Herne. Der Mangel an Kita-Plätzen wird in Herne im Jahr 2022/23 nicht abreißen. Wo neue Plätze entstehen sollen und wo es zu Bau-Verzögerungen kommt.
Der gravierende Mangel an Kita-Plätzen in Herne wird auch im kommenden Jahr nicht behoben. Zwar gibt es in einzelnen Stadtteilen ein zusätzliches Angebot, einige Projekte haben sich aber zeitlich nach hinten verschoben. Das geht aus der geplanten Angebotsstruktur hervor, die am Donnerstag im Ausschuss Kinder-Jugend-Familie vorgestellt wird.
Besonders schlecht bleibt dabei die Situation in Wanne. Gleich mehrere geplante Projekte konnten hier nicht wie geplant zum kommenden Kita-Jahr 2022/23 realisiert werden, kein einziger zusätzlicher Kita-Platz ist entstanden; es sind sogar acht weniger verfügbar - und das bei steigender Kinderzahl.
Konkret verzögert sich etwa die Fertigstellung derKita Am Berg, die zum kommenden Kita-Jahr eröffnen sollte. Wie bei allen Neubauten sei es derzeit schwierig, ausreichend Handwerker und Baumaterial zu bekommen, begründet Sarah Gentilini, die bei der Stadt für die Kita-Planung zuständig ist. Auch die geplanten Kitas an der Franz- und an der Karlstraße, die dort zusätzlich zu den bereits bestehenden katholischen Einrichtungen eröffnen sollten, verschieben sich um mindestens ein Jahr. Die Inbetriebnahme der sechsgruppigen Kita Drögenkamp sei nun erst für 2023/24 im Plan, so Gentilini. Der Bau hat bereits begonnen.
Wanne: Nur jedes fünfte U3-Kind bekommt einen Kita-Platz
So bleibt die Versorgungsquote im kommenden Kita-Jahr in Wanne noch mau: Nach den Planungen der Stadt wird bei den 0- bis 3-Jährigen nur jedes fünfte Kind einen Platz bekommen (21,7 Prozent), bei den 3- bis 6-Jährigen liegt die Versorgungsquote bei 80,2 Prozent und somit auch weit hinter den angestrebten 100 Prozent – und deutlich schlechter als die Lage im restlichen Herner Gebiet ist (siehe Infobox).
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„Glücklich bin ich nicht darüber, ich hätte mir mehr erhofft“, räumt denn auch der Ausschussvorsitzende und SPD-Ratsherr Ulrich Klonki vor der Sitzung gegenüber der WAZ ein. Die Verzögerungen könne man kritisch sehen, die Kritik gehe aber nicht in Richtung der Stadt, sagt er. Zahlreiche Bürgerinitiativen hätten Bauvorhaben ebenso verzögert wie etwa Lärmgutachten oder auch Personalmangel – sowohl bei der Verwaltung als auch bei den Bauunternehmen. „Es ist zum Haare raufen.“ Er sehe aber auch, dass etwas passiere.
Kita-Ausbau mit mehreren Projekten
„In Wanne werden in der nächsten Zeit sechs neue Kitas entstehen“, betont auch Sarah Gentilini. Damit soll sich die Situation vor Ort, wenn auch noch nicht zum kommenden Kita-Jahr, aber langfristig entspannen. In Herne-Mitte soll sich schon jetzt was tun: Die Kita Wörthstraße soll, mit einem Jahr Verzögerung, mit fünf Gruppen zum Sommer eröffnen. Der Träger, der sich auch integrativ engagieren möchte, ist öffentlich noch nicht benannt. Die Kita am Europagarten soll ebenfalls von der Düngelstraße einziehen - mit einer Gruppe mehr als am vorläufigen Standort. Die städtische Kita Lackmanns Hof soll um zwei Gruppen erweitert werden – auch dieses Projekt war bereits fürs laufende Kita-Jahr geplant.
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In Eickel soll ein Ersatzbau für das alte Gebäude der katholischen Kita Veilchenweg zwei zusätzlichen Gruppen Platz bieten. Die Fertigstellung ist laut Ausschussvorlage zum 31. Dezember 2022 geplant. Zu optimistisch findet Ulrich Klonki dieses Datum, da dort der Bauantrag noch nicht gestellt sei. Die Eröffnung der Kita Barbarastraße wird sich ebenso wie die Erweiterung der Kita Am Weustenbusch um mindestens ein Jahr verzögern.
Vergleicht man die geplante Angebotsstruktur für das kommende Kita-Jahr mit der aus dem letzten, sind kaum Verbesserungen zu sehen. „Wir bewegen uns mit Quoten und Plätzen so ziemlich auf dem Niveau des Vorjahres“, sagt auch Jugendhilfeplanerin Sarah Gentilini und räumt ein: „Auf dem Papier sieht es aus als ob sich nicht viel tut.“ Es tue sich aber einiges. Vor allem die Öffnungsperspektiven für 2023/24 stimmten sie „sehr optimistisch“.
>>>WEITERE INFORMATIONEN: Versorgungsquote
• Insgesamt stehen im neuen Kita-Jahr 5337 Plätze für 0- bis unter 6-jährige Kinder in den Herner Tageseinrichtungen zur Verfügung. 9018 Kinder in dem Alter wohnen aber laut Einwohnerzahlen mit Stand Dezember 2021 in Herne. Die Stadt geht von einem Betreuungsbedarf von 42 Prozent bei den 0- bis 3-Jährigen aus, das wären 1881 Kinder. Bei den 3- bis 6-Jährigen soll eigentlich jedem der 4539 Kinder ein Platz angeboten werden. Neben den Kita-Plätzen stehen noch 393 bei Tageseltern bereit. Geht man von diesen Zahlen aus, fehlen im kommenden Kita-Jahr insgesamt 690 Plätze.
• Stadtweit sollen laut Planung in Kitas und der Tagespflege 91,3 Prozent aller 3- bis 6-Jährigen einen Betreuungsplatz bekommen; bei den 0- bis 3-Jährigen 35,4 Prozent.