Herne. Aus für eine Wohnbebauung in Herne: Am Wananas sollen nun doch keine neuen Eigenheime entstehen. Warum das für einige ein Grund zur Freude ist.

Auf 13 neuen Bauflächen sollen in Herne und Wanne-Eickel bis zu 200 Eigenheime und 475 Wohnungen entstehen – das hat der Rat der Stadt im Mai 2017 auf Vorschlag der Stadt beschlossen und diesen Grundstücken damit im Rahmen des sogenannten Programms zur Entwicklung von Wohnbauflächen (WEP) höchste Priorität eingeräumt. Ein potenzielles Baugebiet in Wanne muss nun komplett aus dieser Liste gestrichen werden. Nicht alle dürften sich über diese Entwicklung ärgern.

Konkret geht es um die in Nachbarschaft des Wananas gelegene Grünfläche an der Franzstraße/Am Freibad. Die ursprünglichen Pläne der Stadt sahen hier die Errichtung von bis zu acht Eigenheimen bzw. Doppelhaushälften vor. Dafür hätten im Gegenzug 31 geschützte Bäume sowie „wildes“ Grün weichen müssen, was Kritik bei Bürgern und in der Ratsopposition auslöste.

Das endgültige Aus für die Bebauungspläne ist nach Angaben der Stadt auf drei Gründe zurückzuführen. Konkret: auf den Widerstand von Eigentümern angrenzender Grundstücke, auf den erforderlichen Schutzabstand zu einer Fernmeldeleitung und vor allem auf den in Wanne besonders großen Notstand bei den Kita-Plätzen. Eine neue Kindertagesstätte wird die Stadt nun auf der Fläche bauen. Außerdem soll in diesem Bereich eine echte Grünwegeverbindung entstehen – so wie es die Grünen bereits 2017 gefordert hatten.

In Wanne fehlen besonders viele Kita-Plätze

Die Größe der zu errichtenden Kita ist von der Stadt inzwischen von fünf auf sechs Gruppen erweitert worden. Warum, das wird in der vom Jugendamt im Februar 2021 vorgelegten Kita-Planung mehr als deutlich. Demnach hat Wanne nämlich aktuell die schlechteste Versorgungsquote aller vier Stadtbezirke. In Zahlen: Im U3-Bereich kommen auf 1037 Kinder nur 234 Plätze; die Quote von 22,6 Prozent liegt damit weit hinter den angestrebten 42 Prozent zurück. Und: Im Ü3-Bereich beträgt die Quote nur 81,7 Prozent.

Eine weitere neue Kita für Wanne

Im Jahr 2022 soll im Bezirk Wanne noch eine weitere neue Kindertagesstätte mit sechs Gruppen in Betrieb gehen, kündigt die Stadt an.

Dann soll nämlich auch die geplante Einrichtung am Drögenkamp eröffnen. Die Kita soll genauso viele Plätze wie die an der Franzstraße haben. Nämlich: 100 bis 110 Betreuungsplätze, davon 30 im U3-Bereich und 70 bis 75 im Ü3-Bereich.

Wie groß der Druck bei der Schaffung neuer Betreuungsplätze ist, wurde im März 2020 deutlich: Trotz einer „Corona-Zwangspause“ für die Politik wurde damals eine Sitzung des zuständigen Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie einberufen, um die Beratungsfolge für den Bebauungsplan einzuhalten und somit eine Eröffnung der Einrichtung zum Start des Kita-Jahrs 2021/2022 zu ermöglichen. Durch eine erneute Änderung des Bebauungsplans mit dem endgültigen Verzicht auf eine Wohnbebauung kann die Kita zwar nun sogar auf bis zu 110 Plätze erweitert, die Eröffnung aber aufgrund der mehrfach überarbeiteten Pläne erst im Sommer 2022 mit einjähriger Verspätung gefeiert werden.

Bezirksbürgermeister freut sich über neue Kita

Die konkrete Frage, ob auch Fehler der Stadt zu dieser Entwicklung geführt haben, lässt die Planungsverwaltung offen bzw. gibt über Stadtsprecher Christoph Hüsken diese Antwort: „Das Planverfahren wurde nach den Vorschriften des Baugesetzbuches durchgeführt. In der Bauleitplanung ist erforderlich und auch nicht unüblich, die – sich während des Planverfahrens ergebenden – neuen Sachverhalte hinreichend zu würdigen und die Planung entsprechend anzupassen.“

Bezirksbürgermeister Uwe Purwin freut sich über den Bau einer neuen Kita.
Bezirksbürgermeister Uwe Purwin freut sich über den Bau einer neuen Kita. © SPD

Klarer drückt sich Bezirksbürgermeister Uwe Purwin aus. „Ich freue mich, dass auf der Fläche eine Kindertagesstätte gebaut wird“, sagt der Sozialdemokrat zur WAZ. Auch die Erweiterung bzw. Vernetzung der Grünflächen sei für Wanne positiv zu bewerten.

Schließlich: Wie viele Bäume nun gefällt werden müssen, kann laut Stadtgrün derzeit noch nicht beziffert werden. Was Fachbereichsleiter Heinz-Jürgen Kuhl aber sehr wohl signalisieren kann: Es würden deutlich weniger als 31 sein.