Herne. Eis und Schnee haben Herne im Februar 2021 lahm gelegt: Bus und Bahn fuhren nicht, Müll blieb liegen. Nun wurde der Winterdienst nachgerüstet.

Im vergangenen Winter ging in Herne tagelang (fast) nichts: Wegen eines Wintereinbruchs mit Eis und Schnee wurden viele Straßen und Gehwege nicht geräumt, Autofahrerinnen und Autofahrer sowie Fußgängerinnen und Fußgänger blieben stecken. Bus und Bahn fuhren tagelang nicht, auch der Müll blieb in dieser Zeit liegen. Viele Bürgerinnen und Bürger waren sauer – vor allem auf Entsorgung Herne. Wie gut ist das Unternehmen nun für diesen Winter gerüstet?

Das wollten die Piraten wissen und hakten bei der Stadt Herne nach. Sicher sei der schwere Wintereinbruch im Februar ein außergewöhnliches Ereignis gewesen, das in den letzten Jahren so nicht vorgekommen sei, meint Piraten-Ratsherr Lars Wind. „In Zeiten des Klimawandels werden solche Wetterereignisse in Zukunft aber immer wahrscheinlicher“, fügt er an. Deshalb wollte Wind wissen, ob die Stadt für diesen Winter nachgerüstet hat – und wenn ja: wie?

Herne: Weiteres Streufahrzeug, mehr Salz und Räumschilde umgerüstet

An der Sodinger Straße in Herne-Mitte kamen Menschen auch eine Woche nach dem Wintereinbruch nur schwerlich auf den Fußgängerüberweg. 
An der Sodinger Straße in Herne-Mitte kamen Menschen auch eine Woche nach dem Wintereinbruch nur schwerlich auf den Fußgängerüberweg.  © Unbekannt | Szelag

Auch interessant

Wegen der Corona-Pandemie wurde seine Anfrage im Rat, der am Dienstag im Kulturzentrum tagte, nicht mündlich beantwortet, sondern nur schriftlich. Generell sei festzuhalten: Der Wintereinbruch mit seiner schnellen und starken Eisbildung, so Entsorgung-Herne-Chef Horst Tschöke, habe nicht nur sein Unternehmen „vor enorme Probleme gestellt: „Die umliegenden Städte im zentralen Ruhrgebiet hatten die gleichen Probleme zu bewältigen.“ Und er betont: Eine Ausrichtung des Winterdienstes auf einen schweren Wintereinbruch sei außerdem „gebührenrechtlich nicht umsetzbar“, sprich: zu teuer.

Auch interessant

Dennoch sei die Einsatzplanung optimiert worden, sagt Tschöke. So sei ein weiteres Streufahrzeug bestellt worden; wegen der Pandemie könne es aber frühestens im Januar 2022 geliefert werden. Darüber hinaus sei die Lagerkapazität von Streusalz am Betriebshof an der Südstraße um 150 Tonnen ausgeweitet worden. Und: Die Räumschilder an den Streufahrzeugen seien umgerüstet worden, so dass sich nun auch dickere Eisschichten auf den Straßen aufbrechen ließen. Dazu seien die so genannten Schürfleisten ausgetauscht worden, sagt Barbara Nickel, Sprecherin von Entsorgung Herne, zur WAZ. Außerdem sei für die ÖPNV-Strecken in Absprache mit der HCR ein Notbus-Linienplan erstellt worden. Nicht zuletzt sollen für 2023 auch die Streustufen neu festgelegt werden.

Krisenplan für Extremwettersituationen erstellt

„Entsorgung Herne ist auch für einen größeren Wintereinbruch gerüstet“: Horst Tschöke, Chef von Entsorgung Herne.
„Entsorgung Herne ist auch für einen größeren Wintereinbruch gerüstet“: Horst Tschöke, Chef von Entsorgung Herne. © Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Damit nicht genug. Entsorgung Herne habe eine Übersicht über die verschiedenen Verantwortlichkeiten für Straßen, Wege, Plätze, Radwege und Bushaltestellen aktualisiert und die Räum- beziehungsweise Streupläne angepasst. Für Extremsituationen sei dabei ein Krisenplan erstellt worden, der eine Priorisierung von Aufgaben sowie eine Definition von Informationsketten umfasse. Außerdem seien Mitarbeiter geschult worden.

„Entsorgung Herne ist auch für einen größeren Wintereinbruch gerüstet“, stellt Horst Tschöke klar. Seit Anfang Dezember befinde sich das Unternehmen mit rund 40 Mitarbeitern in Rufbereitschaft. Zur Verfügung stünden in Herne nun unter anderem über 900 Tonnen Salz, zehn große Streufahrzeuge und drei kleine Streufahrzeuge, außerdem „verschiedene Handgeräte“ und „Fahrzeuge für Handkolonnen“.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Soleaufbereitung

Neben dem Salz stehen in einem Tank auf dem Betriebshof 30.000 Liter Soleaufbereitung zum sofortigen Gebrauch zur Verfügung, sagt Barbara Nickel, Sprecherin von Entsorgung Herne. Die Winterdienstfahrzeuge könnten damit direkt betankt werden.

Dabei werde eine 21-prozentige Solelösung – ein Gemisch aus Wasser und Salz – verwendet. Solelösung habe Vorteile gegenüber einer so genannten Trockensalzung: Sie wirke, sobald sie auf der Straße aufgebracht wird. Außerdem sei eine gleichmäßige Aufbringung gewährleistet, und durch Reduzierung des Salzbedarfs komme es zu einer Kostenersparnis, außerdem würden Umweltbelastungen reduziert.