herne
IBAN: DE70 4325 0030 0045 0097 84
www.frauenhaus-herne.de

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