Herne. Herne wird in Zukunft sehr sichtbar auf der Landkarte der Hochschulforschung auftauchen. Das Land fördert das „Applied Excellence Department“.
Ein ganz weißer Fleck im Wissenschaftsbetrieb ist Herne inzwischen nicht mehr, an der einen oder anderen Stelle gibt es Projektbüros oder eine Geschäftsstelle von Hochschuleinrichtungen. Doch in Zukunft wird die Stadt sehr sichtbar auf der Landkarte der Hochschulforschung auftauchen: mit dem sogenannten „Applied Excellence Department“ der Hochschulallianz Ruhr. Das wird vom Land zunächst bis Ende 2025 mit insgesamt elf Millionen Euro gefördert.
Der Weg zu diesem Department, das NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen als hochschulpolitische Innovation bezeichnet hat, hat im Jahr 2016 begonnen, als die Hochschule Bochum, die Fachhochschule Gelsenkirchen und die Fachhochschule Dortmund in Herne das Kompetenzzentrum Ruhr Valley vorgestellt haben. Damit habe die Vernetzung der beteiligten Hochschulen begonnen, so Oberbürgermeister Frank Dudda, um an den Themen an den Themen von morgen zu arbeiten, die zurzeit hochaktuell seien: Energie, Mobilität und Digitalisierung.
Mit den elf Millionen Euro Landesförderung werden rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finanziert - vom Professor bis zu wissenschaftlichen Hilfskräften und Mitarbeitern in der Verwaltung. Diese müssen selbstverständlich auch in entsprechenden Räumen untergebracht werden. „Wir starten mit einer Mietlösung“, so der OB, dazu gebe es Ideen. Doch Ziel sei es unverändert, Herne zu einem Hochschulstandort zu machen. Die Entscheidung über den Standort der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung habe natürlich auch Auswirkung auf den Standort des Excellence Departments. Sollte die Entscheidung zu Gunsten von Herne ausfallen, ist für beides das Funkenberg-Quartier vorgesehen.
Professor Bernd Kriegsmann, Präsident der Hochschule Gelsenkirchen, erläuterte, worin die hochschulpolitische Innovation besteht: Es solle ein Masterstudienangebot aufgebaut werden, der völlig anders aufgebaut sei als andere Masterstudiengänge und mit dem die besten Bachelor-Absolventen nach Herne geholt werden sollen. Es gebe drei Pfade, für die sich die Studierenden entscheiden könnten: in einem sollen Studierende sofort Richtung Promotion denken können; beim zweiten gehe es um konkrete Umsetzungsprojekte, die in Unternehmen oder Kommunen der Region umgesetzt werden können. Kriegesmann nannte ein Beispiel: Die Flotte eines Unternehmens soll von Verbrennern auf E-Mobile umgerüstet werden. Dafür könnten die Studierenden völlig neue Konzepte entwickeln. Im dritten Pfad soll Studierenden das unternehmerische Denken mit auf den Weg gegeben werden. Kriegesmann betonte, dass es Ziel sei, eine dauerhafte Finanzierung zu erreichen.
Professor Andreas Wytzisk-Arens, Präsident der der Hochschule Bochum, wies darauf hin, dass die Hochschulen die Region mitentwickeln und transformieren wollen, mit dem Excellence Department könne mehr Schwung entwickelt werden - gerade in den Zukunftsthemen. „Wir wollen Antworten auf die brennenden Fragen unserer Zeit finden und Lösungsansätze zu liefern.“
Jochen Drescher, Kanzler der Fachhochschule Dortmund, zeigte sich ebenfalls stolz, dass die Beteiligten diese Kooperation geschmiedet haben. Dass die Landesförderung zunächst bis Ende 2025 befristet sei, könne man als Herausforderung betrachten, sich im Laufe dieser Zeit unentbehrlich zu machen.
>>> ALLIANZ ERHIELT BEREITS FÖRDERUNG
■ Die Hochschulallianz Ruhr aus den Hochschulen Bochum, Gelsenkirchen und Dortmund hat für ihre Forschungen bereits in der Vergangenheit fast 11,5 Millionen Euro vom Bund erhalten.
■ Die Initiative zu dieser Stärkung der Hochschulkooperation ist im Rahmen der Ruhr-Konferenz im Projekt „ruhrvalley“ angestoßen und kontinuierlich entwickelt worden. Bereits im vergangenen Jahr eröffnete die Allianz aus den drei großen Hochschulen für angewandte Wissenschaften in der Region eine gemeinsame Geschäftsstelle in Herne.