Herne. Das Ringen um das Hallenbad Eickel geht weiter. Die Stadt Herne verteidigt die Kurzstudie zu einer groben Kostenschätzung. Das sind die Gründe.
Das verbissene Ringen um das Hallenbad Eickel geht weiter. Die Stadt Herne hatte eine Kurzstudie zum Kostenrahmen einer Sanierung in Auftrag gegeben. Diese wurde von der Bürgerinitiative zum Erhalt des Bades als „monetäre Horrorszenarien“ bezeichnet. Am Mittwoch nahm Hernes Kämmerer Hans Werner Klee Stellung und wies die Aussage der BI zurück. Es handele sich um realistische Einschätzungen. Klee betonte: „Wir bleiben bei unserer Position.“
Erstellt hat die Kurzstudie das Velberter Büro Krieger Architekten, das laut Darstellung auf der Internetseite bislang 255 Bäderprojekte realisiert hat. Auf sechs Seiten skizziert das Büro einen groben Rahmen an Maßnahmen, die im Zuge einer Generalsanierung fällig wären, und listet dazu eine Kostenschätzung auf. Im Ergebnis kommt das Büro aut Nettokosten (also ohne Mehrwertsteuer) von knapp zehn Millionen Euro. Hinzu kommen ein Kostenzuschlag für das Risiko für Bauen im Bestand von mehr als 2,2 Millionen sowie eine Kostensteigerung bei dem Baupreis von rund 500.000 Euro pro Jahr. Wobei diese Summe wohl nicht mehr ausreichend sei. So geht die Stadt von Gesamtkosten von rund 17,5 Millionen Euro aus.
Hernes Kämmerer: Bei Bestandsgebäuden gibt es immer Überraschungen
„So eine Studie sei immer mit relativ viel Unsicherheit behaftet“, so Klee, weil es bei Bestandsgebäuden immer Überraschungen gebe. Deshalb enthalte die Studie bewusst Kostenzuschläge, die auch bei anderen Bestandsgebäuden der Stadt einkalkuliert würden. Auch habe man versucht, die Marktsituation beim Bauen abzubilden. Deshalb seien die 17,5 Millionen realistisch.
Klee wies darauf hin, dass die Stadt in ihren Investitionsmöglichkeiten aufgrund der Haushaltssituation beschränkt sei. Herne sei überschuldet und unterliege der strengen Kontrolle der Kommunalaufsicht der Bezirksregierung Arnsberg. Deshalb müsse die Stadt Prioritäten setzen, es könne nicht alles realisiert werden. Die Stadt könne nur das umsetzen, was verpflichtend sei. Kitas müssten gebaut werden, Schulen müssten erweitert werden. Würde die Stadt das Hallenbad Eickel sanieren und den Investitionsrahmen überschreiten, würde die Bezirksregierung Kürzungen an anderer Stelle verlangen, so Klee. Nur der Bau der Feuerwache und die Gesellschaft zur Schulmodernisierung bildeten Ausnahmen. Deshalb müsse die Stadt bei rund 100 Bauprojekten, die zurzeit durchgeführt würden, ständig jonglieren.
Klee nannte auch ein - thematisch sehr nahe liegendes - Beispiel für ungeplante Kostensteigerungen: die Schwimmhalle des Otto-Hahn-Gymnasiums. Für deren Sanierung hatte die Stadt 2020 noch 4,24 Millionen Euro veranschlagt, inzwischen liegen die Kosten bei 9,32 Millionen Euro. Auch die Bauzeit habe sich dramatisch verlängert. „Diese Schwimmhalle ist ein Paradebeispiel dafür, was alles passieren kann“, so Klee. Für Betonsanierung dort seien ursprünglich 50.000 Euro eingeplant gewesen, aktuell lägen die Kosten bei zwei Millionen Euro.
Herne hat bei Baupreisberechnungen externen Sachverstand hinzugezogen
Klee betonte, dass die Stadt bei ihrer Position zum Hallenbad Eickel bleibe: Sanierung und Wiederaufnahme des Betriebs seien zu teuer. Das Velberter Büro habe sich für eine Machbarkeitsstudie ausreichend mit dem Gebäude beschäftigt. Er verwies darauf, dass man gerade für die Ermittlung der Baupreissteigerungen externen Sachverstand hinzugezogen habe. Als Verwaltungsrat des Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW habe er sich mit den dortigen Kollegen ausgetauscht.
Den Vorwurf der Bürgerinitiative, dass in der Studie grobe Fehler enthalten seien, wollte Klee nicht stehen lassen. Die Stadt habe zunächst eine eigene Kostenrecherche unternommen und haben das vom Ingenieurbüro überprüfen lassen. Außerdem handele es sich lediglich um eine Machbarkeitsstudie, die nicht so detailliert sei, wie Vorplanungen. Die Stadt werde keinesfalls mehrere Hunderttausend Euro in die Hand nehmen, um weitere Untersuchungen durchzuführen.
>>> BÜRGERINITIATIVE WILL ZWEITES BÜRGERBEGEHREN
■ Der Rat der Stadt Herne hat in seiner Juni-Sitzung den Weg für ein zweites Bürgerbegehren zum Erhalt des Hallenbades Eickel frei gemacht.
■ Die BI muss nun erneut 5974 gültige Unterschriften sammeln. Kommen diese zusammen, dann entscheidet der Rat aufs Neue darüber, was mit dem ehemaligen Schwimmbad geschehen soll. Beim ersten Mal war fast die doppelte Anzahl an Unterschriften zusammengekommen.