Herne. Die Stadt Herne will auf dem Gelände des Hallenbads Eickel ein Haus mit Lehrschwimmbecken bauen. Warum die Initiative den Vorschlag kritisiert.

Vor einigen Tagen hat die Stadt einen Vorschlag für das Hallenbad Eickel präsentiert, damit Schulen und Vereine in Herne mehr Schwimmflächen zur Verfügung haben. Ein Investor soll das ehemalige Hallenbad Eickel abreißen und auf dem Grundstück ein Wohn- und Geschäftshaus mit einem Lehrschwimmbecken bauen.

Diese Idee bezeichnet Horst Schröder alias Graf Hotte als „Blödsinn“ und „ärgerlichen Versuch, den Bürgerwillen zu umgehen“. Denn: Zum einen sei neue Wohnbebauung in dem Stadtteil nicht nötig, „es gibt dort bereits viele leerstehende Wohnungen“, so Schröder. Zum anderen sei das Lehrschwimmbecken nicht ausreichend für die Bedarfe, die es in der Stadt beim Thema Wasserflächen gebe. So könne in einem Lehrschwimmbecken – wie der Name schon sagt – nur schwimmen gelernt werden. Schwimmen zu üben oder als Sport auszuüben, sei hingegen nicht möglich.

Initiative will das ehemalige Hallenbad sanieren

Die Initiative „Wiederinbetriebnahme Hallenbad Eickel“ hat einen anderen Plan für das ehemalige Hallenbad: Sie will das Bad nicht abreißen, sondern sanieren und als sogenanntes Variobad wieder in Betrieb nehmen. So soll ein „inklusiver Kulturort Schwimmen“ entstehen. Das Bad soll inklusiv und barrierefrei sein, aber auch für die Ausbildung von Schwimmlehrern, zum Schwimmen lernen von Kindern und für das Vereinsschwimmen genutzt werden können. „Seinerzeit hat das Hallenbad 40 Prozent des Schul- und Vereinssport abgedeckt“, sagt Architekt Jürgen Köhne.

Horst Schröder, vorn, und Mitglieder der Bürgerinitiative übergaben im Januar der Stadt die Unterschriftenlisten.
Horst Schröder, vorn, und Mitglieder der Bürgerinitiative übergaben im Januar der Stadt die Unterschriftenlisten. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Er hat einen Plan erstellt, wie das ehemalige Hallenbad durch eine Sanierung neu genutzt werden könnte. „Vor allem die Barrierefreiheit ist wichtig“, sagt er. Diese könne durch einen Funktionsanbau an der rechten Seite des Bades gegeben sein, in dem Umkleiden und ein barrierefreies Treppenhaus Platz fänden. Zudem könne ein Café an der Stelle des heutigen Eingangs entstehen, die ehemalige Kasse könne zu einer Bar umgewandelt werden. Das große Becken müsse erneuert werden und könne anschließend mit einer Hubbodentechnik ausgestattet werden, durch die es möglich sei, das Becken in drei Bereiche einzuteilen und die Böden auf unterschiedliche Höhen zu verstellen, erklärt Köhne. So könne es beispielsweise zwei Lehrschwimmbecken mit niedrigerem Boden und ein Becken für die Schwimmer, die vom Drei-Meter-Brett springen wollen, geben.

Initiative schließt zweites Bürgerbegehren nicht aus

Auch interessant

Eine solche Sanierung sei nicht teurer als ein Neubau, „aber auch nicht günstiger“, sagt Köhne. Die Initiative hat eine Kostenschätzung für die Sanierung aufgestellt. Sie basiere auf den Berechnungen des Architektenbüros Modularbeat, das 2019 eine Kostenschätzung für Pottporus erstellt hatte – damals gab es noch die Idee, in dem ehemaligen Hallenbad einen Kulturort entstehen zu lassen. Mit den Kosten für eine neue Schwimmbadtechnik und Baunebenkosten würde die Sanierung laut Initiative etwa 8,3 Millionen Euro kosten. Ein Teil davon könne durch Fördermittel finanziert werden – bei einem Neubau sei das nicht möglich. Die Stadt hingegen geht von 20 Millionen Euro Sanierungskosten aus. Diese Zahl sei jedoch bisher nicht belegt worden, so Köhne.

Und wie geht es jetzt weiter? Über ein Ausschreibungsverfahren mit der Pflicht zum Bau des oben genannten Lehrschwimmbeckens soll der Rat in seiner Sitzung kommenden Dienstag, 15. März, im Rathaus Herne (Ratssaal), abstimmen. Beginn der öffentlichen Sitzung ist um 16 Uhr. Voraussetzung für die Abstimmung ist aber, dass das Bürgerbegehren der Initiative „Wiederinbetriebnahme Hallenbad Eickel“ erfolgreich ist. Darüber stimmt der Rat kurz vorher ab. Zuvor hatte die Initiative etwa 10.000 Stimmen gesammelt, um ein Bürgerbegehren auf den Weg zu bringen.

Sollte tatsächlich für den Plan der Stadt gestimmt werden, werde die Initiative den nächsten Schritt gehen, kündigt Schröder an und schließt ein weiteres Bürgerbegehren nicht aus. „Das geht ja dann nicht anders.“

>> WEITERE INFORMATIONEN: Bürgerentscheid möglich

Und wenn das Bürgerbegehren in der kommenden Woche von der Ratsmehrheit abgelehnt wird? Dann kommt es innerhalb von drei Monaten zu einem Bürgerentscheid.

Dabei sind dann knapp 120.000 Hernerinnen und Herner aufgerufen, über den Antrag der Initiative zur Rückabwicklung des Verkaufs des Hallenbad-Grundstücks von der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) an die Stadt abzustimmen.