Herne. Horst Schröder verrät im Interview, warum er für die SPD antritt, welche Ziele er hat und was er als „König von Wanne-Eickel“ sofort machen würde.
Plötzlich Politiker: Der SPD-Ortsverein Wanne hat Horst Schröder alias „Graf Hotte“ für die Kommunalwahl am 13. September 2020 als Kandidat für die Bezirksvertretung Wanne aufgestellt. Mit WAZ-Redakteur Lars-Oliver Christoph sprach der 57-Jährige darüber, wie es dazu kam und was er politisch bewegen möchte.
Warum wollen Sie für die SPD in der Bezirksvertretung Wanne Politik machen?
Horst Schröder: Wie Sie wissen, bin ich politisch interessiert. Und ich bin von der SPD gefragt worden.
Wann war das?
Einige SPD-Politiker sind Ende August nach der Veranstaltung „Röhlinghausen bewegt sich“ auf mich zugekommen. Sie wollten wissen, ob ich mir das vorstellen könnte.
Wie fiel Ihre erste Reaktion aus?
Ich war natürlich erst einmal baff. Damit hatte ich im Leben nicht gerechnete. Aber ich muss auch sagen: Es hat mich ein bisschen stolz gemacht.
Mussten Sie sich sofort entscheiden?
Nein, nein. Die SPD hatte mir zwei Wochen Bedenkzeit gegeben; ich sollte mir das ganz in Ruhe überlegen. Ich muss ja schauen, wie ich das zeitlich geregelt kriege. Und das Café am Heimatmuseum, das ich mit meiner Frau führe, ist ja auch nach einem Jahr noch in der Aufbauphase - fertig ist man ja nie.. Ich habe mir dann aber gesagt: Wenn nicht jetzt …
Haben Sie bereits politische Erfahrung?
Ich sage ganz ehrlich: Politik ist für mich Neuland. Aber Politiker wachsen nun mal nicht an den Bäumen und ich bin der Ansicht: Irgendwie kann man das lernen (lacht).
Sind Sie denn Mitglied der SPD?
Nein, ich habe noch nie einer Partei angehört. Ich war früher aber beim sozialistischen Jugendverband Falken. In Zeltlagern und all so’n Kram. Also vorgeschädigt, könnte man sagen (lacht). Die SPD hat mir gesagt, dass eine Mitgliedschaft in meinem Fall keine Bedingung wäre für ein Bezirksmandat.
Könnten Sie sich denn vorstellen, in die Partei einzutreten?
Nein, das habe ich erst einmal nicht vor.
Welche Reaktionen gab es auf die überraschende Nominierung durch die Wanner SPD?
Bisher gab es fast nur positive Reaktionen. Ich hatte mich eigentlich darauf eingestellt, dass mehr negative Kommentare kommen, vor allem im Internet. Das war - mit zwei Ausnahmen - nicht der Fall. Die überwiegenden Reaktionen waren: „Glückwunsch!“ und „Alles Gute!“.
Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, welche Themen Sie in der Bezirksvertretung ansprechen wollen?
Für die Themen, für die ich in den vergangenen Jahren persönlich gestanden habe: für Bildung, Kinder und Soziales. Und natürlich auch - je nach Anlass - zur Bebauung in Wanne.
Sie trommeln schon seit Jahren für einen bewirtschafteten Wohnmobil- und Campingplatz am Kanal. Wird das künftig auch ein Thema sein?
Na klar. Eine solche Einrichtung würde der Marke Wanne-Eickel einen Schub geben. Das werde ich weiter im Blick haben. Es standen ja auch eigentlich fast alle hinter dieser Idee.
Bis auf die Verwaltung.
Ja, bis auf die Verwaltung. Und die ist wohl noch immer eher gegen einen Wohnmobilplatz. Die Politik muss sich hier durchsetzen. Das ist beim Cranger Weihnachtszauber ja auch gelungen.
Wenn Sie nicht der Mondritter, sondern der König von Wanne-Eickel wären: Was würden Sie von heute auf morgen ändern wollen?
Ich würde sofort das Hallenbad in Wanne-Eickel wieder öffnen. Für ältere Menschen, die sich im Wananas nicht so zurechtfinden. Für Kinder: fürs „Seepferdchen“ und für die Schwimmausbildung. Und natürlich für Vereine und Schulen. Es fehlen einfach Wasserflächen in Herne, weil viele Lehrschwimmbecken geschlossen worden sind. Und wenn irgendwo ein Hausmeister ausfällt, ist sofort Feierabend.
Wie bewerten Sie die Entwicklung von Wanne-Eickel in den vergangenen Jahren?
Eher durchwachsen. Vieles ist eingeschlafen. Irgendetwas muss passieren. Ich kann es bis heute nicht begreifen, dass der Vorschlag zur Stärkung der Marke Wanne-Eickel nicht aufgegriffen worden ist. Ich bleibe aber weiter am Ball.