Herne. Zwei Hilfestellen für Betroffene von Armut und Arbeitslosigkeit informierten in Herne. Das Leid der Menschen rechneten sie anschaulich vor.

„Arme Menschen sind durch die Preissteigerungen ungleich stärker belastet als reiche Menschen“, fasst Dagmar Spangenberg-Mades zusammen. Die Leiterin des Zeppelin-Zentrums in Wanne-Eickel, das Arbeitslose und Betroffene von Einkommensarmut berät, steht gemeinsam mit Mitstreitern des Arbeitslosenzentrums Herne und des Sozialforums auf dem Robert-Brauner-Platz in Herne-Mitte, umgeben von Kisten, Kartons, Plakaten – und einem Einkaufswagen.

Das Ziel der Infoaktion am Dienstag: „Den ärmeren Menschen eine Lobby sein.“ Denn viele Betroffene seien längst demoralisiert und „mit immer weniger zufrieden“, die Regelleistung des Hartz IV-Satzes, 449 Euro, habe schon vor den eklatanten Preissteigerungen und der drohenden Energiekrise nicht gereicht. Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband fordert nach eigenen Bedarfsberechnungen deshalb die Erhöhung des Satzes auf 678 Euro im Monat – und die Menschen auf dem Robert-Brauner-Platz schließen sich dieser Forderung an.

Herne: Kein Geld für Kaffee oder Joghurt

Damit die Passanten in der Herner Fußgängerzone diese Forderung auch nachvollziehen können, rechnen die „Lobbyisten“ anschaulich vor. Spangenberg-Mades hat für eine Person und eine Woche eingekauft, rein hypothetisch, aber mit dem tatsächlich für Lebensmittel vorgesehenen Wochensatz von 36,36 Euro. Im Einkaufswagen liegt deshalb ein exemplarischer Speiseplan, jeden Mittag warm immerhin, aber ziemlich monoton.

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Daneben eine Liste: Was würde den Hernern fehlen, wäre das Beispiel ihr wöchentlicher Speiseplan? Quark, Joghurt und Kaffee hat jemand aufgeschrieben, die haben in den 36,36 Euro nämlich keinen Platz mehr gefunden. Dazu kommt die Krux mit dem Strom: Denn die Stromkosten sind Teil der Regelleistung, und damit in Stein gemeißelt. „Wenn sich die Ausgaben bei gleichem Verbrauch wegen der Strompreise verdoppeln“, sagt Spangenberg-Mades, „könnte es passieren, dass die Menschen die Mehrkosten nicht erstattet bekommen.“

Armut und Arbeitslosigkeit: Hier gibt es in Herne Hilfe

Doch die Wunde, die Preissteigerungen und Energiekrise gerissen haben, ist noch viel tiefer und komplexer. Etwa ob der Energiepreispauschale im September, die Rentner nicht bekommen. Oder, weil Menschen knapp über der Armutsgrenze künftig Leistungen beziehen könnten, es aber gar nicht mitbekommen und stattdessen verzweifeln. Oder, das befürchtet Dagmar Spangenberg-Mades, „weil sich der politisch rechte Rand das Thema zunutze machen könnte.“

Neben den Strompreisen bedrohen vor allem die gestiegenen Kosten für Lebensmittel die ärmeren und arbeitslosen Menschen in Herne.
Neben den Strompreisen bedrohen vor allem die gestiegenen Kosten für Lebensmittel die ärmeren und arbeitslosen Menschen in Herne. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Deshalb rät die Zeppelin-Leiterin allen betroffenen Menschen, sich beraten zu lassen, auch denen, die sich nicht sicher sind, ob sie Leistungen beziehen können. Das geht zum Beispiel beim Arbeitslosenzentrum Herne, 0232355547 und herne-alz@arcor.de – oder eben beim Zeppelin-Zentrum, 0232560840 und her-kk-zeppelin-zentrum@kk-ekvw.de.