Herne. Herne kann in Horsthausen eine neue Feuerwehr-Hauptwache bauen. Das zeigt eine Studie. Warum es aber noch Risiken in dem Großprojekt gibt.
Die Stadt Herne kann an der Werkshallenstraße in Horsthausen eine neue Hauptfeuerwache bauen. Das ist das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie. Für die Verantwortlichen im Rathaus ist das keine Überraschung, dennoch fällt ihnen ein Stein vom Herzen: Nach jahrelangen Verzögerungen können die Planungen für das Großprojekt nun endlich starten. Es gibt aber noch Unwägbarkeiten.
Ist das Grundstück zwischen der Castroper Straße und der Straße Am Trimbuschhof im Norden und Süden beziehungsweise Werkshallenstraße und Hölkeskampring im Westen und Osten groß genug für den geplanten Neubau? Auf dem Grundstück eines ehemaligen Automobilzulieferers in Horsthausen will die Stadt für knapp 100 Millionen Euro eine neue Haupt- und Rettungswache für die Feuerwehr bauen. Sie soll die marode Wache an der Sodinger Straße ablösen. Auch das Feuerwehr-Haus Nord der Freiwilligen Feuerwehr Sodingen soll auf dem Gelände entstehen. Zuletzt dienten dort Hallen als Lager für Privatpersonen und Unternehmen. Ein externes Büro, das Unternehmen K-Plan, sagt nun: Ja, die Wache kann dort entstehen.
Herne: Feuerwehr kann nach den Plänen über drei Straßen ausrücken
Für die Machbarkeitsstudie baute das Büro die Hauptfeuerwache schon einmal auf. Das Ergebnis, das die Stadt vor der Sommerpause im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung präsentierte, erinnert an einen Gebäudekomplex aus farbigen Legosteinen. 1000 Quadratmeter für die Rettungswache 1 an der Castroper Straße, eine L-förmige und 3000 Quadratmeter große Rettungswache an Werkshallenstraße und der Straße Am Trimbuschhof ist dort etwa zu sehen, ebenso ein 2400 Quadratmeter großes Logistikgebäude am Hölkeskampring sowie ein kleiner, eigener Bau für die Freiwillige Feuerwehr an der Castroper Straße. Ausrücken könne die Feuerwehr nach diesen Plänen über drei verschiedene Straßen, so die Stadt. Das sei wichtig, sollte mal eine Straße gesperrt sein.
Allein: Der große Komplex, betont Feuerwehr-Dezernent Frank Burbulla, „wird am Ende ganz anders aussehen“. Wichtig sei zunächst einmal: Die benötigten Flächen könnten in Horsthausen wie geplant realisiert werden, sagt er zur WAZ. Das habe K-Plan mit seinen Skizzen gezeigt. Nun gehe es an die „richtige“ Entwurfsplanung.
Tag der Eröffnung soll der 20. April 2026 sein
Und auch die braucht laut Stadt Zeit. Die aktuelle, über 50 Jahre alte und völlig veraltete Wache an der Sodinger Straße ist marode und hat – inklusive der Wohnhäuser – eine Fläche von rund 7000 Quadratmetern, die neue soll knapp 25.000 Quadratmeter haben. Ob Fahrzeughalle, Leitstelle, Lager, Büros oder Sportbereich – alles soll im Neubau optimal angeordnet werden. Bis Ende 2023 soll die Genehmigungsplanung erfolgt und der Auftrag an einen Generalunternehmer vergeben sein, 2024 soll die knapp 19 Monate lange Bauphase starten, 2026 schließlich soll alles fertig sein, so sieht es der Rahmenterminplan, den die Stadt der Politik im Ausschuss nun präsentierte, vor. Auch der Tag für die Einweihung ist dort bereits verzeichnet: 20. April 2026.
Allerdings: Das Ganze, so heißt es fett im Terminplan mit drei Ausrufezeichen verzeichnet, sei der Plan „Ohne Risikobetrachtung!!!“. Und noch ein zweites Mal: „Zeitliche Verzögerungen durch Risiken nicht betrachtet.“ Der Grund für diese Betonung liegt auf der Hand. Verzögerungen beim Bau der Feuerwache hat es bereits noch und nöcher gegeben – gerade auch sehr zum Frust der Feuerwehrleute. 2022 sollte die neue Wache eigentlich stehen und zwar am ehemaligen Güterbahnhof Horsthausen, so besagt es ein Ratsbeschluss von 2017. Nach jahrelangen erfolglosen Verhandlungen mit einem Grundstücksbesitzer dachte die Verwaltung aber um und zauberte das Grundstück an der Werkshallenstraße aus dem Hut. Dabei verkündete sie 2020: Die Feuerwache koste 80 Millionen Euro und werde 2024/25 bezogen. Seither explodierten die Kosten, und die Eröffnung wurde einmal mehr nach hinten geschoben.
Feuerwehr-Dezernent Burbulla setzt nun darauf, dass die aktuellen Pläne eingehalten werden. „Es darf auch schneller gehen“, meint er und hätte nichts gegen einen Einzug noch 2025. Auch deshalb: „Je länger wir brauchen, desto mehr Geld müssen wir in die alte Wache stecken, um sie am Leben zu halten.“ Jeder Euro, betont er, sei dafür „ein verlorener Euro“.
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In der Politik kam zuletzt die Frage auf, ob die neue Haupt- und Rettungswache wirklich knapp 100 Millionen Euro kosten müsse. Könne man nicht etwas „abspecken“, wollte etwa SPD-Ratsfrau Manuela Lukas im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung vor der Sommerpause wissen. Weniger Geld dürfe der geplante Bau immer kosten, antwortete Dezernent Burbulla salomonisch, verwies aber zugleich auf den Bedarf der Feuerwehr – und den „hohen Anteil an Risikofaktoren“ beim Bau eines so großen Gebäude-Ensembles.
Gegenüber der WAZ sagt der Feuerwehr-Dezernent, dass die Architektur nur eine untergeordnete Rolle spiele: „Ein funktionaler Zweckbau reicht.“ Wichtig sei, dass die Beschäftigten endlich adäquate Räume hätten sowie die Abläufe in der neuen Wache schnell und effektiv durchgeführt und die Fahrzeuge optimal untergebracht werden könnten.