Herne. Das Arbeitslosenzentrum Herne und das Zeppelin-Zentrum setzen sich gegen Armut ein. Unter anderem fordern sie eine armutsfeste Grundsicherung.
Das Arbeitslosenzentrum in Herne und das Zeppelin-Zentrum setzen sich gemeinsam gegen Armut ein. Nicht erst seit der Corona-Pandemie wachse in Deutschland die Armut in „erschreckendem“ Ausmaß. „Immer mehr Menschen haben Probleme, mit ihrem Geld über den Monat zu kommen“, sagt Franz-Josef Strzalka vom Arbeitslosenzentrum.
Bundesweit findet deswegen die Aktionswoche „Ein besseres Leben für alle statt wachsender Armut und Ausgrenzung“ des Bündnisses „AufRecht bestehen – gegen Armut und Ausgrenzung“ statt, an der sich auch die beiden Herner Zentren beteiligen.
Die Schere zwischen Arm und Reich gehe immer weiter auseinander, so Strzalka. Die Entwicklung sei „skandalös und zutiefst besorgniserregend“. Soziale Mobilität sei eher durch Ab- als durch Aufstiege gekennzeichnet. Zudem seien steigende Mieten ein immer größeres Problem für Menschen, die ohnehin an der Armutsgrenze lebten.
Herne: Soziale Lage der Arbeitslosen hat sich verschoben
Der 6. Armuts- und Reichtumsbericht habe gezeigt, dass vor allem für Arbeitslose die Situation verschärft sei. Der Hartz-IV-Bedarf liege für eine erwachsene Person bei etwas unter 800 Euro. Damit werde die statistische Armutsrisikoschwelle deutlich unterschritten. „Diese liegt bei mindestens 1074 Euro.“ Auch die sozialen Lagen der Arbeitslosen hätten sich verschoben: 1995 sei ein Drittel der Arbeitslosen noch der Lage „Mitte“ zugeordnet und lediglich 15 Prozent in diesem Sinne „arm“ gewesen. 2015 seien bereits zwei Drittel aller Arbeitslosen der sozialen Lage „Armut“ zuzuordnen und nur noch weniger als zehn Prozent der „Mitte“, erklärt Dagmar Spangenberg-Mades vom Zeppelin-Zentrum.
Aus diesen Gründen stellen das Arbeitslosenzentrum und das Zeppelin-Zentrum nun Forderungen an die Politik: So soll eine Grundsicherung für Kinder und Jugendliche prekäre Lebensbedingungen verhindern und das Hartz-IV-System durch eine von Arbeitgebern mitfinanzierte Arbeitslosenversicherung ersetzt werden. Die gesetzliche Rente müsse Altersarmut verhindern und die „Talfahrt des Rentenniveaus“ bei 48 Prozent gestoppt werden.
Herne Arbeitslosenzentrum stellt Forderungen an die Politik
Zudem fordern die beiden Zentren eine armutsfeste und repressionsfreie Grundsicherung und eine Anhebung des Mindestlohns auf 13 Euro. Außerdem müssten die Zumutbarkeitsregeln in Bezug auf eine Arbeitsaufnahme geändert werden. „Man sollte Arbeitssuchende nicht in jede Stelle drängen“, sagt Spangenberg-Mades.
Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung in der Arbeitswelt müsse zudem ein öffentlich geförderter Arbeitsmarkt für Menschen mit „multiplen Vermittlungshemmnissen“ bedarfsgerecht eingerichtet und der Bestand an Arbeitslosenzentren als „Orte gesellschaftlicher Teilhabe“ dauerhaft gesichert werden. Zudem müssten Angebote zur beruflichen Weiterbildung sowie preisgünstiger Wohnraum angeboten werden.
Um über ihre Forderungen und das Thema Armut zu sprechen, laden das Arbeitslosenzentrum und das Zeppelin-Zentrum zu einer Veranstaltung auf dem Robert-Brauner-Platz ein. Am Mittwoch, 8. September, findet die Aktion von 10 bis 13 Uhr statt.
>>>Kritik am Kinderfreizeitbonus
Neben ihren Forderungen beim Thema Armut kritisieren die beiden Arbeitslosenzentren zudem die Bewilligungsmodalitäten des Kinderfreizeitbonus, bei denen eine Reihe von Betroffenen erst mal leer ausgingen, obwohl gerade in Corona-Zeiten für einkommensarme Familien jeder Euro zähle.
Weitere Informationen zum Kinderfreizeitbonus gibt es unter 02325/60840 (Zeppelin-Zentrum) oder 02323/55547 (Arbeitslosenzentrum Herne).