Bochum. Im neuen Forschungsbau ZGH an der Ruhr-Uni Bochum ist Werkstoffforschung in ganz neuer Präzision möglich. Diese Kosten verursachte der Bau.

Eine begrünte Dachterrasse, staubfreie Reinräume, millionenteure Instrumente und eine anderthalb Meter dicke Bodenplatte – das alles macht den neuen Forschungsbau ZGH der Ruhr-Universität Bochum (RUB) aus. Bei der offiziellen Eröffnung erklären die Forschenden, was der Neubau mit seiner Ausstattung für die Materialwissenschaftforschung der RUB bedeutet.

ZGH Bochum: RUB-Forschungsbau eingeweiht

Optisch mögen das „prächtige Eingangsportal“ und die Dachterrasse auf der dritten Etage zu den Höhepunkten des Neubaus zählen, erklärt Gabriele Willems, Geschäftsführerin des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW, bei ihrer Eröffnungsrede.

Gabriele Willems, Geschäftsführerin des BLB NRW hob bei der offiziellen Einweihung des Gebäudes ZGH an der Ruhr Universität Bochum das „prächtige Eingangsportal“ hervor.
Gabriele Willems, Geschäftsführerin des BLB NRW hob bei der offiziellen Einweihung des Gebäudes ZGH an der Ruhr Universität Bochum das „prächtige Eingangsportal“ hervor. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Doch die tatsächlichen Höhepunkte zeigten sich in den Laboren und Instrumenten, die RUB-Forschenden ganz neue Möglichkeiten der Werkstoffforschung schafften.

Der Forschungsbau ZGH befindet sich zwischen den Gebäuden IA und IB auf dem Campus der Ruhr-Uni Bochum und reiht sich in die I-Reihe zwischen IA und IB ein.
Der Forschungsbau ZGH befindet sich zwischen den Gebäuden IA und IB auf dem Campus der Ruhr-Uni Bochum und reiht sich in die I-Reihe zwischen IA und IB ein. © RUB | Helen Hundt

ZGH an der Ruhr-Uni Bochum – „in technisch höchst anspruchsvolles Gebäude“

„Das ZGH ist ein technisch höchst anspruchsvolles Gebäude“, sagt Willems. Um Grenzflächenforschung „bis zur atomaren Genauigkeit“ zu ermöglichen, musste der Bau besonderen Anforderungen gerecht werden. So musste die Deckenhöhe an den Forschungsgroßgeräten angepasst werden.

Um den Einfluss von Schwingungen auf die Forschungsgeräte zu minimieren, wurde unter einem Gebäudeteil eine 1,5 Meter dicke Bodenplatte verbaut. „Bei normalen Gebäuden ist diese nur 16 bis 30 Zentimeter dick“, so Willems.

Warum das wichtig ist, erklärt Aleksander Kostka, der im ZGH – kurz für „Zentrum für Grenzflächendominierte Höchstleistungswerkstoffe“ – mit einem Transmissionselektronenmikroskop arbeitet. Damit das Mikroskop exakte Ergebnisse liefert, sei es wichtig, dass Vibrationen minimiert werden.

Forscher Aleksander Kostka erklärte Isabel Pfeiffer-Poensgen, NRW-Ministerin Kultur und Wissenschaft die Funktionen des Transmissionselektronenmikroskopes. „Werkstoffinnovationen sind Möglichmacher für eine ganze Reihe von Spitzentechnologien wie für elektrochemische Zellen zur Energiespeicherung in Batterien“, so die Ministerin.
Forscher Aleksander Kostka erklärte Isabel Pfeiffer-Poensgen, NRW-Ministerin Kultur und Wissenschaft die Funktionen des Transmissionselektronenmikroskopes. „Werkstoffinnovationen sind Möglichmacher für eine ganze Reihe von Spitzentechnologien wie für elektrochemische Zellen zur Energiespeicherung in Batterien“, so die Ministerin. © RUB | Kramer

RUB: Exakte Arbeit mit dem Transmissionselektronenmikroskop

Zudem müsse die Temperatur um das Mikroskop herum möglichst stabil bleiben. Ein spezieller Wandaufbau um den Mikroskop-Raum herum verhindere den Einfluss von Magnetfeldern auf das Forschungsgerät. Diese benötigten Voraussetzungen erklärten auch die hohen Kosten des Neubaus.

„Die wissenschaftliche Infrastruktur im ZGH erlaubt es uns, auf wissenschaftlich höchstem Niveau spannende Ergebnisse zu erzielen, die international große Bedeutung finden“, so RUB-Prof. und ZGH-Direktor Alfred Ludwig.
„Die wissenschaftliche Infrastruktur im ZGH erlaubt es uns, auf wissenschaftlich höchstem Niveau spannende Ergebnisse zu erzielen, die international große Bedeutung finden“, so RUB-Prof. und ZGH-Direktor Alfred Ludwig. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

„Damit sich die Magnetfelder der U35 nicht auswirken“ seien diese baulichen Besonderheiten von Nöten, kommentiert Prof. Alfred Ludwig, Direktor des neu eröffneten Zentrums.

Für die Ausstattung und den Bau des Forschungszentrums wurden 40 Millionen Euro bewilligt, die zur Hälfte vom Land, zur Hälfte vom Bund getragen werden. Rund 43 Millionen habe das Projekt letztendlich gekostet, so Ludwig.

Allein die Forschungsgroßgeräte – wie die Atomsondentomografie und das Transmissionselektronenmikroskop – hätten in der Summe weit über zehn Millionen Euro gekostet. „Damit können wir jetzt die Baustoffe und ihre Grenzflächen optimal erfassen und untersuchen.“

Bei der symbolischen Schlüsselübergabe an der Ruhr Universität Bochum auf der – stark verzögerten – Eröffnungsfeier waren (v.l.) Gabrielle Willems (Geschäftsführerin des BLB), Prof. Alfred Ludwig (Direktor des ZGH), Anke Richter vom BLB, Isabel Pfeiffer-Poensgen (Ministerin Kultur und Wissenschaft NRW) und RUB-Rektor Martin Paul anwesend.
Bei der symbolischen Schlüsselübergabe an der Ruhr Universität Bochum auf der – stark verzögerten – Eröffnungsfeier waren (v.l.) Gabrielle Willems (Geschäftsführerin des BLB), Prof. Alfred Ludwig (Direktor des ZGH), Anke Richter vom BLB, Isabel Pfeiffer-Poensgen (Ministerin Kultur und Wissenschaft NRW) und RUB-Rektor Martin Paul anwesend. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka
Mit Tageslicht wird das Eingangsportal des Forschungszentrums ZGH an der RUB in Bochum versorgt.
Mit Tageslicht wird das Eingangsportal des Forschungszentrums ZGH an der RUB in Bochum versorgt. © WAZ | Verena Lörsch