Herne. Herne hofft auf eine weitere Wissenschaftseinrichtung: das „Excellence Department“ der Ruhr-Valley-Hochschulen. Das steckt hinter den Namen.
Erst das Urban Art Center, dann das Forschungszentrum Nachbergbau - am Montag folgte der dritte Teil des Starterpakets, mit dem sich die Stadt Herne um Fördergelder für ehemalige Bergbaukommunen bewirbt: ein Excellence Department. Welche Idee dahinter steckt.
Im Grund geht es um die Weiterentwicklung der Strukturen, die es mit dem Forschungsverbund „Ruhr Valley“ bereits seit einigen Jahren in der Stadt gibt, bislang aber in der breiten Öffentlichkeit recht unsichtbar geblieben ist. Unter der Bezeichnung haben die Hochschule Bochum, die Fachhochschule Dortmund und die Westfälische Fachhochschule ihre Forschungsaktivitäten in den Bereichen Mobilität, Energie und Digitalisierung gebündelt. Im vergangenen Jahr wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, mit der untersucht werden sollte, ob es möglich ist für diese Aktivitäten ein sogenanntes Ecxellence Department aufzubauen und ob Herne ein geeigneter Standort dafür sei. Antwort auf beide Fragen: Ja.
Zwölf Professuren und bis zu 320 Studenten
Stellvertretend für die drei Hochschulen erläuterte Prof. Jürgen Bock, Präsident der Hochschule Bochum, was sich hinter der Begriff verbirgt. Die Idee bestehe darin, einen gemeinsamen Fachbereich aufzubauen, der sich bedarfsorientiert auf die drei Themenbereiche fokussiert, die eine bedeutenden Rolle im Ruhrgebiet spielen. Bereits bei der Ruhrkonferenz sei diese Idee vorgestellt worden. Die Idee werde von einer Vielzahl an wichtigen Akteuren der Region unterstützt, sei es die Bezirksregierung, die Industrie- und Handelskammern, der RVR oder die Handwerkskammern. Am Fachbereich würden Lehrveranstaltungen im Rahmen eines neu zu entwickelnden Masterstudiengangs durchgeführt. Personell könnte das Excellence Department zwölf Professuren beinhalten, hinzu kämen Mitarbeiter. Pro Jahrgang könnten 80 Studenten beginnen, sodass bei vier Semestern irgendwann 320 junge Menschen in Herne studieren würden.
Bock betonte, dass es sich bei dem Excellence Department nicht um ein Projekt handele, dass nach einer gewissen Anzahl von Jahren wieder ende. „Es handelt sich um eine Dauereinrichtung.“ Die solle auch zeigen, dass es nicht nur in der Grundlagenforschung Exzellenz gebe, sondern auch in der angewandten Forschung.
Herne will zeigen, dass es einen Campus bilden kann
Nach ersten Berechnungen würden für die Einrichtung rund 5000 Quadratmeter Fläche für Labore und Büros benötigt - den Standort hat die Stadt bereits fest ins Auge gefasst: das Funkenberg-Quartier. Dort würde auch das Forschungszentrum für Nachbergbau seinen Platz finden und im günstigsten Fall die Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung, um die Herne mit drei anderen Städten konkurriert. In diesem Fall soll die erste Vorauswahl bis Ende April vorgenommen werden.
So könnte in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs ein ganzer Campus entstehen, so der OB. „Wir zeigen, dass wir könnten, wenn man uns lässt.“ Kämen alle drei Einrichtungen, könne man über gemeinsame Einrichtungen wie Hörsäle oder Mensa nachdenken.
Für das Excellence Department werde Herne eine Summe von 25 Millionen Euro aus dem 5-Standorte-Programm beantragen, so der OB. Hinzu kämen 40 Millionen für das Forschungszentrum Nachbergbau und zwölf Millionen Euro für das Urban Art Center. Die Vorhaben dieses Starterpakets könnten wesentlich dazu beitragen, eine signifikante Veränderung der Wirtschafts- und Sozialstruktur der Stadt auszulösen.
Wie die Chancen auf Realisierung stehen, vermag Dudda noch nicht einzuschätzen. Am Mittwoch werden die Projekte im sogenannten Strukturstärkungsrat vorgestellt. Der entscheidet darüber, welche Projekte weiterverfolgt und am Ende vielleicht realisiert werden können. Es sei nicht sicher, ob am Mittwoch eine Entscheidung getroffen wird, so Dudda. Allerdings sei er vom Regierungspräsidenten, dem NRW-Wissenschaftsministerium und dem Vorsitzenden des Strukturstärkungsrats ermuntert worden zu zeigen, dass Herne liefern kann. Beim Schnüren des sogenannten Starterpakets habe man sich an der Vorgehensweise orientiert, wie sie in den Braunkohlerevieren gewählt worden sei.
>> DAS FÜNF-STANDORTE-PROGRAMM
■ Um den vom Kohleausstieg besonders betroffenen Kommunen Perspektiven im Strukturwandel zu eröffnen, wird die Bundesregierung in Nordrhein-Westfalen fünf Standorte von Steinkohlekraftwerken bis 2038 mit maximal 662 Millionen Euro unterstützen.
■ Herne ist einer der Standorte, die die zusätzlichen Fördermöglichkeiten in Anspruch nehmen können. Weitere sind Gelsenkirchen, Duisburg, Hamm und der Kreis Unna.
■ Die Umsetzung des Programms und die Fördermittelzusagen erfolgen durch das Land NRW. Ein strategischer Beirat und ein Strukturstärkungsrat bewerten entsprechende Vorschläge