Herne. Klimaschutz: Herne passt das Altbaumkonzept an und fällt weniger Straßenbäume. Wo das geschieht und warum es an einigen Standorten Streit gibt.

Im März 2019 hat die Stadt eine Prioritätenliste mit 20 Straßen vorgelegt, in denen zahlreiche Bäume gefällt und durch Neupflanzung von geeigneteren Baumarten ersetzt werden sollten. Die Politik gab damals grünes Licht, doch inzwischen rudert Stadtgrün etwas zurück – nicht zuletzt aus Klimaschutzgründen.

Bereits 2017 nahm Stadtgrün die Erstellung dieses sogenannten Altbaumkonzepts in Angriff. Vorausgegangen waren zahlreichen Klagen von Anwohnern und Politikern, die sich über Beeinträchtigungen und Schäden auf Bürgersteigen und an Häusern durch Straßenbäume beschwerten. Mit Hilfe eines Punktesystems ermittelte die Verwaltung für jeden Stadtbezirk die Straßen mit dem größten Handlungsbedarf. Die Prioritätenliste sollte aufgrund begrenzter finanzieller Mittel nach und nach abgearbeitet werden, so das Ziel.

Bezirkspolitiker folgen Vorschlag der Herner Verwaltung

Bei der auf politischen Druck (insbesondere aus der CDU) von Stadtgrün zunächst in Angriff genommenen Blücherstraße in Horsthausen wurde nach längerer politischer Debatte 2020 schließlich nur ein Baum entfernt, der eine Einfahrt versperrte. Der Fällung von drei weiteren Platanen und dem drastischen Rückschnitt der Kronen von insgesamt 17 Bäumen erteilte die zuständige Bezirksvertretung Sodingen eine Absage. Die Mehrheit im Bezirk folgte damals dem fachlichen Rat von Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl, der vor „massiven Schädigungen“ durch den Rückschnitt warnte.

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Auch in diesem Jahr nimmt die Verwaltung Korrekturen am Altbaumkonzept vor. Auf der Thorner Straße in Sodingen sollen nicht mehr wie geplant 20, sondern nur noch vier Bäume gefällt werden: eine Esche, eine Birne, zwei Kiefern. Im Gegenzug soll eine schmalkronige und schädlingsresistente Ulmen-Art (Columella) gepflanzt werden. Die Bezirksvertretung Sodingen folgte in der jüngsten Sitzung diesem Vorschlag.

Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl will den Klimaschutz bei der Umsetzung des Altbaumkonzepts stärker berücksichtigen.
Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl will den Klimaschutz bei der Umsetzung des Altbaumkonzepts stärker berücksichtigen. © FUNKE Foto Services | Sabine Hahnefeld

Diese Änderung basiere auf den Erfahrungen mit trockenen Sommern, dem „gestiegenen Wert von Altbäumen“ und ihrem „hohen ökologischen Nutzen“ für das Stadtklima, erklärt die Verwaltung. Und auch künftig sollen ökologische Aspekte stärker berücksichtigt werden. „Bei der Erstellung des Altbaumkonzepts hatte der Klimaschutz noch nicht eine so große Rolle gespielt“, räumt Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl auf Anfrage der WAZ ein. Die Stadt werde künftig mit „modifizierten Beschlüssen“ in die Bezirksvertretungen gehen.

Fällungen auf der Rolandstraße werden vorgezogen

2022 steht die Rolandstraße auf der To-do-Liste. Die Straße wird auf Wunsch der Bezirksvertretung Eickel und gegen die Empfehlung von Stadtgrün vorgezogen. Laut Altbaumkonzept sind anschließend in Wanne die Albertstraße (ursprüngliche Planung: 45 Eschen), die Wittenbergstraße in Eickel (9 Platanen), die Eckstraße in Herne-Mitte (15 Platanen) und die Sodinger Konradstraße (4 Platanen) an der Reihe.

Und auch die Blücherstraße rückt erneut in den Fokus. Für die nächste Sitzung des Bezirks Sodingen am Mittwoch, 1. Dezember (ab 17 Uhr in der Akademie Mont-Cenis), hat die CDU die Straße im Feldherrenviertel auf die Tagesordnung gesetzt. Die Christdemokraten verweisen auf einen Ortstermin mit Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs und Mike Hoffmann aus dem OB-Büro im Mai, bei dem die Verwaltung sich „zum wiederholten Male ein Bild über die durch die Platanen verursachten Schäden“ unter anderem in Kellerräumen habe machen können.

Gleichzeitig bestehe die Gefahr von Schäden an Gas- und Wasserleitungen, „die die Verwaltung wohl noch nicht im gebotenen Maße in Blick genommen hat“. Die CDU erhebt indirekt, aber sehr deutlich den Vorwurf, dass die Stadt auf der Blücherstraße ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht nachgekommen sei.

>>>13 weitere Straßen auf der Prioritätenliste

Für 13 weitere Straßen sieht die Stadt ebenfalls Handlungsbedarf; dieser sei jedoch nicht so groß.

Im Einzelnen: Bezirk Wanne: Franzstraße, Gerichtsstraße, Rathausstraße. Eickel: Harkortstraße, Günnigfelder Straße, Narzissenweg. Herne-Mitte: Beckumer Straße, La-Roche-Straße. Sodingen: Gysenbergstraße, Werderstraße, Landwehrweg, Schleusenweg, Wilhelm-Busch-Straße.