Herne. Chronologie einer (fast) unglaublichen Herner Geschichte: das Ringen ums Hallenbad - vom SPD-Coup übers Bürgerbegehren bis zum Ratsbeschluss.

Es ist viel passiert: das Ringen ums Hallenbad Eickel – die Chronologie einer (fast) unglaublichen Herner Geschichte.

Oktober 2019. Ein Coup: Die SPD holt Horst „Hotte“ Schröder für die Kommunalwahl 2020 ins Boot. Der populäre Musiker, der sich schon seit Jahren mit den Wanner Mondrittern für die Schwimmausbildung in Herne engagiert, soll als Parteiloser im Bezirk Wanne kandidieren. Genossen bestärken den Seiteneinsteiger darin, sich für den Erhalt des 1954 eröffneten und seit 2016 endgültig geschlossenen Hallenbads Eickel einzusetzen.

Das Hallenbad im März 2022: An dem 68 Jahre alten Wanne-Eickeler Gebäude nagt der Zahn der Zeit.
Das Hallenbad im März 2022: An dem 68 Jahre alten Wanne-Eickeler Gebäude nagt der Zahn der Zeit. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Oktober 2020. Horst Schröder zieht über die Liste der SPD in die Bezirksvertretung Wanne ein.

Juni 2021. Schröder beklagt, dass die SPD ihn beim Kampf um den Erhalt des Bades im Regen stehen lasse. Er zieht die Konsequenzen und verlässt die Bezirksvertretung. Im Interview mit der WAZ sagt er: „Ich hatte das Gefühl, dass ich für die SPD nur ein Zirkuspferd war.“

August 2021. Die von Schröder mitangestoßene Initiative „Wiederinbetriebnahme Hallenbad Eickel“ kündigt ein Bürgerbegehren an. Die Stadt erklärt deren konkretes Ziel der Wiederinbetriebnahme für unzulässig, weil der einst vom Rat gefasste Beschluss für den Wananas-Neubau gleichzeitig auch die Schließung des Bades beinhaltete.

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September 2021. Die Stadt bietet der Initiative das Hallenbad überraschend für 60.000 Euro zum Kauf an, stößt aber auf Ablehnung. Schröder erklärt, dass am Bürgerbegehren festgehalten wird und fordert die Verwaltung erneut auf, Fördermittel für die Sanierung zu akquirieren.

Im November 2021 lud die Stadt Herne die Presse ins alte Hallenbad ein, um den schlechten Zustand des Gebäudes zu dokumentieren.
Im November 2021 lud die Stadt Herne die Presse ins alte Hallenbad ein, um den schlechten Zustand des Gebäudes zu dokumentieren. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

November 2021. Die Initiative formuliert nun für ihr Bürgerbegehren das Ziel, dass der im Sommer 2021 vom Rat beschlossene Verkauf der maroden Immobilie und des Grundstücks an die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) rückgängig gemacht werden soll. Nachdem Verwaltung und Rat diese Formulierung durchwinken, beginnen Schröder & Co. mit der Sammlung der erforderlichen 5974 Unterschriften. Die Stadt schätzt die Sanierungskosten derweil auf rund 20 Millionen Euro. Ein Abriss des 1954 errichteten Gebäudes sei alternativlos, so die Botschaft.

Februar 2022. Nach Ablauf der Fünf-Wochen-Frist legt die Initiative 10.771 Unterschriften vor, erforderlich sind „nur“ 5974. Nach Prüfung durch die Verwaltung steht fest: Mit 9619 gültigen Unterschriften wird das Quorum für das Bürgerbegehren erreicht bzw. weit übertroffen. Nun ist der Rat am Zug: Lehnt er das Bürgerbegehren ab, kommt es zum Bürgerentscheid, das heißt: Alle Hernerinnen und Herner sind zur Abstimmung aufgerufen.

Mehr als 10.000 Unterschriften für den Erhalt des Hallenbades Eickels sammelte die Herner Initiative unter anderem, (von links) Horst „Hotte“ Schröder, Ingeborg Müller-Schuitz (2. von links) und Susanne Adami (rechts). Hier bekundet der Bürger Bernfried Obst in Wanne per Unterschrift seine Unterstützung.
Mehr als 10.000 Unterschriften für den Erhalt des Hallenbades Eickels sammelte die Herner Initiative unter anderem, (von links) Horst „Hotte“ Schröder, Ingeborg Müller-Schuitz (2. von links) und Susanne Adami (rechts). Hier bekundet der Bürger Bernfried Obst in Wanne per Unterschrift seine Unterstützung. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

März 2022. Neue Wendung: Die Stadt schlägt dem Rat vor, dass ein privater Investor auf dem Areal des Hallenbads ein Wohn- und Geschäftshaus mit Lehrschwimmbecken bauen soll, damit Schulen und Vereine mehr Schwimmflächen zur Verfügung haben. Voraussetzung für einen entsprechenden Beschluss des Rates ist, dass das Bürgerbegehren zuvor angenommen wird. Die Initiative pocht auf den Erhalt des Hallenbads und stellt in Aussicht, ein neues Bürgerbegehren zu starten.

15. März 2022, 16 Uhr. Der Rat entscheidet ...